Buch: „Das Stille Land“ von Tom Drury

1331_TitelRuecken_Drury_StilleLand.inddAnfang des Jahres wurde der Roman „Das Stille Land“ des US-amerikanischen Autors Tom Drury in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Die englische Vorlage („The Driftless Area“) erschien bereits im Jahr 2006 und ist seit 1989 der fünfte Roman des Autors, der in Iowa aufwuchs und mittlerweile in New York City lebt. Im Jahr 2013 veröffentlichte Drury bereits einen weiteren Roman („Pacific“) von dem noch keine deutsche Übersetzung vorliegt. Drury, geboren1959, hat Journalismus studiert, jahrelang für amerikanische Zeitungen und Zeitschriften geschrieben und ab Ende der 1980er Jahre seine ersten Kurzgeschichten veröffentlicht. 1994 erschien sein Romandebut „The End of Vandalism“, das dem amerikanischen Realismus zugerechnet wird und mit einigen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.

In „Das Stille Land“ beschreibt der Autor das provinzielle Leben des jungen Amerikaners Pierre Hunter, zuerst in fragmentarischen Ausschnitten, im Verlauf des Textes verdichtet sich die Handlung und mündet in einen kriminalistischen Plot. Der Roman lässt sich nicht eindeutig einem literarischen Genre zuordnen, am Anfang werden in sich geschlossene, shortstory-artige Passagen aneinandergereiht, dann driftet die Erzählung in einen Coming-of-Age-Roman, wird zur Romanze, zum Roadmovie, zum Kriminalstück, zum Thriller, um schließlich als fatalistischer Esoterikroman zu enden. Dieses unentschlossene Mäandern zwischen verschiedenen Erzählweisen ist spannend und anstrengend zugleich. Der Roman bietet einen leichten Einstieg, kommt dann aber lange nicht in Gänge, die meisten der milieustudienartig angelegten Anekdoten des ersten Teils spielen im weiteren Verlauf keine Rolle mehr, viele Personen werden kurz vorgestellt, aber nicht weiter entwickelt. Sobald der Roadmovie beginnt, wird es spannend, der vielversprechende Mittelteil wird aber nicht entsprechend durchgeführt, der späte Höhepunkt der Erzählung mündet in ein offenes, metaphysisches Ende. Small-town American Gothic trifft auf metaphysischen Thriller.

Fazit: „Das Stille Land“ ist ein etwas unentschlossener, aber doch lesenswerter Kurzroman. Die Übersetzung von Gerhard Falkner und Nora Matocza geht in Ordnung, ist aber nicht herausragend, wohlmöglich liegt das an der etwas provisorischen, erzählerischen Qualität der englischen Romanvorlage. Das Buch erscheint bei Klett-Cotta, hat 216 Seiten und kostet gebunden 19,95 €.

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