Frank Doll ist Autor verschiedener Spielhefte für E-Gitarre, für Hans-Georg Gloger ist „Ukulele spielen“ die erste Publikation. Das Lernheft / die Spielschule erscheint in der etablierten Schott-Reihe „… spielen – mein schönstes Hobby“ und soll „die moderne Schule für Jugendliche und Erwachsene“ sein. Nun gut, dann sehen wir mal.
Spätestens seit dem einschlagenden Erfolg des Medleys „Somewhere over the Rainbow / Wonderful World“ von Israel Kamakawiwoʻole wurde auch in Deutschland die Ukulele ein beliebtes Einsteigerinstrument für musikalisch interessierte. Und warum auch nicht, es sprechen viele Gründe dafür. Das Instrument ist günstig, handlich, einfach aufgebaut. Mit wenig Übung findet man die ersten Akkorde und Melodie, kann Gesang begleiten und einfache Melodien spielen. Es ist transportabler als eine Gitarre und ideal auch für Grundschulkinder für die ersten Gehversuche auf einem Saiteninstrument. Für Lernende und Lehrer war es bis vor einigen Jahren nur etwas schwierig passendes Unterrichtmaterial zu finden. Das hat sich inzwischen geändert, es sind einige Spielhefte und Schulen erschienen und nun hat auch Schott endlich reagiert.
„Ukulele spielen“ ist vom Design und auch methodisch ähnlich aufgebaut wie die restlichen Hefte der Reihe. Die 22 Lektionen umfassen erklärende Texte, Fotos, Akkorddiagramme, Rhythmen, Songtexte, einige wenige Zupfmuster und kommt dabei komplett ohne traditionelle Notenschrift aus. Zur einfachen Liedbegleitung wird nachvollziehbar und in kleinen, übersichtlichen Schritten herangeführt. Nur leider, leider wird die Ukulele als reines Akkordinstrument begriffen, Melodiespiel kommt überhaupt gar nicht vor, nicht einmal die einfache C-Dur-Tonleiter in der unteren, offenen Lage und das ist wirklich ein nicht zu entschuldigendes Versäumnis. Hinzu kommt, dass – wie so oft bei dieser Schottreihe – auf uralte Kinderlieder („Es tönen die Lieder“) und Volkslieder („Stille Nacht“), Folksongs („Drunken Sailor“, „My Bonnie“, „Swing Low“, „Tom Dooley“) und Schlager („Mendocino“, „Marmor, Stein & Eisen“) zurückgegriffen wird. Zu den sehr wenigen halbwegs aktuellen Liedern gehören die abgegriffenen Popsongs „Fürstenfeld“ (STS) „Boulevard of Broken Dreams“ (Green Day), „Lemon Tree“ (Fools Garden) und „Supergirl“ (Reamonn), die allesamt von vor der Jahrhundertwende stammen und Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Generation Z wohl so gut wie unbekannt sein dürften. Ja, es sind auch noch „Atemlos“ (Helene Fischer), „Verdammt, ich lieb‘ dich“ (Wolle) und „Wellerman“ dabei, aber wer will das wirklich freiwillig singen? Ideale Repertoiresongs der letzten Jahre von z.B. Coldplay, Jason Mraz, Bruno Mars, Lana del Rey, Adele, Ed Sheeran etc. , die nun wirklich jeder im Ohr hat, fehlen dagegen komplett. Warum nur?
Wenn man nur Akkordbegleitung ohne Melodiespiel lernen will und einem egal ist welche Lieder man singt, dann ist „Ukulele spielen“ die richtige Wahl. Der Aufbau der Lerneinheiten ist ordentlich durchdacht und mit dem Online Material (Video & Audio) ist das Heft sicher auch zum Selbststudium geeignet. Die musikalischen Möglichkeiten des Instruments Ukulele in seiner klanglichen Vielfalt wird leider nur angedeutet. Es handelt sich allerdings auch um Band 1, es bleibt die Hoffnung bestehen, dass in einem eventuellen 2. Band mehr Einblick und Finesse geboten wird. Band 1 ist methodisch okay, aber inhaltlich etwas platt. Für Grundschüler (Klasse 1-4) gar nicht geeignet (enger Fließtext, keine farbigen Bilder, meist uralte Songs, viele englische Texte), für Jugendliche nur bedingt, vermutlich ideal für mittlere Erwachsene (30+) und Silver- & Golden-Ager (50/60+).
Für Grundschüler ideal: „Uku-lele – Ukuleleschule für Kinder“ (Verlag Schuh)
„Ukulele spielen – mein schönstes Hobby“ Band 1 erscheint bei Schott, hat 104 Seiten und kostet 22€ inkl. Online Material.