Gestern bin ich gegen 7:30 aufgewacht, schnelles Fruehstueck im Waffel House, war okay. Danach zuegig los, hatte noch eine ordentliche Strecke vor der Brust, wieder Richtung Sueden auf dem Highway 61, erstmal bis Natchez, dann weiter bis St. Francisville und von da aus direkt nach Cajun Country, ueber ein paar Nebenstrassen rueber zur 190 und dann immer Richtung Westen. In Opelousas fuhr ich ab und legte eine Pause ein. Das Tourismusbuero hatte heute leider schon frueher Schluss gemacht, ich stand zusammen mit zwei anderen Reisenden vor verschlossenen Tueren und wir kamen ins Gespraech. Teresa und Juan stammen aus Spanien und arbeiten schon seit mehreren Jahren an einer Highschool in Baton Rouge. Wir besorgten uns was zu trinken, tauschten Erfahrungen aus und Juan skizzierte mir die gruselige Geschichte dieses Ortes. Sie luden mich sogar ein mit zu ihnen nach Baton Rouge zu kommen und dort zu uebernachten, das war sehr nett, aber ich wollte weiter Richung Sueden, es war spaet geworden, ich wollte mindestens noch bis nch Lafayette kommen und wir verabschiedeten uns. Also weiter Richtung Sueden, aber es wurde schon dunkel und hatte inzwischen angefangen zu regnen. In Lafayette fuhr ich erstmal ab und rein nach Downtown, mal sehen was da heute Abend so los war. Hauptstrasse ist Jefferson, da fuhr ich zuerst hin und sah mich um. Leider keine Livemusik, dafuer rumpelte ich in einen Bart Contest (Facial Hair Contest), ueberall junge und mittelalte Maenner mit sehr langen Baerten, teilweise onduliert, tupiert und in extreme Form gebracht, ich war dagegen glattrasiert, wurde deswegen aber nicht rausgeschmissen, trotzdem war ic irgendwie aussen vor. Also zurueck zum Wagen, wollte eigentlich noch in einen Zydeco Dance Hall (Reisefuehrer) in einem Stadtteil von dem mir ein Einheimischer dringend abgeraten hinzu gehen, egal ich trotzdem hin (‚wo gesungen wird, da lass dich nieder,…‘). War ueberhaupt kein Problem, aber der Dance Hall war geschlossen, augenscheinlich schon laenger und nicht erst seit gestern, bloed jetzt.
Aber zwei Haeuser weiter da ging was, es standen schon einige Autos auf den umliegenden Parkplaetzen und aus der Tuer leuchtete ein einladendes Licht, ich also hin un rein. Lauter nette, gutgelaunte, junge Menschen, ich fragte an der Kasse, was den heute so passieren wird und der Bouncer meinte nur lapidar: „Boom Boom Burlesque“. Aha, ich hatte das Gefuehl, ich sollte als erwachsener Mann dieser Sache mal nachgehen und herausfinden worum es sich da genau handelt. Komischerweise wurde ausgerechnet hier meine ID nicht kontrolliert.Die Show fand statt in einem alten agrarwirtschaftlichen Lagerschuppen namens ‚Feed & Seed‘, der grosse Innenraum war in Eigenarbeit zu einem Veranstaltungsraum mit Theke umgebaut worden, drinnen beste Stimmung, man spuerte schon die Neugier und Anspannung, keiner wusste genau was kommen wuerde. Es dauerte dann noch eine Weile, aber irgendwann ging es los und eine etwas leicht bekleidete junge Dame in Zirkusdirektoruniform uebernahm die Moderation. Geboten wurde eine Show bei der sich einige huebsche Damen, aber auch ein Mann in einer ansprechenden und durchaus kuenstlerischen Art und Weise ihrer Kleider entledigten und sich im weiteren Verlauf von ihrer besten Seite zeigten, aber keine Angst es kam nicht bis zum letzten, insgesamt eine unterhaltsame Nummernrevue mit etwas zotigen und leicht anzueglichen Elementen, burlesque eben, genau richtig fuer das bigotte Amerika und auch ich hatte einen schoenen Abend.Als die Show beendet war, war es schon weit nach Mitternacht. Fuer die paar Stunden nehme ich mir jetzt keine Motel mehr, dachte ich mir und habe dann auf dem Parkplatz der Tourismusbueros im Autos uebernachtet, es hat die ganze Nacht geregnet. Morgen geht’s weiter in die Swamps und dann zurueck bis nach New Orleans. Freue mich schon auf zu Hause, ist langsam gut jetzt mit dieser Herumtreiberei, kann ja nicht ewig so weitergehen.
..und da kann der Bart wieder wachsen, welch ein jammer hättst sonst noch nen Preis dafür mitnehmen können alter Hobo!
@Bernhard: Na, mit dem zarten Flaum, den ich mir hab stehen lassen, waere ich da nicht weit gekommen, das ging bei denen eher so in Richtung ZZ Top plus bunten Tattoos und diversen Body-ercings und Tellerings am Ohr.
Erwachsener Europäer geht in No-Go-Area einer Südstaaten-Stadt einer Sache nach, die sich „Boom Boom Burlesque“ nennt und wird nicht enttäuscht.
Das „aber keine Angst es kam nicht bis zum letzten“ hast Du zur Beruhigung Deiner Liebsten geschrieben – stimmt’s?
@Axel: „…“
gibs halt zu Dennis! Sei ein Mann!! 🙂