Nach etlichen Reisen in verschiedene Regionen der USA wollte ich schon seit einigen Jahren endlich auch einmal ein im Osten gelegenes, muslimisches Land besuchen. Nach einem passenden Ziel musste ich nicht lange suchen: Auf nach Istanbul, zum alten Konstantinopel und Byzanz, der Stadt der Städte, wo Osten und Westen, Orient und Okzident, Asien und Europa aufeinander treffen. Nach etwas einführender Lektüre (Bussmann/Tröger, Strittmatter) und innerfamiliärer Logistik ging es am letzten Sonntag für eine knappe Woche los. Von Frankfurt dauert das mit dem Flieger gerade mal 3h und vom Flughafen Atatürk ist man in weniger als einer Stunde mitten in der Stadt. Wir hatten uns auf einen Tipp aus dem Freundeskreis dazu entschlossen unseren Aufenthalt zweizuteilen: Drei Tage im touristischen und mit Sehenswürdigkeiten regelrecht zugestellten Stadtteil Sultanahmet (südlich vom goldenen Horn) und drei weitere Tage im modernen, angesagten Stadtteil Beyoglu (nördlich vom goldenen Horn, direkt über Galata). Wir hatten kein Hotel gebucht, sondern sind am Abend unserer Ankunft in einem vorab ausgesuchten Gebiet (südlich vom Hippodrom) eine gute Stunde von Hotel zu Hotel gezogen, haben Zimmer und Dachterrassen besichtigt und uns dann für das ansprechendste Angebot entschieden („Saba Hotel“). Frühstück gibt’s da mit herrlichem Blick auf den Bosporus direkt auf der hauseigenen Dachterrasse.
Am ersten wie auch an jedem weiteren Tag wurden wir pünktlich um 6.00 von den Gesängen des Muezzins aus der nahegelegenen Blauen Moschee geweckt. Jeden Tag überlegte ich im Halbschlaf was schlimmer ist: Christliche Glocken oder muslimische Gesänge. Und schlief darüber jedes Mal wieder ein ohne eine Antwort zu finden. Wir besuchten dann pflichtgemäß erstmal die Blaue Moschee, den Großen Bazar und die Zisternen (von den Römers angelegte unterirdische Wasserspeicher), die Hagia Sophia (früher Kirche, dann Moschee, heute Museum) und die etwas höher gelegene Süleymaniye Moschee mit einem wunderbaren Blick auf die ganze Stadt.
Mitte der Woche zogen wir dann um ins modernere Stadtviertel auf der anderen Seite des Goldenen Horns. Mit der Straßenbahn über die Galatabrücke ging das ganz einfach und flott. Über die Musikalienhändlerstraße Galipede Caddesi ging es zu Fuß bergauf bis in den Stadtteil Beyoglu. Wir checkten (wieder ohne Buchung oder Reservierung) ein in das „Grand Hotel de Londres“, das 1892 errichtet wurde und noch immer würdevollen imperialen Glanz ausstrahlt. Der Ort ist legendär, es wurden dort schon viele Filme (u.a. „Crossing the Bridge – The Sound of Istanbul“ von Fatih Akin) gedreht und das historische Ambiente wirkt wie aus der Zeit gefallen. Man wird von Pagen in Livree bedient, es gibt eine Hotellobby mit uralten Möbeln, einem sprechenden alten Papagei („Hallo!“) im Käfig und eine gut bestückte Hotelbar. Trotzdem gibt es natürlich auch frei zugängliche Computer und offenes WLAN. Wir konnten uns die Zimmerkategorie „Economy“ leisten und genossen für drei Tage Hotelurlaub im historisch-kosmopolitische Stil, Frühstück inkl.
Tagsüber spazierten wir zwischen Taksim-Platz und Galataturm herum, besuchten kleine Boutiquen und Ausstellungen, speisten in kleinen, kantinenartigen Speisesälen, tranken Tee mit geschäftstüchtigen Händlern, waren an einem Abend mit der Schiffsfähre auf dem asiatischen Teil der Stadt (Kadiköy) und hörten orientalische Straßenmusik. Abends besuchten wir ein Konzert des Blue Note Künstlern Jose James im angesagten Club „Babylon“ um die Ecke, ein Abend Tangotanzen im „333“ und am letzen Abend waren wir in einem Konzert der grandiosen türkischen Band „Gevende“ im İstanbul Kültür Sanat Vakfı.
Für’s Hamam und den geplanten Besuch eines Spiels eines Istanbuler Fußballvereins hat es dann aus organisatorisch Gründen nicht mehr gereicht. Bereits von Deutschland hatte ich aber bei dem lokalen Beckenhersteller „Bosphorus“ per Mail nachgefragt, ob ich mal zur einer Besichtigung der Fabrik und einem kleinen Interview für meinen Blog vorbei schauen könnte. Am vorletzten Tag unseres Aufenthalts wurde ich dann tatsächlich von einem freundlichen Mitarbeiter in meinem Hotel abgeholt und hingefahren und habe vor Ort den kompletten und sehr archaischen Produktionsprozess eines hochwertigen Beckens von Gießen über Walzen, Drehen und Hämmern im Detail verfolgen dürfen. Darüber wird in Kürze ein eigener, umfangreicher Artikel auf diesem Blog (mit Fotos) veröffentlicht. Des Weiteren ist noch eine Fotostrecke von den Ladenfronten diverser Istanbuler Musikalienhändler entstanden, die auch demnächst und ausschnittsweise veröffentlicht wird. Soviel erstmal. Allaha ismarladik!
interesting- thanx for sharing. cannot wait to follow on the next post!