Über Kreativität

„Eine wahrhaft kreative Schöpfung ist nicht nur ungewöhnlich, neu oder originell. […] Dazu bedarf es einer gewissen Qualität, die man nur erreicht, indem man das jeweilige Handwerk lernt, […] in ihrer höchsten Ausprägung ist sie stets das Resultat langjähriger Arbeit.“

Bas Kast in: „Und plötzlich macht es Klick! Das Handwerk der Kreativität“ (Fischer 2015, S. 122-23)

13 Gedanken zu „Über Kreativität

  1. Einspruch euer Ehren – als Verfechter des kreativen Laientums, kann auch ein Nichtspezialist – als ungelernter quasi – kreative Schöpfungen vollbringen; entweder selbst oder mit anderen. langjährige Arbeit kann sein – und ist sicher hilfreich dabei – muss aber ebensowenig sein; es gibt nun mal auch Genies, die das mit Genialität hinbekommen! und da kann sich ein nicht so begabter auch noch so plagen; er könnts vileicht als Ausführender der Idee praktisch besser tun, hätte aber die Idee nicht gehabt, sondern nur umgesetzt.
    Plädoyer fürs Team

  2. @dennis: dann definier erst mal was du mit allgemein anerkannt meinst! Spontan fallen mir da so schwäbische tüftler ein, die ja bekanntermassen die patentkönige in D sind; oft kommen die zugegebenermassen beim optimieren erst in den prozess handwerklicher verbesserungen; dann denk ich an it ideen bspw skype, ebay usw, die ganzen garageceepers waren anfangs auch oft nur laien und haben sich die cracks zur umsetzung ihrer ideen geholt.

    • @Bernhard: Ausnahmslos jeder fängt erstmal als Laie an (man wird ja nicht als Experte geboren) und erlernt dann im Laufe der Zeit sein Handwerk, auch der sog. Autodidakt bzw. informelle Lerner (z.B. schwäbischer Tüftler). Vielleicht macht der seine Fortschritte durch Problemlösungen mittels Trial & Error, während andere von Lehrern und aus Büchern die etablierten Herangehensweisen erlernen. Sind verschiedene Wege, führen aber letztlich beide zu handwerklicher Expertise.

      Der Autor des oben erwähnte Zitats kommentiert damit die unbeschwerte Kreativität von Kindern und erklärt warum deren kreative Ideen meist doch nicht allzu viel Gewicht haben: Weil eben die Handwerklichkeit fehlt.

      Glaube auch nicht, das Kreativität in der Gruppe funktioniert, das halte ich für ein Selbstoptimierungsmärchen aus Businessseminaren (auch das hirnverbrannte Brainstormig ist ja längst widerlegt). Im Buch gibt der Autor detaillierte Beispiele dafür wie der Arbeitsalltag anerkannter Kreativer (Charles Dickens, Thomas Mann, Albert Einstein, Ernest Hemingway) ablief, zeitlich sehr reglementiert und getaktet und immer extrem abgeschottet. Interessantes Buch, bestätigt meine eigene Erfahrung.

      Wichtigste Kreativtechnik ist es die Gedanken schweifen zu lassen und sich nicht ständig von Kleinigkeiten ablenken zu lassen. Krampfhafte Konzentration als Willensakt, so wie sie in der Schule erzwungen wird, ist da extrem kontraproduktiv.

  3. bin dabei, aber wie gesagt die umsetzung guter, kreativer oder genialer ideen kann auch ein handwerklicher profi übernehmen (arbeitsteiliges team eben – gibts doch), in personalunion s.o.

    • Es geht hier nicht um die Verwertung eines kreativen Gedankens, sondern um den kreativen Gedanken! Nachmachen ist natürlich immer einfacher.

      Was ist jetzt eigentlich mit deinen Beispielen von kreativen Nicht-Handwerkern?

  4. Das Zitat wäre es wert, diskutiert zu werden.
    Gemeinhin wird Handwerk vorausgesetzt, die langjährige Erfahrung mit dem Material.
    Wieviel an Einarbeitung aber nötig ist, ist umstritten.
    Es gibt ja genug Kreative, die sich immer wieder ganz neuen Feldern zuwenden…vielleicht weil das gerade beackerte Feld von ihnen zu 90 % ausgereizt ist und sie keinen Bock drauf haben, 98% zu erreichen.

