Deutsch-türkische Küche und Geschichten sind das Thema des soeben erschienenen Kochbuchs von Feliz Penzkofer. Die Tochter eines kochbegeisterten Deutschen und einer traditionsbewussten Türkin präsentiert rund 100 Rezepte und Erzählungen, die vom Aufeinandertreffen der türkischen und deutschen Koch-, Ess- und Familienkultur handeln. Hier treffen Orient auf Okzident, Fastfood auf Slowfood und Couscous auf Rote Grütze, daraus entsteht eine ungewöhnliche Form deutsch-türkischer Fusionsküche, garniert mit jeder Menge Anekdoten aus dem real existierenden Multikulti-Leben.
Unterteilt werden die Kochanleitungen in die Kategorien „Meze“, „Halbmond-Fastfood“, „Istanbul daheim in Deutschland“ und „Paradies und Engelshaar“ und gemeint sind mit diesen poetischen Umschreibungen Vorspeisen, Variationen von klassischem Streetfood, ‚getürkte’ deutsche Hausmannskost und süße Nachspeisen, also Backwaren, Pudding und Kuchen. Die Rezepte beinhalten keine allzu ausgefallenen Zutaten und Zubereitungsmethoden, herausragend kreativ und dabei doch immer bodenständig sind die Kombinationen von Zutaten und Gewürzen. So entstehen mit relativ überschaubarem Aufwand sehr ungewöhnliche und leckere Speisen, die zu gleichen Anteilen an deutsche Klassiker und osmanische Vorlagen erinnern. Die Neukreationen wirken nie aufgesetzt, sondern ohne Ausnahme harmonisch balanciert und geschmacklich fein abgestimmt. Am Ende wundert man sich, dass nicht schon früher jemand auf den Gedanken gekommen ist, die Kochkulturen zu koppeln. Zwischen den Rezepten streut die Autorin immer wieder kleine Geschichten aus den Familienleben in denen auch immer Omas, Tanten und Freunde eine wesentliche Rolle spielen. Sie haben einen angemessenen Umfang, sind charmant geschrieben und glänzen mit feinem Humor. Insgesamt eine schöne und unterhaltsame Ergänzung zu den Rezeptideen, weil so auch noch einmal der manchmal auch recht widersprüchliche, persönliche Alltag der Autorin zwischen zwei lebendigen Kulturen erzählt wird.
Die Rezepte umfassen Gerichte wie: Paprika-Aprikosen Hummus, Weinblätter im Veggie –Hack, Halal-Bratwurst mit Sauerkraut, Lammburger de luxe, Bohnen-Joghurt-Suppe mit Popcorn, Bohnentopf mit Laugenknödeln, gewickelte Kohlrabiblätter, betrunkene Lammwurst, Köfte mit Spreewaldgürkchen, süße Frauennabel, Orientaler Cheesecake, Schwarzwälder Grießkuchen, süße Döner mit ohne Scharf und Fladenbrotknödel mit Pflaumensauce.
Ein sehr großes Plus ist, dass nicht nur Rezepte und präzise Zubereitungsanweisungen, sondern darüber hinaus auch sehr ansprechende Fotos von den Speisen präsentiert werden (Fotos: Thorsten Suedfels). Hinzu kommen Tipps zu Rezeptvarianten bzw. mit alternativen Zutaten. Der Verlag Gräfe und Unzer garantiert dreifach getestete Rezepte, sicheres Gelingen und eine authentische Rezeptfotografie. Papier, Farben und Druck wirken sehr wertig und stabil, das Layout ist peppig, aber übersichtlich und das wichtigste: Die Rezepte sind machbar, sie funktionieren und schmecken!
Fazit: Ein sehr gelungenes, multikulturelles Koch-, Bilder- und Schmöckerbuch, das bei längerem Gebrauch zu selbsterdachten Neuerfindungen animiert. Das eigenständige Konzept hat einen soliden Ansatz und überzeugt auf der ganzen Linie. Gerne mehr davon. Vielleicht arbeitet die Autorin auch schon an einem Multikulti-Roman. Unterhaltsame Geschichten zu schreiben ist neben dem Kochrezepte erfinden ein weiteres Talent der sympathischen jungen Frau.
„Cook mal türkisch. Deutsch-türkische Rezepte und Geschichten“ erscheint bei G|U und kostet 19,99 €.
Flüssig geschrieben!