Simon-Philipp Vogel über „Take Five“

Von Simon-Philipp Vogel

Akustische Tanz und Cocktailmusik versprechen die Musikstudenten auf Ihrer Website und schicken sich seit nunmehr fast 20 Jahren an jenes Versprechen zu halten. Die EP Take Five ist die zweite Veröffentlichung im EP-Format und insgesamt die fünfte Veröffentlichung der Band rund um Frontmann Dennis Schütze.
Die Ankündigung Ende letzten Jahres mutete zunächst etwas zweifelhaft an. Schütze beschreibt auf seinem Blog die Arbeiten an einer zweiten EP als (gingen sie) “…unerwartet leicht von der Hand…“ und die “überschüssige Zeit” habe man genutzt und habe fünf Jazz Standards „…nachgeschoben“. Wurde hier etwa „hopp la hopp“ die Zeit im Studio ausgenutzt, denn „wenn man schon mal da ist“ könne man noch eine halbgare zweite EP einspielen? Mitnichten!
Mit „Take Five“ wurde nicht nur ein bekannter Titel als EP Name gewählt, es wurde auch ein Qualitätsstandard vorveranschlagt, den die vier Musiker bei jedem Song aufrechterhalten. Insbesondere “Mercy, Mercy, Mercy” weiß zu überzeugen, beginnt der Titel doch mit den bekannten Worten von John „Cannonball“ Adderley, die der Jazzsaxophonist auf der berühmten Liveaufnahme 1966 an sein Publikum richtete. Dieses mal jedoch in der Person von Dennis Schütze, der mit amerikanischen Akzent ausgestattet, die Einleitung vollführt und nicht wie Adderley seinerzeit seinen Pianisten benennt, sondern Schütze seinen Schlagzeuger Sven Lehmkämper. Hier spürt man regelrecht, dass eben nicht eine schnelle Aufnahme in die Mikrophone geblasen wurde, nur um Studiozeit zu nutzen. Hier wurden Details ausgearbeitet um den bekannten Songs eine persönliche Note zu geben, jedoch ohne sie zu verfälschen.
Alle fünf Stücke präsentieren sich in der bekannten Formation, Gitarre (Dennis Schütze), Kontrabass (Friedrich Betz), Schlagzeug (Sven Lehmkämper), Saxophon/Klarinette (Fritz Wenzel). Letzt genannter bedarf eines gesonderten Lobes, da die Arrangements allesamt das Blasinstrument in den Vordergrund stellen und Wenzel diese Herausforderung zu meistern weiß – einen schlechten Bläser hörst selbst der ungeübte Hörer und hiervon können sich die Musikstudenten absolut frei machen.
Die übrigen Nummern „Take Five“, „What A Difference a Day Made”, “It’s Only A Paper Moon” und Tico, Tico”, überzeugen ebenfalls und zeigen das Gespür der Band für die richtige Songauswahl. Einen Wehrmutstropfen gibt es für mich jedoch, der weniger die Qualität der EP betrifft, sondern vielmehr meine Vorliebe für ungewohnte Intonation untermauert. Ich hätte gerne eine männliche Stimme zu „It´s only a Papermoon“ gehört um der großartigen Ella Fitzgerald einen Kontrast gegenüberstellen zu können. Verständnis hierfür habe ich, denn wer würde den Vergleich mit Ihr nicht meiden?
„Take Five“ ist eine gelungene EP, mit einigen schönen Details, die ruhig und besonnen daher kommt und die Stärken der Band – anspruchsvolle Musik für Jedermann – betont. Das Quartett präsentiert sich gut aufeinander abgestimmt und wer das Vergnügen hatte die Band schon einmal live zu hören, weiß, dass die abgelieferte Leistung kein Sonntagsschuss oder gar ein digital zurechtgestutztes Blendwerk ist. Die Musikstudenten mögen zwar den Lehrling im Namen führen, den Gesellenschuhen entwachsen sind sie jedoch längst und dies untermauern sie auch dieses Mal.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert