Das Buch „34 Tage, 33 Nächte“ über eine Extremwanderung unter speziellen Bedingungen erschien erstmals in gebundener Form im Jahr 2005 bei Frederking & Thaler. Kurz danach wurde eine günstige Taschenbuchausgabe bei Malik National Geographic veröffentlicht, im Jahr 2014 erschien die mittlerweile 6. Auflage. Andreas Altmann hat die Strecke von seinem Wohnort Paris bis nach Berlin zu Fuß und ohne Geld innerhalb von etwas mehr als einem Monat zurückgelegt. Wie bei vielen anderen seiner Reiseberichte hat er sich mit diesen krassen Einschränkungen absichtlich Umstände geschaffen, die Perspektivwechsel und Neubewertungen geradezu erzwingen.
Los geht’s mit einem Rucksack, einfacher Isomatte und Schlafsack, ein paar Zigarillos und ein paar mickrigen Essensresten aus dem eigenen Kühlschrank, die aber rasch aufgebraucht sind. Altmann hat kein Geld und keine Kreditkarten dabei, er hat entlang des Weges auch keine Anlaufstationen in Form von Freunden und Bekannten (mal abgesehen von einer Stippvisite bei einem Inhaftierten). Stattdessen bietet er Passanten um altes oder übriges Essen, Wasser oder eine einfache Übernachtungsmöglichkeit (Scheune, Wiese, Waldstück). Es ist von vornherein klar, dass das kein leichter Weg wird. Ablehnung und blöde Sprüche sind natürlich vorprogrammiert, das dürfte auch Altmann von Anfang an klar gewesen sein. Er ist aber bereit das Projekt selbstlos und ohne Rücksicht auf eigene Verluste bis zum gar nicht so bitteren Ende durchzuziehen. Dafür schraubt er seine persönlichen Ansprüche wirklich auf ein absolutes Minimum zurück, leidet selbstverständlich unter Hunger, Durst, Lärm, Gefahren, den Verlust der Privatsphäre, erfährt Verachtung, verliert seine Würde, beißt sich aber immer irgendwie durch. Auf der anderen Seite erlebt er auch Anteilnahme, Nächstenliebe, Zuwendung, Empathie, oft auch von Menschen von denen man es vielleicht nicht im ersten Augenblick erwartet hätte, was immer wieder zu herzergreifenden Momenten führt.
Die Wanderung führt ihn von West nach Ost durch einen Teil Frankreichs, einen kleinen Abschnitt Belgiens, durch Luxemburg und einmal fast quer durch West- und Ostdeutschland. Er umgeht dabei meist die größeren Städte, bevorzugt das Land. Altmann ist die meiste Zeit mit Wandern und Nahrungsbeschaffung beschäftigt. Natürlich kommt es zu außerordentlich vielen ungeplanten Ereignissen und Begegnungen und zusammen sagen sie viel aus über den Zustand der Gesellschaft im Mitteleuropa unserer Zeit.
Wie auch in vorangehenden und folgenden seiner Werke ist Altmanns Schreibstil flüssig, einfallsreich und eloquent, nie lahm oder langweilig. Er ist ein klassischer Storyteller und am allerbesten, wenn er von dem berichtet, was er selbst durchlebt hat und das mit seiner eigenen, oft außerordentlichen Lebensanschauung verknüpft. Der Text ist chronologisch nach Tagen angeordnet, beginnt mit dem Start der Wanderung am 11. Juni in Paris und endet mit der Ankunft am 14. Juli in Berlin.
Obwohl die Wanderung nun schon mehr als ein Jahrzehnt zurück liegt, hat der Text nichts von seiner Eindrücklichkeit und Relevanz verloren. Wem ein Monat Wanderung zu Fuß und ohne Geld dann doch etwas zu viel Opferbereitschaft abverlangt, der sollte wenigsten dieses sehr lesenswerte Büchlein durchschmöckern. Sehr lohnenswert!
Das Buch hat 249 Seiten, erscheint bei Malik National Geographic und kostet 11,99€.
höhö ich geh mit, wenn du auch gehst, dann wird mir wenigstens nicht langweilig – vielleicht erfahre ich dann auch mal ein paar der legendären Witze von Jürgen Volker oder Jochen 🙂 oder ich mache ein Geschäftsmodell draus als Abnehmtour und lass mir dass ordentlich bezahlen.
Einen hätte ich noch, ich warte 😉