U&D Würzburg: „3 Songs“ findet nicht statt

Mitte Dezember wurde mir in einer kurzen Email vom 1. Vorstand des U&D-Vereins Ralf Duggen mitgeteilt, dass die Show „3 Songs“ beim U&D 2013 ersatzlos gestrichen ist und nicht stattfinden wird. Die Entscheidung wurde intern getroffen und kam für mich als Initiator und langjährigen Moderator der Veranstaltung vollkommen unerwartet.

Vor einigen Jahren hatte ich die Idee für die Show vorgeschlagen, weil aus meiner Erfahrung viele Musiker der Region, die noch nicht über ein eigenes Album oder ein abendfüllendes Programm verfügen, so gut wie keine Möglichkeit haben sich vor Publikum zu präsentieren. Genau dies sollte die Show im kompakten Rahmen von 15 Minuten oder 3 Songs (daher der Name) und in kleinster Besetzung bieten. Gemeinsam mit Ralf Duggen habe ich die Show konzipiert und seit 2008 jedes Jahr immer am ersten Abend des U&Ds von 18.00-0.00 (6h) im Zelt geleitet und moderiert. Die Resonanz war schon beim ersten Mal überwältigend, meist war ab spätestens 20.00 das Zelt gut gefüllt, ab 22.00 war es schwer noch einen freien Platz zu finden.

An jedem dieser Abende performten ca. 12-15 Formationen auf der Bühne. Auch von Seiten der Musiker war die Reaktion durchwegs sehr positiv. Während und nach der Show, aber auch in Emails und späteren Unterhaltungen bedankten sich die Beteiligten bei mir für die Möglichkeit im Rahmen von „3 Songs“ vor Festival-Publikum einen Einblick in ihr Repertoire gezeigt haben zu können, aber auch anderweitig wurde die Show und deren musikalischen Inhalte goutiert. Für einige Zeit war am Abschlusstag des ca. zwei Monate später stattfindenden Hafensommers eine Auswahl der Musiker unter der Überschrift „Best of 3 Songs“ ein fester Punkt im Nachmittagsprogramm.

Für mich selbst war ein Abend als Leiter der Show beim U&D eine ziemlich intensive Angelegenheit. Ich musste die Musiker empfangen, begrüßen, ihnen Backstage zeigen, anmoderieren, die nächste Band instruieren, abmoderieren, Absprachen mit dem Technikteam treffen (vielen Dank an dieser Stelle), bei Verspätung einzelner Bands das Programm umstellen, bei kurzfristigen Ausfällen Ersatz finden usw. Trotz dieser Auslastung habe ich an jedem dieser ereignisreichen Abende viel interessante Musik zu hören bekommen und sehr viele, sehr freundliche und sehr engagierte Menschen kennengelernt. Die technischen Niveaus, das künstlerische Selbstverständnis, die musikalischen Stile, die instrumentalen Besetzungen, waren sehr verschieden, aber alle, wirklich alle waren mit Leib und Seele dabei. Das war schön und machte die Show zu etwas Besonderem.

Dass „3 Songs“ nicht mehr stattfindet, bedaure ich sehr. Ich kann die Entscheidung des U&D-Vereins aus inhaltlicher Sicht in keinster Weise nachvollziehen. Mir der Streichung der Show verliert das U&D-Festival einen Programmpunkt der sich durch hohe Individualität, Kreativität und Regionalität auszeichnete und der sowohl bei Musikern, als auch bei Zuhörern große Anerkennung fand. Kosten für Musiker entstanden im übrigen so gut wie nicht, wie üblich erhielt keiner der Beteiligten eine Gage.

Epi-Log: Wie derzeit dem Artikel „Inspiration aus dem Norden“ der Zeitschrift Kulturgut (N°11, S. 34/35) zu entnehmen ist, werden von Seiten des U&D-Vereins keine Kosten und Mühen gescheut durch Reisen nach Island (!) Kontakte zu dortigen Bands herzustellen um diese dann auf dem U&D-Festival in Würzburg spielen zu lassen. Leider ist das kein Witz, sondern die traurige Wahrheit.

