Das Leben kann manchmal hart sein.
Am vergangenen Sonntag waren wir bei einem Familienfest in der Nähe von Heidelberg eingeladen. Weil unser Saab zur Reparatur in der Werkstatt stand und bis Freitag nicht fertig geworden war, mussten wir uns ein Fahrzeug von Freunden leihen um hinzukommen. Übergabe, Auftanken, Hinfahrt, hat alles gut funktioniert. Wie geplant kamen wir kurz nach 12.00 am Johanneshof in der Seewaldsiedlung bei Hockenheim an. Auf dem Hof standen bereits meine Frau mit unseren Töchtern, die mit dem Zug vorgefahren war, und andere Verwandte. Schnell auf den Parkplatz gefahren und raus aus dem Auto, während ich abschloss, lud ein Onkel noch Gepäck meiner Frau und eingepackte Geschenke in unseren Kofferraum, Deckel zu, rüber zu den anderen und weiter in die Gaststube.
Dort wurden Getränke und Essen bestellt. Wir unterhielten uns, es war ein schöner Start. Meine Frau, die Kinder und ich hatten eine kleine, musikalische Einlage vorbereitet, nach dem Essen sollte es losgehen. Schnell noch zum Auto und die Instrumente holen. Meine Gitarre und Rucksack mit Noten lagen auf dem Rücksitz, wo ich sie abgestellt hatte, doch der Rucksack meiner Frau, der im Kofferraum abgelegt worden war, fehlte. Hatte sie ihn schon mit reingenommen? Wir suchten alles ab, aber er blieb verschwunden. Weil das Mobiltelefon drin war, riefen wir die Nummer an, aber es war schon nicht mehr erreichbar. Bald war uns klar, dass der komplette Rucksack aus dem Kofferraum geklaut worden sein musste. Ich hatte mit dem Schlüssel die Fahrzeugtüren verriegelt, aber die Heckklappe war wohl unverschlossen geblieben. Wir liefen das ganze Gelände ab, hofften noch auf einen dummen Zufall, aber der Rucksack blieb verschwunden. Später stellte sich heraus, dass auch eine weiße Umhängtasche ohne Inhalt fehlte. Weitere Gegenstände im Kofferraum hatte der Dieb liegen gelassen, bis zum Rücksitz hatte er sich offensichtlich nicht vorgearbeitet.
Leider befanden sich ausgerechnet in diesem rot/orangen Wanderrucksack (Quechua) persönliche und wertvolle Gegenstände. Drin waren Pullover, Schall, Mütze, eine teure Barockflöte von Mollenhauer (ca. 280 Euro), das iPhone meiner Frau und ihr Geldbeutel mit Personalausweis, Bankkarten und Bargeld. Besonders schmerzhaft war, dass sich darin auch das Weihnachtsgeld (300 Euro) von der Oma befunden hat, das für die Geschenke unserer vier Kinder und uns selbst vorgesehen war. Es war unmittelbar vor der Fahrt zum Johanneshof übergeben worden. Jetzt war alles weg.
Als klar wurde, dass es sich um einen Totalverlust durch Diebstahl handelte, war die harmlose Familienfeier natürlich belastet. Es folgte Befragung des Personals, Ablaufen und Abfahren des ländlichen Umfelds, Anruf bei Polizei und telefonische Sperrung der Karten. Meine Frau war am Boden zerstört, tief getroffen, musste immer wieder weinen, die Großmutter verunsichert, die Kinder verwirrt, die Verwandtschaft fühlte mit uns, konnte aber natürlich auch nicht viel tun. Unsere musikalische Einlage entfiel ersatzlos. Was für eine Scheiße.
Es ist das erste Mal, dass ich und mein familiäres Umfeld so schamlos bestohlen worden sind. Jetzt kann man natürlich einwenden: Warum hast du denn nicht sichergestellt, dass alle Türen des Wagens abgeschlossen waren? Ja, warum? Weil es nicht mein Wagen war und ich dachte, dass alles zu ist. Weil ich schnell zu den Verwandten wollte, die auf uns warteten. Weil ich nicht im Traum daran gedacht hätte, dass uns auf diesem Parkplatz auf einem freien Feld bei einem renommierten Landgasthof jemand ans Auto geht. Weil ich noch nie bestohlen worden bin. Weil ich mich weigere mich immer nur vorsichtig und misstrauisch und risikovermeidend zu verhalten. Weil ich daran glaube, dass die allermeisten Menschen gut sind und keine Diebe und anderen nicht weh tun wollen. Deswegen.
Dieser Glaube wurde am Sonntag erschüttert. Und falls ich den Dieb jemals erwischen sollte, erzähle ich ihm, was er mit dem Diebstahl ausgelöst hat und dann versohle ich ihm den Hintern, aber vielleicht ist das gar nicht mehr nötig, weil sein Karma hat er sich natürlich sowieso schon grob versaut.
Meine Frau hat gerade eine ziemliche Rennerei, mal ganz abgesehen vom persönlichen Verlust (Fotos, Filme, Kontakte, Mails, etc.), aber sie steckt es besser weg als ich. Den materiellen Verlust werden wir schon irgendwie stemmen, emotional ist das schon etwas schwieriger. Ich hoffe, dass wir die Geschichte bis Weihnachten etwas verdrängen können und dann einige, hoffentlich friedliche Tage mit Freunden und Verwandten verbringen können. Wird schon wieder. Immerhin haben sie mir meine Gitarre gelassen.
…F… kann ich gut nachfühlen, bestohlen zu werden aus dem Auto oder Haus ist ein brutaler Eingriff in die Privatsphäre, da fühlt man sich total verwundet; ich habe das erleben müssen als sie uns im Urlaub mal den Bus aufgebrochen und eigentlich nur Kleinscheiss geklaut haben (ok der Wein war schlimm) aber es war danach nicht mehr möglich ruhig im Bus zu schlafen und sich beschützt zu fühlen….
als admin kann ich mir eine bemerkung zu verlorene daten natürlich nicht verkneifen; leider müssen in zeiten der cloud die meisten menschen immer erst durch einen verlust die wichtigkeit von sicherungen lernen und das betrifft nicht nur privatpersonen – ok ich bin da vlt etwas paranoid mit RAID und offlineNAS sowie netzbackup, aber bei mir kann nur ein atomkrieg meine daten vernichten, wenn ein rechner und iphone abraucht ist das nur ein materieller schaden.
Beklaut worden ist jeder schon:-(