Ella Mills ist eine britischer Foodbloggerin. Seit 2015 hat sie fast jedes Jahr ein Buch zum Thema Ernährung / Zubereitung / Kochen veröffentlicht. Nun (2022) erscheint „how to go plant-based“ in deutscher Übersetzung. Beim Verlag gab man sich nicht mal die Mühe den englischen Originaltitel zu übersetzen.
Das Buch besteht aus einem einleitenden Theorieteil und dem Praxisteil (Rezepte & Fotos). Erste Erkenntnis: Ella Mills ist keine Köchin, keine Gastronomin, keine Ernährungswissenschaftlerin, sie ist eine Kunsthistorikerin aus begütertem Hause, die sich aus persönlichen Gründen mit dem Thema Ernährung beschäftigt und daraus ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt hat. Um ihre Seriosität zu beweisen umgibt sie sich mit sieben „Experten“, die vorgestellt werden, aber bei denen vollkommen unklar ist, welchen Beitrag sie zum Buch leisten, bzw. ob sie überhaupt irgendetwas beitragen außer den eigenen Namen.
Weitere Erkenntnis: „plant-based“ ist nicht vegan oder vegetarisch. Unter „pflanzenbasiert“ versteht Mills nach eigener Aussage „hauptsächlich pflanzlich“, aber vor allem nicht industriell-prozessierte Lebensmittel. Der Genuss von Tierprodukten, Fisch und Fleisch sollen eingeschränkt werden, sind aber nicht verboten. Sie spricht davon, dass sie bis zu ihrer eigenen Ernährungsumstellung viel Fastfood, Fertigprodukte und hochprozessierte Produkte gegessen hätte. Frisches Obst und Gemüse zu kaufen und das eigene Essen selbst zuzubereiten scheint für sie ein gänzlich neues Konzept gewesen zu sein. Man hört von solch unnötiger Entfremdung aus einkommensschwachen, ungebildeten Schichten, in dem hier beschriebenen Ausmaß scheint es ein speziell britisches Phänomen zu sein.
Der einleitende Teil beschreibt einige Aspekte der vorgelegten Idee, die letztlich so neu gar nicht ist. Man nennt es: ausgewogene Ernährung. Weniger Zucker/Kohlenhydrate, mehr Gemüse, Fleisch und Fisch in Maßen, alles möglichst frisch und selbst zubereitet. Ganz einfach eigentlich. Mills tut so, als sei das eine revolutionäre Erkenntnis. Naja, für sie vielleicht.
Es folgen ca. 100 Rezepte, zum Teil interessant, aber oft aufwändig bzw. auch unverhältnismäßig: Erstes Rezept für Frühstück ist ein gebackener Beeren-Porridge (45 Min. Backzeit plus ca. 15 Min Zubereitung). So lange warten meine Kinder nicht auf ihr Frühstück, vielleicht mal am WE, wenn der Koch früher aufstehen will. Oder: selbstgemachter Schoko-Haselnuss-Aufstrich. Da würde ich gerne mal zusehen, ob sich die Kinder die flüssig-fettige Soße auf’s Brot träufeln, einfach nicht praktisch. Kann man sich auch in guter (Bio-)Qualität kaufen, wenn’s denn wirklich sein muss.
Besser ist da der Teil über Soßen und Dips, aus dem Topf und dem Ofen. Allerdings steht im Untertitel „für dich und deine Familie“ und beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass sich Kinder über gebackenes Wurzelgemüse, Orzo-Zucchini-Gemüse oder Gemüsetarte mit marinierten Zwiebeln freuen.
Das Buch ist aus einer sehr persönlichen, britischen Perspektive verfasst. Als etwas kocherfahrener Festlandeuropäer dürften die allermeisten Rezepte so oder so ähnlich in fast jedem Kochbuchregal stehen bzw. innerhalb der Familie überliefert sein. Und wer sich pflanzenbasiert ernähren will, der braucht nicht dieses Buch, sondern dreht beim nächsten Einkauf eine Extra-Runde zur Gemüsetheke oder geht gleich zum Gemüsemarkt in der eigenen Stadt, kauft’s frisch und unterstützt dabei noch den regionalen Bauern.
Das gebundene Buch erscheint im Berlin Verlag, hat 288 Seiten und kostet 25 Euro.