Vor etwas mehr als sechs Wochen wurde im Zuge einer OP mein gerissenes Kreuzband im rechten Knie mit einer körpereigenen Sehne ersetzt. Gemäß meinem physiotherapeutischen Nachbehandlungsplan habe ich nun sechs Wochen tagsüber eine post-operative 4-Punkt Orthese getragen, nachts eine Mecronschiene, habe zur Fortbewegung immer Krücken verwendet und das operierte Bein nur mit 20% belastet. Und ich kann sagen: es war genauso lästig, wie es sich liest und wie ich es mir vorab vorgestellt habe. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes behindert, jede Art der Fortbewegung war beschwerlich, wackelig und gefährlich, deswegen bin ich die meiste Zeit daheim geblieben und habe abgewartet. Habe gelesen (Zeitung, Bücher) und Filme angesehen (Spielfilme, Serien, Dokumentation), zum Musik hören fehlte mir die Muse.
Der wöchentliche Besuch bei der Physiotherapeutin auf der gegenüberliegenden Straßenseite war da bereits ein soziales Highlight. Andererseits auch eine Quälerei, nicht nur das hin und her, rauf und runter, sondern auch die Behandlung selbst. Schon beim Reinkommen wurde ich für jede Art von Fehlhaltung getadelt. Ich halte die Krücken falsch, strecke meine Hüfte raus, knicke das Knie nicht genug, mache ein O-Bein. Nicht mal die Schuhe habe ich richtig an- und ausgezogen. Auch beim Setzen, Legen oder Aufstehen von der Liege machte ich anscheinend alles falsch. War aber alles gut gemeint. Anfangs war auch nicht viel mit Übungen oder so, ich wurde massiert, gelympht und etwas gestreckt, dann waren die 20 Kassenminuten auch schon wieder rum. Auf dem Heimweg fühlte es sich meist etwas besser an als auf dem Hinweg. Über Weihnachten und Silvester war die Praxis geschlossen, also wurschtelte ich vor mich hin. Anfang der fünften Woche lief ich ganz langsam ohne Krücken einmal um den Blog, äh Block (400m) und büßte das am nächsten Tag mit leichtem Schmerz und einer erneuten Anschwellung des betroffenen Knies.
In der sechsten Woche habe ich die Krücken in der Wohnung langsam weggelassen und diesmal war es richtig, hatte keine Schmerzen mehr. Sogar duschen statt baden war wieder möglich. Schwellung geht weiterhin langsam zurück, ist aber immer noch deutlich erkennbar (bis runter zu den Zehen). Muskeln im Oberschenkel haben beträchtlich abgebaut, ist aber mehr zu sehen als zu spüren. Ab dieser Woche (7.) bin ich wieder allen beruflichen Verpflichtungen nachgekommen, hat gut funktioniert, muss nur immer extra viel Zeit einplanen, damit keine Hektik aufkommt. Abschlussuntersuchung im König-Ludwig-Haus, Würzburg war kurz und schmerzlos, läuft anscheinend alles nach Plan. Krücken und Bauchspritzen darf ich jetzt offiziell weglassen, die Macronschiene in der Nacht ebenso, nur die 4-Punkt-Orthese soll ich außer Haus weiterhin tragen, die Bewegungsmaße (bisher 0-90°) wurden jedoch freigegeben. Ab achter Woche darf ich wieder Radfahren, ich kann es kaum erwarten und hoffe, dass es nicht zu kalt wird, schneit oder glatt ist. Ab 4. Monat lockeres Lauftraining auf ebenem Boden (bin ich nicht scharf drauf), ab 5.-6. Monat Sprints, Seitwärts-Laufen und Sprünge.
Hat letztlich alles ganz gut geklappt, jetzt passe ich auf, dass es auch so weiter geht, immer langsam und geduldig. Wird schon, es bewegt sich endlich wieder was.
Klingt gut 🙂