7 Gedanken zu „U&D Würzburg: „3 Songs“ findet nicht statt

  1. Dennis, deine Schilderung ist…sagen wir mal…verkürzt.
    Denn der Hintergrund der Entscheidung ist ein anderer – was ich Dir auch geschrieben habe:
    Wir wollten nicht “Drei Songs” streichen.
    Wir haben als Reaktion auf ein sehr problematisches Defizit Konsequenzen ziehen müssen, um das U&D 2013 zu sichern. Welche Konsequenzen das sind, entscheiden nun mal wir U&D-ler, das ist unser “Job” und macht wirklich kein Spass. Ohne jetzt ins Detail zu gehen: Eine (nicht die einzige) Konsequenz war es schließlich, das KinderKulturZelt zu streichen. Das Zelt mit allem Programm, das da drin stattfand. Nicht “Drei Songs”, ein Format, das ich nach wie vor sehr gut und wichtig finde. Vielleicht kann es 2014 wieder stattfinden, ich wünsche es mir.
    Und über diese Entscheidung und den Grund dafür, habe ich dich informiert.
    Was die teuren isländischen Bands angeht (vielleicht allgemeiner formulieren: der ausländischen Bands, denn aus Island kam letztes Jahr genau eine…): Erstens gucken wir auch da auf die Kosten (Ich sag mal so: Eine hiesige Band kann je nach Besetzung ebenso teuer sein). Zweitens: Wir haben uns für bestimmte Sparmassnahmen entschieden. Ob die richtig oder falsch sind, darüber kann man natürlich streiten. Drittens: Wir halten es für wichtig, neben den lokalen auch auswärtige Künstler beim U&D zu zeigen. Viertens: nach dem derzeitigen Planungsstand des Programms, wird es 2013 keine Band aus Island geben…

    • Ralf, danke für deine Stellungnahme, sie ist …sagen wir mal… ziemlich unlogisch.

      Ich darf kurz zusammenfassen: Ihr wolltet also „nicht ‚Drei Songs’ streichen“, weil es ein Format ist, das du „nach wie vor sehr gut und wichtig“ findest, aber weil ihr als „U&Dler nun mal die Entscheidung trefft“ wurde nicht die Show, sondern das Zelt in dem die Show stattfindet gestrichen und damit dann – uups – leider doch auch die Show.

      Ich weiß jetzt natürlich nicht genau worauf sich die Formulierung „problematisches Defizit“ bezieht, aber ich habe den Eindruck, dass das nicht nur auf finanzielle Angelegenheiten beschränkt ist. Die Absetzung dieser Show steht aus meiner Sicht geradezu exemplarisch für die unerfreuliche Entwicklung, die das U&D-Festival in den letzten Jahren genommen hat und deren Folgen sich inzwischen anscheinend auch finanziell und wie ich meine zu Recht niederschlagen. Wie in meinem Beitrag erwähnt zeichnete sich „3 Songs“ insbesondere durch ein hohes Maß an Individualität, Kreativität und Regionalität aus, es war eine wichtige Plattform für Nachwuchskünstler und wurde von Musikern und Zuhörern sehr gut angenommen. Ich betone auch gerne noch einmal, dass bei den jeweils 6h Programm der Show meines Wissens keine Gagen an die Musiker ausgezahlt wurden, der technische Aufwand war verglichen mit den großen Bühnen gering. Somit können die Kosten nicht das ausschlagende Kriterium gewesen sein.

