Gestern war ich abends beim jährlichen Festival der Jazzinitiative Würzburg. Am Samstag hatte ich es aufgrund eines eigenen Engagements leider nicht geschafft, dafür immerhin am Sonntag. Angesagt waren drei Bands und anmoderiert wurden sie diesmal vom Freund und Musikerkollegen Stefan Hetzel, dem neuen Festivalsprachrohr der Ini. Er agierte in seiner neuen Rolle erwartungsgemäß gut vorbereitet und bestens gelaunt.
Die erste Band des Abends war die Würzburger Musikhochschulformation „Drei“, die im wesentlichen an Gesang, Gitarre und Klavier wirkte. Das Trio spielte einige eigene Songs, etwas willkürlich herausgepickte Fremdkompositionen (Sesame Street, The wind cries Mary) und ein Lied dessen spanischen Text sie sich auf der Bühne zum besseren Verständnis erstmal selbst übersetzen mussten. Als studierte Musiker beherrschen sie selbstverständlich ihr instrumententechnisches Handwerk. Bzgl. künstlerisch/musikalischer Aussage ist aber noch ordentlich Luft nach oben. Ein etwas präziseres Konzept als „Wir spielen Lieder, die uns gut gefallen“ wäre da sicher hilfreich.
Die nachfolgende Formation Shresz um den Schlagzeuger Eric Schaefer nennt ihr Programm „Who is afraid of Richard W.“ und neu-kontextualisiert Melodien aus dem Werk Richard Wagners. Übersetzt wird vorzugsweise in die etablierten und mittlerweile auch schon wieder fast klassischen Stile Ambient, Dub-Step und Electronic. Bei der Kombination steckt schon etwas Risiko drin. Aber: Das Experiment gelingt. Die Musiker hören und achten aufeinander, improvisieren, experimentieren, erschaffen mit Einsatz von elektronischen Effekten große Stimmungs- und Klangräume. Für mich das interessanteste Set des Abends.
Danach zum Abschluss des Festivals als Höhepunkt der Trompeter Randy Brecker aus dem Mutterland des Jazz. Brecker stammt aus New York und wurde begleitet von dem deutschen „Hammond Trio“ mit Jermaine Landsberger (Orgel), Paulo Morello (Gitarre) und Christoph ‚Funky’ Huber am Schlagzeug. Klassischer, virtuoser, aber durchaus inspirierter Jazz zu später Stunde. Ich bewundere immer wieder das angenehme Understatement und die selbstverständliche Lockerheit im Spiel der US-amerikanischen Vertreter des Jazz. Ein schöner Schlusspunkt für das 29. Jazzfestival. Ich konnte leider nicht bis zum allerletzten Ton bleiben, weil ich am nächsten Tag früh raus musste. Dazu bald mehr.
Ich habe das Festival in sehr angenehmer Erinnerung. Für mich persönlich war das Highlight Eric Schaefer. Er und seine „Mitstreiter“ boten qualitative, höchst intensive Musik. Vorne in der 1. Reihe bekam ich jeden Einsatz mit. Von Eric Schaefer bekam ich sogar unfreiwillig das Armkettchen, das dieser in seinen furiosen Trommelwirbeln von sich schleuderte. Bei der Rückgabe gebrauchte ich dem Bassisten gegenüber das genre-untypische Prädikat „Das war fett!“, was diesem offenbar gefiel: „Dafür arbeitet man als Bassist!“.
Ungeachtet meines persönlichen Favoriten war ich von jedem Beitrag des Festivals auf eigene Weise angetan und kann nur sagen: Es hat sich voll gelohnt!