Robert Meier ist Archivar, Publizist und Lehrbeauftragter an der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg. Seit vielen Jahren hält er Vorlesungen und veröffentlicht wissenschaftliche Fachbücher zur Geschichte Würzburgs, Wertheim, Hohenlohe. Zuletzt erschien „Julius Echter (1545-1617)“ (2017), ein Taschenbuch zu Leben und Wirken des mächtigen und einflussreichen Würzburger Fürstbischofs.
Als ausgebildeter und aktiv tätiger Archivar bringt der Autor geradezu ideale Voraussetzungen für das historische Thema mit, seine Herangehensweise ist aber keineswegs buchhalterisch trocken, sondern, ganz im Gegenteil, sehr frisch, aktuell und lebendig. Nach der knackigen Einleitung folgen acht Kapitel, die die Figur Echter, sein Wirken und seine Zeit aus verschiedenen Perspektiven betrachten: 1. Familie und Ausbildung, 2. Wahl und Weihe, 3. Der katholische Fürst, 4. Bildung und Bilder, 5. Katholisch im Alltag, 6. Spitäler und Soziales, 7. Reichsfürst und Landesherr, 8. Hexenprozesse. Es folgen eine kurze Schlussbemerkung und ausführliche, zugänglich formulierte Anmerkungen.
Obwohl gerade mal 168 Seiten lang wird der Mensch Julius Echter umfangreich betrachtet. Größtes Verdienst der Schrift ist die Neubewertung historischer und neu erschlossener Quellen und die verständliche Erklärung der wesentlichen Inhalte. An etlichen Stellen werden historisch überlieferte Sachlagen nachjustiert oder gar gänzlich korrigiert. Der Schreibstil ist klar und zeitgemäß, gar nicht akademisch gekünstelt, sondern sehr gut les- und nachvollziehbar.
Meier erklärt immer wieder auch die historischen Umstände und Gegebenheiten der Zeit, setzt ins Verhältnis, betrachtet die ausgewählten Quellen aber auch durchaus kritisch. Er beschreibt wer, was und für wen geschrieben und verfasst wurde, welche Interessen dahinter lagen, was erreicht oder verhindert werden sollte. Erwähnt wird das folgenreiche Konzil von Trient, dessen weitreichende Beschlüsse vom jungen Fürstbischof Julius Echter oftmals gegen die Interessen der Domherren durchgesetzt wurde. Echter tritt hier als gebildeter Intellektueller und ausgebildeter Jurist hervor, der verwaltungsrechtlich versiert eine klare Linie hatte und auch konsequent und allen zur Verfügung stehenden Manövern durchsetzte. In seine Zeit fallen epochale Entscheidungen, die damals revolutionär wirkten und bis heute nachhallen: Gründung des Juliusspitals, Neugründung der Universität, Gründung des Priesterseminars, verwaltungstechnische Reorganisation des Hochstifts, Durchsetzung von Dekreten, Erlassen und Gesetzen, Formulierung und Durchführung einer neu geregelten, einheitlichen Glaubenslehre, allerdings auch Maßnahmen gegen Protestanten, Juden und vermeintlichen Hexenglauben.
Gerade bei letzterem wurden Echter schwere Vorwürfe gemacht, die Meier näher beleuchtet und zu dem Urteil kommt, dass er weniger beteiligt war als in einigen Veröffentlichungen behauptet. Die Quellenlage ist da zum Teil unübersichtlicher als bisher bekannt, so wurden ihm Urteile unterstellt, die nach neuesten Kenntnissen gar nicht in seinen Herrschaftsbereich fielen. Im Zent Remlingen wirkte er beispielsweise mäßigend auf den Prozess ein und erwirkte die Freilassungen der Beschuldigten. Die horrenden Vorfälle in Gerolzhofen fielen andererseits in den Verantwortungsbereich eines gewissen Hausherrn und waren von Würzburg aus schwer nachzuvollziehen oder zu kontrollieren.
Fazit: Meier ist mit dem Büchlein ein lebendiger und zeitgemäßer Beitrag zu einer aufregenden Epoche der Geschichte der Stadt und des Hochstifts Würzburgs gelungen, der noch dazu originelle Blickwinkel und Einschätzungen aufgrund neuester Forschungen liefert. Es gelingt ihm scheinbar mühelos, nicht nur Figur und Wirken der Hauptfigur zu beleuchten, sondern auch dem Leser ein Grundgefühl für die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit und sogar den sensiblen Umgang mit historischen Quellen zu vermitteln. Mehr kann man von einem Taschenbuch kaum erwarten und sich nur wünschen, dass sich Meier mit diesem interessanten Ansatz weiterhin historischen Themen widmet. Ein höchst lesenswertes Büchlein, allen Würzburgern und Unterfranken dringen zur Lektüre empfohlen!
Das Taschenbuch hat 168 Seiten, erscheint im Verlag echter und kostet 15 Euro.