Anfang der vergangenen Woche war ich für ein paar Tage in München um Familienangelegenheiten zu erledigen. Nachdem das getan war, fuhr ich nach Schwabing und lief meine Runde: Universität, Englischer Garten, Eisbach, Haus der Kunst, Residenz, Staatstheater, Marienplatz, Stachus, Hbf. Diesmal führte mich der Weg durch die Arkaden des Hofgartens zur Fotosammlung des Deutschen Theatermuseums. Ich trat spontan in das kleine Büro und trug eine Archivanfrage zu meinem Urururgroßvater Eduard Schütz(e) vor. Obwohl die Einrichtung in erster Linie auf Fotografien spezialisiert ist, fand sich eine Illustration (1829), auf der mein Ahne und seine Ehefrau (und vermutlich auch meine Urururgroßmutter) dargestellt sind.
Das Bildnis stellt eine Szene aus der Uraufführung von Goethes „Faust“ (Braunschweig, 1829) dar, in der das Schauspielerehepaar Faust und Gretchen spielten. „Faust“ galt damals wegen des Themas und der Länge allgemein als unaufführbar, deswegen dauerte es nach der Veröffentlichung des Dramas ganze 21 Jahre bis man in Braunschweig den ersten Versuch unternahm. 1853 nahm Eduard Schütz(e) seinen Bühnenabschied als Wallenstein, 1859 wurde er künstlerischer Direktor des Hoftheaters Braunschweig. Darüber hinaus verfasste er Prologe, Gedichte, dramatische Abhandlungen und Bühnenwerke. Er starb 1868 in Braunschweig.
Die Ähnlichkeit ist unübersehbar. Also die von deiner Urururoma 🙂
War das dann Charlotte Höffert?
Dein Urururgroßvater war dreimal verheiratet.
Auf Wikipedia steht das Gretchen war Charlotte Sophie Höffert.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Eduard_Schütz_(Schauspieler)
Sie hat auch einen eigenen Eintrag. Leider steht da nichts von etwaigen gemeinsamen Kindern.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Charlotte_Sophie_Höffert
Sehr interessant! Hab ein bißchen auf Wikipedia gestöbert. Mit dieser Henriette Handel-Schütz bist aber nicht verwandt, oder?
Ich erkenne da keinen Zusammenhang.
Bin aber sehr weit verwandt mit dem deutschen Komponisten Max Reger (1873-1916), Geburtsname meiner Großmutter und mein Großgroßonkel oder so. Ist abgesichert, aber habe darüber keine weiteren Informationen.
Das Bärtchen könnte schon gefallen, also wie wärs?! 😉
Muss erst noch meinen Vollbart auftragen.
Der ist zweifellos imposanter als so ein kleines Zwirbelbärtchen
@alle: Die abgebildete Madame in ihrer Rolle als Gretchen in der Uraufführung des „Faust“ (1829) ist Sophie Charlotte Viktorine Höffert (verheiratet Schütz). Sie lebte von 1809-1850, hat 1836 meinen Urururgroßvater geheiratet und ist die Mutter meines Ururgroßvaters Ludwig Heinrich Johannes Carl Schütz(e) (1841-1903). Vor ihrer Schauspielkarriere war sie zunächst Sängerin (Opernsoubrette) und ja, sie ist ganz sicher meine Urururgroßmutter.
(Quelle: Abstammungsurkunde)
..mir gefiel die mündlich überlieferte Anekdote wesentlich besser 🙂
Mündlich überliefert? Welche Anekdote meinst du?
ebendiese! war schöner mit Details ausgeschmückt 🙂 wär ja fast vor Lachen vom Rad gefallen als du es erzählt hast…
Ach so, du meinst meinen forschen Auftritt bei den verstaubten Müchener Archivarinnen. Da belassen wir es lieber mal bei der Mündlichkeit des Vortrags. Nur so viel: Anfangs wollten sie mir ein PDF der Illustration vorenthalten, weil es wegen Copyright und Datenschutz nicht möglich sei, wohlgemerkt bei einer Illustration aus dem Jahr 1829, die in einem Archiv liegt, das von der öffentlichen Hand finanziert wird. Allen Ernstes verlangten sie von mir mich auszuweisen um die verwandtschaftlichen Verhältnisse nachzuweisen, was ja zum Glück kein Problem darstellte. Ich äußerte dann noch, dass sie doch froh sein sollten, dass sich endlich jemand für ihre abseitige Arbeit interessiert. Trotz dieser Anmaßung haben sie mir freundlicherweise das PDF (in geringer Auflösung) zukommen lassen.
Ich glaube nach wie vor, dass ich ein natürliches Recht auf eine digitale Kopie vom Bildnis meines Urururgroßvaters habe, wenn es eingescannt in den Archiven liegt. Wer denn bitte, wenn nicht ich?
Den Roman „Im Eckfenster“, der deinen Urururgroßvater portraitiert, besorgt?
Mal reingeblättert, ist nur eine kleine Passage, er ist keine zentrale Figur.
Jaja der liebe Datenschutz! Den gab es ja 1829 schon
Na, bei dem Bezug zum Reiseschriftsteller Friedrich Gerstäcker hätte ich aber mal ein wenig mehr im ‚Eckfenster‘ gelesen. Derzeit bemühen wir uns in Braunschweig von der Gerstäcker-Gesellschaft um eine Gedenktafel am Hagenmarkt. Eduard Schütz war der Onkel Friedrich Gerstäckers, die Tante war aber die 1830 verstorbene zweite Ehefrau.
@Thomas Ostwald: Danke für den Kommentar & willkommen auf diesem Blog. Dann war mein Urururgroßvater anscheinend ein eingeheirateter Onkel? Wissen Sie noch mehr darüber? Freue mich, wieder von ihnen zu hören. Halten Sie mich (und meine Leser) gerne auf dem Laufenden.