Buchtipp: „Grundeinkommen statt Urheberrecht?“ von Ilja Braun

GrundeinkommenDas Buch erschien im Februar 2014 bei transcript und trägt den Untertitel „Zum kreativen Schaffen in der digitalen Welt“ (ISBN 978-3-8376-2680-3, 21,99 €). Der Autor Ilja Braun ist freier Autor und Journalist, er hat für das Urheberrechtsportal iRights.info geschrieben und gehört der Redaktion des Magazins CARTA an.

Nach einer kurzen Einleitung folgen zehn klar strukturierte Kapitel in denen Stück für Stück auf das im Titel formulierte Thema hingearbeitet wird. Jedem Kapitel ist ein ca. halbseitiges Abstract vorangestellt in dem wesentliche Fragen und die thematische Grundidee des folgenden Textes zusammengefasst sind.

Fragt man sich am Anfang noch wie die Themen Urheberrecht und bedingungsloses Grundeinkommen zusammenhängen, so wird das im Verlauf der Lektüre immer klarer.
Braun beginnt mit einer knappen Zusammenfassung der ursprünglichen Idee des Urheberrechts und erklärt anschließend die rechtlichen und wirtschaftlichen Arbeitsbedingungen von Urhebern in der heutigen, digitalen Welt. Er streift dabei auch die heiklen Themen Kunst und Markt, Selbstvermarktung, intrinsische Motivation, Flatrate, Netzneutralität, Datenschutz, Privatsphäre, DRM u.a. Bei diesen im öffentlichen Diskurs zumeist äußerst ideologisch besetzten Themen bleibt Braun auffällig nüchtern, sachlich und matter-of-fact. An keiner Stelle wird es tendenziös, auch sehr angenehm ist, dass der gesamte Text komplett ironie- und anspielungsfrei ist und ohne nur einen Anflug von Sarkasmus auskommt. Alle Beschreibungen, Erklärungen und Argumente sind äußerst plausibel und logisch und werden im Anhang durch aktuelle und seriöse Quellen belegt.

Ab dem siebten von zehn Kapiteln geht es dann ans Eingemachte. Auf dem Prüfstand steht die Kulturflatrate in Form von Bezahlsystem, Vergütungsmodell oder Gesellschaftsvertrag. Alle Ideen werden umfassend vorgestellt und ihre Stärken und Schwächen aufgezeigt. Im achten Kapitel geht es um die Idee eines öffentlich-rechtlichen Internets als Erweiterung der bereits bestehenden öffentlich-rechtlichen Bereiche Funk und Fernsehen. Hier dürfte auch dem letzten Bürger klar werden wie gut die ursprüngliche Idee von öffentlich-rechtlicher medialer Grundversorgung einmal gewesen ist und wie verkommen, verkorkst und versaut das aktuelle System seit vielen Jahren geworden ist. Braun gibt hier einige praktische Anregungen wie dem entgegengewirkt und gleichzeitig kulturell wertvolle Produktionen angeregt werden könnten. Trotzdem kann auch hiermit die Entlohnung von Urhebern nicht umfänglich geregelt werden.

Es ist schon erstaunlich wie im letzten Kapitel des Buches dann alle Fäden zusammenlaufen und die Utopie eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle (nicht nur Künstler) zur einzigen umsetzbaren und vernünftigen Lösung in einer digitalen Welt wird. Dem Autor ist dabei durchaus bewusst, dass sein Vorschlag realpolitisch z.Z. nicht umsetzbar ist. Es schließt mit den Worten: „Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde für alle Mitglieder der Gesellschaft leisten, was das Urheberrecht einst für eine kleine Schicht von Privilegierten zu leisten versprach, ohne dieses Versprechen je zu erfüllen: Es würde die Freiheit der Individuen absichern, schöpferisch produktiv zu sein, ohne deshalb um das tägliche Brot bangen zu müssen. Es stellt sich modernen, postindustriellen Gesellschaften kaum eine vornehmere Aufgabe.“

Fazit: Ein Buch, das nicht nur für Urheber oder sonstige Kreative, sondern für alle mündigen Bürger in einer digitalen Welt höchstinteressant sein sollte. Die Zusammenhänge zwischen den auf den ersten Blick z.T. sehr unterschiedlichen Themen werden in einer gut lesbaren, unakademischen Sprache prägnant und auf den Punkt erklärt und die Situation, Probleme und mögliche Lösungen verständlich dargelegt. Der Autor Ilja Braun hat sehr gute, wichtige, aufklärende Arbeit geleistet für die man ihm nur danken kann, dicke Empfehlung.

Ein Gedanke zu „Buchtipp: „Grundeinkommen statt Urheberrecht?“ von Ilja Braun

  1. Ich bin kein wirklicher Insider in künstlerischen Berufen, heißt, ich habe nie von meinen Erzeugnissen künstlerischer Art leben müssen. In manchen Bereichen habe ich dennoch etwas Einblick. So z.B. in der Keramik.
    Beim jährlichen Besuch eines „Töpfer“-Markts sties ich letztes Jahr auf jemanden, der die Ausstellungstätigkeit ganz aufgegeben hat, weil er für sich nur 2 Euro Stundenlohn errechnen konnte. Wenn man dann dazu so manch wunderbares Stück sieht und weiß, es wird sehr wahrscheinlich NICHT verkauft, dann tut das weh. Daher wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen eine Hilfe zum Durchatmen und Dranbleiben – und zudem ein Garant, daß noch Besseres geschaffen werden kann.

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