    • @Gerhard: Interessante Frage. Der Autor behauptet, man brauche rund 10 Jahre um ein Handwerk solide zu erlernen, das beinhaltet dann wohl Grundausbildung und Erfahrung bis hin zu Meisterschaft.
      In der Erziehungswissenschaft kursiert die Zahl 10.000 Stunden, findet man auch immer wieder in der Musikpädagogik.

      Meiner Erfahrung nach haut das schon ungefähr hin, hängt natürlich auch davon ab in welchem Umfeld das dann passiert (Lehrer, Fachkollegen, Resonanz), aber Talent hat meines Erachtens weniger damit zu tun als allgemein angenommen. Wenn man leidenschaftlich für eine Sache brennt, macht das mangelndes Talent fast schon wieder wett.

      Mir ging’s übrigens so, wie du es bereits angedeutet hast. Habe mich nach intensiven Phasen immer wieder auch neuen Genres zugewandt. Da reicht’s dann wohl in einem Feld nicht zur Meisterschaft, aber es war anscheinend inspirierender für mich als serieller Spezialist und letztlich dann wohl eher Generalist. Sein Interesse kann man eben nicht steuern, sondern muss ihm (im besten Fall) folgen. Was sind eure persönlichen Erfahrungen?

      • Es ist spannender, vieles auszuprobieren, anstatt das letzte Quentchen an Möglichkeiten auszuquetschen.
        Für mich wäre folgende Existenz optimal: Ein guter 400 m-Läufer, Literaturkritiker, Boxtrainer, Philosoph, Künstler, Musiker, Linguist, Fliesenleger….so in etwa, nat. nicht alles gleichzeitig.

        Man kann natürlich immer sagen: Hättest Du Dich in einem Fach noch mehr bemüht, hätte es (noch einmal) „Klick“ gemacht und Du wärest qualitativ eine Stufe höher gekommen. Das mag sein. Aber es kann auch gut sein, daß Du limitierst bist.
        Um eine Sache gut zu verstehen, muß man kräftig Zeit und Mühe investieren – dann ist es aber schon wieder genug damit und man könnte zum Nächsten gehen.

        • @Gerhard: Das müsste man dann biographisch fein durchplanen. In jungen Jahren musikalisches Wunderkind, dann Jungwissenschaftler, danach Spitzensportler (WM, Olympia) sobald der Körper ausgewachsen ist und noch nicht angefangen hat zu altern, im Anschluss sollte man als Banker einen Haufen Geld verdienen damit danach entspannt als Literat oder Künstler reüssieren kann, danach Geisteswissenschaftler, Schachspieler oder Marathonläufer, dann Promotion, Habilitation, Autor von Fachliteratur, erste Biographie, Weltreise, Reiseberichte, Memoiren, Berater, Philosoph, Senator, Ethikkommision, Bundespräsident, Weiser alter Mann. So hätte man die Interessen ideal auf die eigenen Lebensalter verteilt. Ist bei mir nicht ganz nach Plan gelaufen, aber ich bin ja auch noch nicht fertig!

          • @Dennis: Halte mehr davon all diese Etappen in mehreren Leben zu durchlaufen, ungeplant. Et kütt, wie et kütt.
            Ich sehe in dem Erreichen eines absoluten Höhepunktes auf einem Gebiet immer die Gefahr eines anschließenden „Reizverlustes“. Kennt man ja auch von anderen „Tätigkeiten“… 😉 Nee, in echt, Personen, Reiseziele, Fähigkeiten sind nur solange interessant, so lange sie einen emotional berühren. Hat man alles erkannt, genauer betrachtet, erforscht und/oder erreicht, folgt allzu oft Ernüchterung. Ist man erst mal oben angekommen, ist der Moment besonders berührend. In der Folge taucht die Frage, nach dem „und jetzt?“ auf.
            Plane ich meinen Weg, z.B. durch das gezielte erlernen und perfektionieren meines handwerklichen Könnens, ist doch der Erfolg damit ebenfalls einkalkuliert. Ich und andere erwarten etwas von mir. Das Erleben rückt in den Hintergrund. Das Erreichen des Höchsten Zieles – der Perfektion – ist das Ziel. Zu hoch für meine Bedürfnisse. Hierbei halte ich es für ausgesprochen interessanter mich ohne Erwartungshaltung auf Reisen zu begeben, egal in welchen Bereichen.

  5. @Christof folge auch eher dem Ansatz, Masterpläne für ein Leben waren mir schon immer suspekt und die Menschen, die ihnen folgen noch mehr; enjoy the moment and follow your heart

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