Buch: „50 Jahre Hochschule für Musik Würzburg (1973-2023)“ – Christoph Henzel (Hrsg.)

Im September 1973 wurde das bestehende Bayerische Staatskonservatorium in Würzburg zur Staatlichen Hochschule für Musik. 2023 feierte man dort das 50-jährige Jubiläum und veröffentlichte zu diesem Anlass eine umfangreiche Festschrift mit Textbeiträgen von insgesamt mehr als einem Duzend Mitarbeitern und Amtsträgern. Beschrieben werden (bau)historische, strukturelle, musikpädagogische, technische und weitere Entwicklungen der verschiedenen, am Haus aktiven Abteilungen.

Nach seitenlangen, wohlgemeinten Grußworten verschiedenster mit dem Haus verbundener Personen startet der aktuelle Präsident Christoph Wünsch mit dem übersichtlichen und recht formal gehaltenen Aufsatz „Perspektiven und Herausforderungen“.

Umfangreichster Beitrag der Publikation ist der zweitgeteilte Aufsatz (110 Buchseiten) zur Geschichte des Hauses (Staatskonservatorium, 1947-1973; Hochschule für Musik 1973-2023). Die bewegte Historie wird von Christoph Henzel ausführlich beleuchtet und mit historischen Fotos, Konzertprogrammen und Zeitungsausschnitten anschaulich bebildert. Auch die für die Hochschule wesentliche Integration der städtische Fachakademie Hermann-Zilcher-Konservatorium (bis 2001) wird hier behandelt und ausführlich gewürdigt. Immerhin kamen damit auch die Fächer Akkordeon, EMP und die gesamte Jazzabteilung ans Haus.

Interessant der Beitrag von Martin Hummel, selbst Sänger und Sohn des bedeutenden Würzburger Komponisten Berthold Hummel, dazu der inoffizieller Experte der Würzburger Gesangs- und Operngeschichte. Sein Text behandelt die Geschichte der Würzburger Opernschule und umfasst die Jahre 1912 bis zur Gegenwart, also mehr als hundert Jahre von den Anfängen bis zum Augenblick der Publikation.

Barbara Busch und Barbara Metzger beschreiben in ihrem gemeinsamen Text die Entwicklung der „Musizierpädagogik“ von 1937 bis zur Gegenwart. Als ehemalige Dozentin der Würzburger Fachakademie äußert sich Metzger dankenswerterweise auch zu deren Stellenwert bei der Fusion beider Häuser. Sie beschreibt weiter nüchtern und vollkommen unkritisch die sog. Bologna-Reform, die in der allgemeinen Betrachtung bekanntermaßen hart umstritten ist.

Der Saxophonist Hubert Winter beschreibt auf knapp 20 Seiten die „Entwicklung der Jazzausbildung in Würzburg“. Die bis dahin nicht institutionalisierte Musikkulturform wurde in den 1980ern deutschlandweit erstmals in der kleinen unterfränkischen Bezirkshauptstadt angeboten und 2001 von der staatlichen Hochschule übernommen. Heute gibt es an fast jeder deutschen Musikhochschule vergleichbare Ausbildungsklassen.

Zum Abschluss der Festschrift noch kurze Texte zu Baukultur, Gleichstellung und Maßnahmenzeit, am Ende engagierte Worte der Studierendenvertretung. Eine spannende, gelungene Festschrift zum Jubiläum, die aber vermutlich niemand kauft oder lesen wird, weil sie aberwitzige 86 Euro kostet.

Das gebundene Buch hat 436 Seiten und erscheint bei Königshausen & Neumann.

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