New Orleans – Laurel Plantation – Baton Rouge – Natchez

Gestern bin ich frueh aufgestanden, habe schnell gefruehstueckt und dann den Blogeintrag geschrieben. Ich wuerde das Hostel verlassen und wer weiss, wann ich wieder was schreiben kann, wenn ich einmal unterwegs bin. Habe mein Zeug gepackt, mich von den Bekanntschaften verabschiedet und ‚Auf Wiedersehen‘ gesagt, werde am Tag vor meinem Rueckfliug nochmal fuer eine Nacht hier aufschlagen.
Jetzt musste ich mit oeffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen um meinen Mietwagen abzuholen. Auf dieser ca. 10 km langen Strecke kam jetzt nochmal alles zusammen was ich schon in den Tagen vorher erdulden musste. Ich wartete bereits auf das Streetcar ca. 20 min, waehrend auf der entgegengesetzten Strecke ungelogen vier Bahnen mit gut gelaunten Touristen an mir vorbeizogen. Umsteigen an der Canal Street, selbe Geschichte, diesmal konnte ich sogar sehen wie sich am Ende der Strasse die Bahnen stauten, keine fuhr aber endlich mal los, ich konnte es nicht fassen. Endlich ging es weiter, schier endlos gerade aus, immer Richtung Norden auf der Canal Street. Der Fahrer hatte mir zugesichert mir Bescheid zu geben, wenn ich zum Bushalt aussteigen muesste, hat er natuerlich vergessen, aber ich habe aufgepasst und nachgefragt und kam gerade noch raus. Bushalt war aber nicht da, sondern sieben Blocks weiter und ich meine damit nicht deutsche Gassen, sondern amerikanische Blocks, all das mit vollem Gepaeck und meinem Hinkebein. Weitere Reisende hatten sich seit dem Streetcar zu einer kleinen Karawane zusammengefunden, als wir ankamen warteten dort auch schon andere mutige Wanderer mit Reisegepaeck. Ca. 20 Min spaeter kam endlich der Bus und es dauerte weitere 20 Min bis ich beim Flughafen ankam. Warum hier nicht eine oeffentliche Direktverbindung von City zum Airport und zurueck eingerichtet wird, wuerde ich gerne jemandem fragen, aber egal, ab jetzt bin ich ja motorisiert. Gleich zu Alamo, ein paar Formalitaeten, Parkdeck und rein in den Compact SUV. Habe mich fuer einen Nissan entschieden, die Version der amerikanischen Traditionsmarke Ford erschien mir nicht reliable 😉
Vom Flughafen bin ich erstmal auf die andere Seite des Mississippi. Die Beschilderung war mal wieder total irrefuehren, wenn man nicht weiss wo Norden, Sueden, Westen und Osten ist, ist man komplett verloren. Es kommt dazu das der Highway West auch mal eine Weile Richtung Sueden oder Norden fuehren kann. Nach dem Weg sollte man besser auch nicht fragen. Erstens kennen die Leute gerade mal die umliegende Umgebung, kleinere Orte und Staedte mehr als 10km entfernt sind oft unbekannt, zweitens kann man die Anworten oft sowohl phonetisch, als auch navigatorisch kaum verstehen. Manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, es wuerde extra fuer mich ein kleines, absurdes Theaterstueck aufgefuehrt, es war vollkommen irre, habe kein einziges Wort verstanden, nur immer mit dem Kopf genickt und nicht nachgefragt, sonst haette er vielleicht nochmal von ganz vorne begonnen. Dazu kommen Streckenangaben in Minuten Fahrzeit und Geschaefte am Wegesrand als Marker, da hat man als Ortskundiger kaum eine Chance zu folgen. Fahre also viel nach Gefuehl und Orientierungssinn (wo ist die Sonne?), und laeuft gut, seit ich nicht mehr nach dem Weg frage.
IMG_2619Bin zur Laurel Plantation gefahren und habe mich fuer die Tour gemeldet. Kostet 20$, fand ich erstmal ganz ordentlich fuer die Besichtigung eines alten Bauernhofs, aber war definitive das Eintrittsgeld wert. Die Tour war sehr informativ, vieles war vollkommen neu fuer mich. Bei Laurel handelt es sich um eine ehemals grosse Plantage, die von franzoesischstaemmigen Kreolen Anfang des 19. Jahrhundert gegruendet wurde. Es wurde vorwiegend Zuckerrohr angebaut und nebenbei noch franzoesischer Wein importiert. Zeitweise lebten bis zu 300 Sklaven in den Behausungen. Nach dem Buergerkrieg blieben die meisten auf der Plantage. Die Tour basiert auf den Erinnerungen der ehemaligen Besitzerin Laurel, die ihre Lebensgeschichte fuer ihre Kinder und Enkel aufgeschrieben hat. Heute befindet sich das Plantagenhaus im Besitz privater Investoren und wurde aufwaendig restauriert. Bin dann weitergefahren und auf dem Weg noch an einigen weiteren Plantagen vorbei gekommen. Hier das Foto von einem alten Geraeteschuppen am Wegesrand.
IMG_2629Bin dann wieder rueber ueber den Mississippi und weiter nach Baton Rouge, dort bin ich mit dem Auto in den Park um das State Capitol gefahren und habe die milde Abendsonne genossen. Im Radio lief zwei Stunden lang meine samstagliche Lieblingssendung ‚The Prairie Compagnon‘, habe ich von vorn bis hinten angehoert, obwohl es eine Wiederholung einer Liveshow von 2013 aus Lubbock, Texas war.
Es war inzwischen schon fast dunkel geworden, ich fuhr weiter und wollte mir irgendwo zwischen Baton Rouge und Natchez ein Motel suchen, die Gegend war aber so karg und verlassen, dass ich durchgebrettert bin bis Natchez. Untergekommen bin ich im Excellent Inn, alles cool hier, Parken direkt vor der Zimmertuer, so wie man’s gern hat, bin nachts nochmal durch die Strassen gecruist, war aber nicht mehr viel los, frueh ins Bett.
Heute ist Ostersonntag. Ich denke an meine Familie und wie die Kinder im Garten nach Eiern und Suessigkeiten suchen. Selbst hier ist es am Sonntagmorgen etwas weniger betriebsam als sonst. Ich werde jetzt ueber die Bruecke nach Ferriday, Louisiana fahren und dort den Gottesdienst der First Baptist Church besuchen, danach geht’s weiter Richtung Nordosten.

