Heinz Strunk (bürgerlich: Mathias Halfpape) startete sein Berufsleben als Musiker, spielte in diversen erfolglosen Popbands und verdiente seinen Unterhalt jahrelang als Mitglied einer soliden Tanzband. Seine Erfahrungen verarbeitete er in dem halbautobiographischen Debutroman „Fleisch ist mein Gemüse“ (2004), der alle Erwartungen übertraf und sich mehr als 400.000 mal verkaufte. Seitdem erschienen etliche weitere Romane unter anderem „Die Zunge Europas“ (2008), „Der goldenen Handschuh“ (2016) und „Jürgen“ (2017), von denen einige auch verfilmt wurden, zusätzlich auch diverse Musikalben und Hörspiele. Nun hat Strunk „Es ist immer so schön mit dir“ veröffentlicht, die Geschichte einer „katastrophalen Liebe“.
Die männliche Hauptfigur war mal Musiker, ist Mitte vierzig und lebt in einer langjährigen Beziehung mit Freundin Julia, die allerdings erschöpft zu sein scheint. Da lernt er die junge Schauspielerin Vanessa kennen, verliebt sich in sie, beendet spontan seine alte Beziehung und eine schwierige, bis unmögliche Romanze beginnt. Er, der mittelalte, vom Leben mehrfach enttäuschte Studiobetreiber und sie, die junge, magersüchtige, erfolglose Schauspielerin.
Alles zwischen den beiden ist nie einfach und immer kompliziert, auch wenn sich beide auf ihre jeweils eigene Art bemühen, es wirklich hinkriegen wollen. Strunk lässt uns tief in die Gedankengänge des namenlosen Mannes blicken, selbst zwischen einzelnen Dialogzeilen oder Textnachrichten sind unausgesprochenen Eindrücke und Bemerkungen platziert. Vanessa, die junge Frau, wirkt in ihren Aktionen immer wieder unklar, kryptisch, rätselhaft und erratisch. Oft genug ist das aber auch nur der Eindruck des Protagonisten, dessen Position der Erzähler von Anfang an einnimmt.
Strunk schließt mit seinem neuen Roman nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich an die zurückliegenden Werke „Fleisch ist mein Gemüse“ und „Jürgen“ an, nur diesmal eben über einen sonderlichen, etwas dissozialen Mann in einer (bzw. zwei) Beziehung(en). Seine Sprache ist poetisch, einfallsreich, inspirierend, witzig, vulgär, entlarvend, phantasievoll und unterhaltsam wie immer. Er fügt seinem Dauerthema (einsamer, von sich und anderen entfremdeter Mann geht durch die Welt und erzählt seine Geschichte) eine weitere Facette hinzu. Für Strunkfans ein wertvoller, weiterer Roman in der wachsenden Sammlung, für Neueinsteiger vermutlich etwas befremdlich, aber hoffentlich bereichernd. Könnte sein, dass der Roman eher ein Männerroman ist, wäre interessant zu wissen, was Frauen darüber denken. Verfilmt wird dieses Buch vermutlich nicht, weil die Handlung überschaubar ist und es eigentlich um Kopfkino und schöne Formulierungen geht. Gutes Stück deutscher Antipopliteratur, quasi Tanzmuckerpop.
Wer Strunk gar nicht kennt, sollte sich unbedingt seinen Auftritt bei „Inas Nacht“ ansehen. Hinreißend.
Das gebundene Buch hat 286 Seiten, erscheint bei Rowohlt und kostet 22 €.