Nach den üblichen Verdächtigen behandelt die Ratgeberbuchreihe „Gebrauchsanweisung für …“ des Piper Verlags inzwischen auch die nicht ganz so naheliegenden Reiseziele. Eben erschienen ist die „Gebrauchsanweisung für den Iran“, ein Land, das aus mitteleuropäischer Sicht in den letzten Jahrzehnten in erster Linie mit Krisen und Krieg verbunden wurde.
Aber die Herrschaft der Schahs, die seines Nachfolgers Chomeini und auch der achtjährige, zerstörerische Golfkrieg mit dem Nachbarland Irak sind lange vorbei. Eine neue Generation von jungen Iranern entdeckt sich und sein Land neu und so birgt die Region zwischen Irak, Türkei, Turkmenistan, Afghanistan, Pakistan und dem Persischen Golf viel kulturelles Potential und ist zunehmend nicht nur für risikobereite Abenteurer, sondern auch für gewöhnliche, weltoffene Touristen interessant.
Die iranisch-stämmige Autorin Bita Schafi-Neya wohnt seit Jahren in Deutschland, kennt ihr Heimatland aber von alljährlichen Reisen, ist also teils Einheimische, teils Besucherin und hat so einen besonderen Blickwinkel. Die Betrachtung beginnt in der Hauptstadt Teheran, es werden die geographische Lage und die kulturellen Besonderheiten beschrieben. Natürlich wird auch die gesellschafts-politische Gesamtsituation betrachtet und insbesondere die Verhältnisse für ausländische Besucher. Die Autorin beschwichtigt und wirbt immer wieder für einen Besuch. Die Sicherheitslage sei in Ordnung und besonders deutsche Touristen genössen einen hervorragenden Ruf und seien immer und überall willkommen.
Von Teheran geht es weiter nach Isfahan, Kandovan und weitere Regionen. Es werden geschichtliche, kulturelle und geopolitische Exkurse unternommen. Das ist streckenweise interessant, da der Beschreibung aber keine konkrete, persönliche Reise zugrunde liegt, vergisst man die Details über unbekannte Regionen fast genau so schnell wie man sie gelesen hat. Ein Reisebericht mit direkten Begegnungen, kleinen Geschichten und weniger lexikalischem Wissen und Allgemeinplätzen wäre da wohl spannender und individueller zu lesen.
Als erster Einstieg für Neulinge ist das Büchlein zu empfehlen, dient es doch als vorsichtige Kontaktaufnahme in eine für viele Westeuropäer noch fremde Reiseregion und nimmt einem die Angst, man würde sich wohlmöglich auf eine risikoreiche Unternehmung begeben.
Der Anflug von Frankfurt nach Teheran kostet ca. 500 Euro und dauert etwa 10h.
Das Buch hat 224 Seiten, erscheint bei Piper und kostet 15€.