Kochbuch: „Café Cornersmith“ von Alex Elliott-Howery & James Grant

Für gewöhnlich widme ich mich dem Konservieren von Klang, Musik und Geschichten. Im Folgenden geht es um die Konservierung von Lebensmitteln vorzugsweise Obst und Gemüse als Eingemachtes. Komisch eigentlich, dass uns das am Konservatorium nicht beigebracht wurde.
Das „Café Cornersmith“ wurde vor ein paar Jahren von Alex Elliott-Howery und James Grant im Westen Sydneys in Australien eröffnet. Schwerpunkte sind – neben Kaffee und Kuchen – „Frische Saisonküche und köstliches Eingemachtes“. 2015 erschien das dazugehörige Koch- und Einmachbuch (Recipes from the Cafe and Picklery“), ein Jahr später die deutsche Übersetzung.

Nach zwei kurzen, einleitenden Texten präsentiert das Gastronomenpaar auf 270 Seiten viele originelle und appetitliche Speisen. Unterteilt werden die Koch- und Zubereitungsanleitungen in die Kapitel Frühling, Sommer , Herbst, Winter und das Extrakapitel Einmachen. Danach folgen Anmerkungen zu Rezeptgrundlagen, Location und ein hilfreicher Register.

Mit der Veröffentlichung folgen die Macher einem weltweiten Trend: Erfahrungen in der Gastronomie sammeln, Lebenspartner finden, Familie gründen und dann – was könnte näher liegen – ein kuscheliges Café, Bistro, Kneipe, Bar, Restaurant mit ausgewähltem kulinarischen Angebot eröffnen. Je nach Geschmack saisonal, nachhaltig, bio-dynamisch, veggie, vegan, low-carb, laktose- und/oder glutenfrei, mit möglichst ausgeprägtem Regional/Lokalkolorit und viel Do-it-Yourself bzw. Re-Discover-Yourself. Wenn der Laden dann läuft und die Kinder schon etwas größer geworden sind, wird ein Kochbuch über den eigenen, individuellen Werdegang und die erfundenen oder wenigstens neu zusammengestellten Rezepte veröffentlicht. So weit so gut, das Modell erscheint in letzter Zeit nur etwas inflationär umgesetzt zu werden.

Im vorliegenden Fall lassen sich die Alleinstellungsmerkmale auf die Schlagworte: australische Küche und Einmachen reduzieren. Was genau daran allerdings australisch sein soll, bleibt unklar, die meisten Rezepte erscheinen international und die solidesten kommen von der deutschen Mitarbeiterin Sabine Spindler, die im Café als Küchenmeisterin arbeitet und das Kochbuch mitverfasst hat (auf dem Titel jedoch nicht vermerkt ist). So kommt es dazu, dass deutschen Lesern einige der besonderen Rezepte durchaus bekannt vorkommen könnten: Brot, Käsekuchen, Eintopf, Gurken- und Kartoffelsalat. Für Australier mag das außergewöhnlich sein, in Mitteleuropa gehört das zum kulinarischen Standard. Auch das Thema Einmachen klingt wohl in erster Linie für kochunerfahrene Hipster interessant. Wer ernsthaft einmachen will, braucht erstmal Gemüsebeete, muss pflanzen, gießen, pflegen, hegen und darf dann irgendwann ernten. Welchem Städter kann das leisten? Und als alternative gekauftes Einlegbares besorgen fällt wohl aus. Und außerdem: Eingelegtes kann man in Mitteleuropa in jedem Lebensmittelgeschäft vom Discounter bis zum Delikatesseladen finden, teilweise hat schon eine irritierend breite Auswahl.

Es ist schön anzusehen, was sich das Paar in wenigen Jahren aufgebaut hat, und wie ansehnlich es auf den Buchseiten in Wort und Bild inszeniert wird. Einige inspirierende Vorschläge sind bei aller Kritik auch darunter. Die Kochanleitungen sind klar und präzise und jedes Gericht ist mit einer ansprechenden Abbildung illustriert (Fotos: Alan Benson). Hervorzuheben ist noch die gelungene Übersetzung aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraf. Die Sprache wirkt immer sehr natürlich, verständlich und geschmeidig. Alle typisch australischen Zutaten, Portionsangaben, Zutaten oder sonstige Spezialitäten sind sehr unkompliziert ins Deutsche übertragen worden. Hin und wieder stutzt man, wenn beispielweise ganz nebenbei erwähnt wird, dass man verschiedene Quarksorten in Australien angeblich nicht einfach im Laden kaufen kann. Es ist offensichtlich, dass aus englischer Sicht jede andere Nationalküche, und mag sie noch so einfach sein, raffiniert und außergewöhnlich erscheinen muss. Vielleicht gilt das in ähnlichem Maßstab auch für die ehemalige Kolonie Australien.

Fazit: Ein gelungenes und hervorragend designtes Kochideen und Bilderbuch mit Rezepten für jede Jahreszeit. Interessant vor allem für gastronomische Gründerpaare, Foodtruckbetreiber und Urban Gardener.

„Café Cornersmith“ erscheint bei Knesebeck und kostet 29,95 €.

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