12 Gedanken zu „New Orleans – Laurel Plantation – Baton Rouge – Natchez

    • Ja, das Antibiotikum hat ueber Nacht voll angeschlagen, was fuer eine fantastische Entdeckung! Kann fast wieder normal laufen und habe noch dazu ein Auto, schade nur, dass er gerade regnet, aber auch das geht sicher vorbei.

      Und Danke was das Foto angeht. Es gibt hier soviele morbide Monumente des Verfalls, man muss nicht lange danach suchen. Freue mich jetzt schon auf den Diaabend, dann kann ich noch weitere Bilder zeigen kann.

  1. @dennis: die Trueman-Show ist jetzt vorbei > es wird besser. Noch eine Frage zu New Orléans. Über New Orleans sagt man, daß sie eine der kriminellsten Städte in Amerika sei. Wie war Dein Eindruck dazu?
    Schön, daß Du im Blog an Ostern die Familie erwähnst!

    • @Artur: In New Orleans war ich in den Stadtteilen Uptown, Garden District und French Quarter, da war alles vollkommen normal. In den von dem Hurrikan und dem Hochwasser besonders betroffenen Gebiete bin ich nicht gekommen, sie liegen etwas ausserhalb. Vielleicht drehe ich bei meiner Rueckkehr dort mal eine Runde mit dem Auto. Meine grundsaetzliche Erfahrung ist: Wenn man die Augen offen haelt und keinen Bloedsinn macht, gibt’s eigentlich keine Probleme. Die Amerikaner sind wie immer alle sehr freundlich und hilfsbereit.

      Mit meiner Familie stehe ich per Mail in Kontakt.

  2. Auch noch happy easter von mir, feiert man das dort auch in irgendeiner Form?
    Falls nein kommste so wenigstens um die kohlehydratbombeneier rum!
    Den New Orléans Teil fand ich auch super, guter Plot für ne Short Story.
    Bin gespannt wie der Road movie wird…..
    War das jetzt schon die Katharsis ? Die
    Dramatik scheint schwer steigerbar…..

    • Bernhard: Wenn ich nach der Groesse der Pillen und der Art der Dosierung (2 teaglich, 10 Tage) gehe, kriege ich waehrend meiner Aufenthalts jedenfalls bestimmt keine Infektion mehr. Eine weitere Katharsis muesste aus einer anderen Richtung kommen.

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