Am Wochenende erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Artikel von Jens-Christian Rabe anlässlich des kommenden Albums „Lazaretto“ des amerikanischen Musikers Jack White. Über das Album, die Songs oder Jack White erfährt man leider nicht viel, dafür thematisiert Rabe kurz die Fehde zwischen Jack White und Dan Auerbach. Neben offensichtlichen Gemeinsamkeiten (White Stripes / Black Keys, Anfänge mit guitar/drum-Besetzung, Wohnort Nashville, Genre Alt. Bluesrock) attestiert er beiden, dass sie doch „eigentlich auf der richtigen Seite des Bluesrock stehen“.
Bluesrock? Richtige Seite? Jetzt wird’s interessant. Und was steht dann bitte auf der anderen Seite? Rabe ist mutig und nennt Namen. Es ist die „alte, in Virtuosität erstarrte Seite des Bluesrock“ und sie heißt: Eric Clapton. Und Rabe hat natürlich Recht. Clapton hat einen enormen Beitrag zur Pop/Rockgeschichte geleistet, aber obwohl er im Alter immer produktiver wird, erstickt er zunehmend in einer Idealvorstellung des klassischen, britischen Bluesrock der 1960er und 1970er Jahre. Unschwer zu erkennen in seinen aktuellen Veröffentlichungen „Clapton“, „Old Sock“ oder den DVDs zum Crossroads Guitar Festival. Angekündigt hat sich das aber natürlich bereits zum Beginn seiner Karriere als britische Weiße den Blues besser und purer zu spielen glaubten als die afro-amerikanischen Vorbilder, bei allem Respekt.
Jack White vs. Black Keys vs. Eric Clapton, das ist der alte Kampf zwischen Jung und Alt, zwischen Sohn und Vater, zwischen Heute und (Vor)Gestern, zwischen Generation Y und der Goldenen Ära, zwischen Zukunft und Vergangenheit, es die Mutter aller Kulturschlachten, nämlich der zwischen Hipstertum und Klassizismus.
Ich freue mich auf „Lazaretto“. Ich werde das Album am Erscheinungstag (6. Juni 2014) in den Händen halten, meine Frau und die Kinder nach draußen schicken, die CD in den Player legen, den Volume-Potentiometer des Verstärkers sanft auf rechten Anschlag drehen, mich entspannt aufs Sofa setzen, ein Bier aufmachen, einen Schluck nehmen und dann den Playknopf der Fernbedienung betätigen. Es wird gut werden. Sehr gut und „richtig, groß, sexy, wahr, poetisch“ (Rabe). Und heftig.
ok ersetze CD durch LP und lass den Rest und ich stimme zu, wenn ich Bock habe ersetze ich Bier noch durch Wein…und ja ähm wegschicken is nicht, in welchem Luxus Klassikleben befindest du dich eigentlich???! 🙂 ich mach das alleine, wenn alle weg sind, geht ja auch….brauch ja auch bos die Platte per Post da is (auch very classy)
Tja, auf das Format der LP können sich wohl Hipster und Klassizisten problemlos einigen (siehe Jack White und Neil Young). Ich selbst stehe auf digitale Vollauflösung im physischen Format inkl. Booklet, also CD.
Die oben beschriebene Abhörsituation ist evtl. ein klein wenig idealisiert. Vermutlich muss ich doch wieder eine dringende Besorgung vortäuschen und dann heimlich im (klassischen) Saab 900 auf dem Parkplatz vorm Supermarkt das Monsteralbum anhören. 😉
ok das hört sich doch ebenso realistisch an wie meine option….
Ohja, wie schön, dass man bei gewissen Onlinehändlern auch vorbestellen kann. 🙂
Ich bin auch schon ganz gespannt auf das neue Album. Nachdem Blunderbuss bei mir rauf und runter gespielt wurde, wird es auch Zeit für ein neues Soloalbum 😀
Ich kann mich bis heute nicht entscheiden, ob mir Jack White mit den Raconteurs oder in der White Stripes „Version“ besser gefallen hat. Irgendwie ist alles genial, was der Mann macht. Bestimmt ist auch die Platte wieder ein musikalischer Leckerbissen 🙂
@MelAny: Kennst du schon das brandneue Black Keys-Album „Turn Blue“? Auch schön.
Nein, leider noch nicht gehört. Aber wenn es dir gefällt, könnte es auch wieder in meine Richtung gehen. Werde ich nun wohl auch noch bestellen müssen. 😉
ich finde zwar auch, dass vergleiche immer hinken, aber in jack whites fall glaube ich an eine geistesverwandtschaft, die mir sehr zusagt, nämlich die zu cpt beefheart, der war ähnlich experimentierfreudig und unkonventionell im umgang mit stils, genres, instrumenten usw; nach dem ersten reinhören auf vorveröffentlichtes material scheint das sehr geil zu werden
@Bernhard: Da gibt es für mich wohl noch etwas aufzuarbeiten. Welches Album/welche Alben von Cpt. Beefheart kannst du empfehlen?
der gute mann is ne echte empfehlung, agierte ja leider später nur noch als maler, ehemaliger zappamitarbeiter, naja die beiden haben sich wohl in ihrer exzentrik zu weit diametral gegenübergestanden Zappa eher der planer und aufzeichner, beefheart eher der jack white als improman, beide total durchgeknallt – als erstes mal das meistgelobte – und das zu recht meisterwerk: trout mask replika ein must (mit gesang durch eine verschlossene tür bspw.) mir persöhnlich gefallen die bluslastigeren älteren sachen auch sehr gut, die sachen mit den mothers of onvention sind auch gut , wenn man ZAPPA mag …
wikipedia umreisst das ganze ziemlich treffend…
@Bernhard: Das von dir erwähnte Beefheart-Album gibt’s nur noch antiquarisch, habe aber mal querhören können. Ist ja wirklich uralt (1969) und mega-sperrig. Der Gesang erinnert mich stark an Howlin‘ Wolf und ja, man kann die Linie hören, die dann weiter zu Tom Waits führt. Nicht böse sein, aber aus meiner Sicht eher etwas für ins Thema gut eingearbeitete Musikhistoriker. Zum unbeschwerten Hörgenuss nur eingeschränkt zu empfehlen, man muss schon die Fähigkeit zu Abstraktion mitbringen und es musikgeschichtlich einordnen können. Da finde ich die Werke von Jack White bei all ihrer Schrägheit deutlich zugänglicher.