      Der Qualität dieser nun leider abgesetzten Show steht auf der anderen Seite ein durchaus hoher Grad von unschöner Kommerzialisierung des Festivals in Form von Fressbuden, Halligalli-Bands und teuren Importbands gegenüber. Im Laufe der Zeit dürfte aufmerksamen Besuchern nicht entgangen sein, dass bei dem Festival ordentliche sechsstellige Summen umgesetzt werden, Fördergelder aus diversen öffentlichen und privatwirtschaftlichen Quellen fließen und viele Menschen mit dem Festival gutes Geld verdienen vom Bühnentechniker über den Securitymann bis zum kleinen Zapfer und nicht zuletzt auch dich selbst. Aber es gibt eine bedeutende Ausnahme: Lokale/regionale Musiker, die Menschen die das Festival von Anfang an getragen haben, die haben per Definition nie etwas bekommen. Keine Gage, kein Fahrtgeld, nicht mal ein T-Shirt, etwaige Foto-, Ton- oder Videoaufnahmen (von sich selbst!) mussten sie teuer bezahlen oder darauf verzichten. Wenn denen jetzt die Möglichkeit genommen wird sich im Rahmen von „3 Songs“ zu präsentieren und sie im normalen Programm gegen internationale Konkurrenz antreten sollen, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn das Festival als kommerzielle Unternehmung verstanden wird, ein gewisse Entfremdung einsetzt und in der regionalen Szene eine unschöne evtl. sogar ablehnende Stimmung entsteht. Ich gebe da im übrigen auch vieles von dem wieder, was mir von anderer Seite erzählt wird. Die jungen Nachwuchskünstler der Region haben nun mal keine Lobby und auch viele der etablierten, regionalen Musiker vermeiden verständlicherweise eine offene Meinungsbekundung zu dem Thema, weil sie befürchten damit ihre Chance auf einen Spot beim Festival komplett zu verspielen.

      Und was die Bands aus Island angeht: Wenn das alles gar nicht stimmt, frage ich mich warum das im Januarheft des Kulturgut genauso drin stand. Wurde der Artikel nicht gegengelesen oder gibt es gar unterschiedliche Meinungen zur Ausrichtung des Festivals innerhalb des Vereins? Spielt da vielleicht auch eine gewisse Großmannssucht in Teilen der Programmgruppe mit rein? „So alternativ, so neu, so offen“ (vgl. Artikel S. 35) könnte es in Würzburg auch sein, wenn man die alternative Szene nicht verprellen würde.

      Der Punkt ist nämlich nicht, dass irgendjemand was gegen Bands aus Island hätte, ganz sicher nicht. Der Punkt ist, dass „3 Songs“ abgesetzt wurde und irgendwelche internationalen Bands vermutlich spielen werden. Und das ist eine deutliche Ansage des U&D-Vereins gegen Individualität und Kreativität aus der Region.

  2. Liebe Leser und Kommentatoren,
    Ich freue mich über jeden Kommentar. Habt aber bitte Verständnis dafür, dass unter Pseudonym oder anonym verfasste Kommentare nicht veröffentlicht werden können. Bei einem Kommentar also bitte unbedingt Vor- und Nachname und eine gültige Emailadresse angeben.

    Der Moderator

  3. Ohne die sachlichen Hintergründe beurteilen zu können, muss ich nach der Lektüre dieses Artikels inkl. der Kommentare bis hierher sagen: 1:0 für Schütze 🙂
    So muss die Blogosphäre sein: persönlich, aber doch mit Blick auf eine interessierte Öffentlichkeit. Weiter so!

  4. Irgendwie scheint es mir als würde diese Diskussion in geschlossenen Kreisen ablaufen, dennoch möchte ich gerne eine Sache loswerden:
    Für mich als Besucher des U & D ist es sehr schade, dass die Entwicklung scheinbar dahin geht, dass unbekanntere, aber aus der Region stammende Bands immer weniger Möglichkeiten haben sich zu präsentieren (leider sogar nicht nur in Bezug auf das U & D). 3 Songs hat hier definitiv eine Plattform geboten und ich möchte einmal anmerken, dass dies nicht nur für die Performer eine Chance war Gehör zu finden. Auch als Besucher war es eine Möglichkeit auf “junge” Künstler aufmerksam zu werden und diese dann bei Auftritten in der Region wieder zu besuchen. Ist das nicht das tolle an Honkey Tonk, U & D, am STRAMU in Würzburg usw., dass man diese Momente hat, in denen man sich denkt “Mensch, sind die gut, wie konnte ich die übersehen, bzw. überhören” und man weiß “hey, wieder eine Band, die man mal auf einem Ihrer Konzerte besuchen kann, wieder mal was tolles entdeckt”. Ganz ehrlich, was wollen wir denn? Würzburg hätte soviel zu bieten, wenn man die Nischen dafür bietet, bzw. beibehält. Also ganz ehrlich, für einen schönen musikalischen Abend, an dem ich vielleicht eben mein Feierabendbier genieße, fliege ich doch nicht sonst wohin?

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