Ich werde versuchen ganz ruhig und sachlich zu erzaehlen was gestern passiert ist. Der Tag begann eigentlich ganz gut, aber ziemlich frueh. Ich bin auf einen Campingplatz gefahren, der direkt an der Strecke lag, habe die Rueckbank umgeklappt und im Auto geschlafen. Weil ab 20:00 stockdunkel war, bin ich ziemlich frueh eingeschlafen und entsprechend mit Sonnenaufgang aufgewacht. War auch ein bisschen ungemuetlich im Auto. Am Horizont waren dunkle Wolken zu sehen und man hoerte es schon von weitem donnern, also nichts wie weg. Der Camp Host hatte mir noch ein Diner einige Meilen weiter empfohlen, da bin ich hin und habe mit ein paar anderen Hillbilly-Landeiern Ruehrei mit Schinken gegessen, danach gleich weiter Richtung Tupelo. Das Staedtchen verdankt seine Bedeutung dem Umstand, dass Elvis Presley hier geboren wurde und bis zu seinem 13. Lebensjahr gelebt hat, auch seine erste Gitarre hat er hier bekommen und zwar im lokalen Eisenwarenladen. Der junge Elvis wuenschte sich eigentlich eine Gewehr zum Geburstag, aber das wollte seine besorgte Mutter dann doch nicht machen, ein Fahrrad war zu teuer, also hat er eben eine Gitarre bekommen und sie danach immer in der Hand gehabt und dazu gesungen. Angeblich hat er sie auch fast jeden Tag mit in die Schule genommen und dazu gesungen. Hier hat er sie ausgesucht, der Quadratmeter an dem Elvis einmal stand und die Gitarre aussuchte ist im Laden deutlich markiert.War auch an seinem Geburtshaus, eine schwarze Einheimische im Visitor Center bezeichnete die Bauweise als ’shotgun shack‘, danach noch in einem Buchladen und am Nachmittag ein verspaeteter Mittagssnack, das Fruehstueck hatte lange satt gemacht.
Ich bin wieder auf den Natchez Trace Parkway und bin weiter gefahren, kurz abgebogen bin ich nur um meinen Fuss in einen Ort namens ‚Dennis‘ am Highway 25 zu setzen. Sogar die Kirche dort, traegt meinen Namen, war aber alles nicht sehr einladend und ich bin nach ein paar Fotos zuegig weiter gezogen.Und jetzt beginnt der krasse Teil der Geschichte. Es war inzwischen schon nach 18:00, der Himmel war den ganzen Tag grau gewesen, es hatte immer wieder geregnet, jetzt wurde es aber richtig diesig und nebelig, das machte sich besonders in den bewaldeten Abschnitten der Strecke bemerkbar. Ich wollte unbedingt noch zum anderen Campingplatz kommen um dort eine weitere Nacht im Auto zu verbringen und dann weiter nach Nashville zu fahren. Ich fuhr mit Cruise Control und hoerte dazu Outlaw Radio, hin und wieder sah ich im Unterholz Schatten. Ich ueberquerte den Tenneessee River, der an dieser Stelle unglaublich breit war, ueber ein Bruecke, deren Auffahrt so steil war, dass sie aussah als wuerde sie direkt in den Himmel fuehren. Inzwischen hatte ich den Bundesstaat Tennessee erreicht und es waren nur noch ca. 25 Meilen bis zu meinem Ziel, hinter mir fuhr schon seit einiger Zeit ein Ford Pick Up Truck. Ploetzlich sah ich mitten auf der Strasse ein paar Rehe stehen, ich hupte, bremste ab, konnte aber wegen dem Wagen hinter mir nicht vollbremsen, die Rehe sprangen in den Wald zurueck und gerade als ich dachte, ich waere an ihnen vorbei und es waere noch mal gut gegangen, gab es einen Riesenknall auf meiner Fahrerseite, mein Aussenspiegel flog davon, mich hatte ein Reh waehrend der Fahrt von der Seite am vorderen linken Kotfluegel angesprungen. Ich brachte den Wagen am Wegesrand zum stehen, der Pickup hielt hinter mir an, ich brachte gerade so die verbogene Fahrertuehr auf. Als ich auf der Strasse stand sah ich noch wie das angeschlagene Tier im Wald verschwand, es musste ordentlich einen abbekommen haben. Der Fahrer hinter mir war ein Countryboy Mitte 20, er fragte mich, ob alles okay mit mir sei und ob er mir helfen koennte. Mein Auto war noch fahrbar, hatte aber einen grossflaechigen Blechschaden, der sich vom Kotfluegel, ueber die Vordertuer bis zur hinteren Tuer erstreckte, der Spiegel baumelte an einem Kabel herunter. Der Cowboy war aus der Gegend und gar nicht gross beeindruckt, er meinte, sowas wuerde hier staendig passieren, er selbst haette schon dreimal Totalschaeden wegen Wildwechsel gehabt. In Bezug auf mich meinte er: „You’re lucky. This could’ve been much worse.“ Ich war vollkommen durch mit den Nerven, zitterte leicht und fragte was denn jetzt mit dem verletzten Tier sei und er meinte nur: „If I had a knife, I’d kill it“. Ja genau, kill it and grill it, beat it and eat it. Mir wurde kotzuebel. Das Reh war nicht mehr zu sehen.
Gemeinsam trafen wir die Entscheidung, dass ich zur naechsten Polizeidienststelle fahren sollte, die ca. 3 Meilen zurueck lag. Ich drehte um, er fuhr vollkommen entspannt weiter. In Collinwood fuhr ich ab und traf in dem Staedtchen gleich auf einen patrolierenden Polizeiwagen. Ich hielt an und erklaerte die Situation, erst jetzt bemerkte ich wie aufgewuehlt ich war, meine Haende zitterten, mir klapperten die Zaehne, ich war kurz vorm Heulen, fuehlte mich total hilflos. Der Cop war sehr freundlich, er sprach mit mir, beruhigte mich, sagte mir mehrmals, dass ich keine Schuld haette, dass ich Glueck gehabt hatte, dass sowas hier 3-4 Mal die Woche passiert. Zustaendig war aber nicht er, sondern ein State Trooper, weil der Parkway staatlicherseits betreut wird. Der Polizist informierte die Kollegen, es dauerte fast eine Stunde bis endlich jemand kam. In der Zeit begutachtete ich den Schaden und machte ein Foto.Es ging nach der langen Warterei schon wieder etwas besser, irgendwann kam dann der State Trooper und begann seine Arbeit zu erledigen, er brauchte dafuer ziemlich lange, er sass die meiste Zeit in seinem Auto und ich in meinem. Er nahm den Unfall auf, kontollierte meine Pappiere und kontaktierte dankenswerterweise auch noch den Autoverleih Alamo. Es wurde beschlossen, dass ich den Wagen am naechsten Tag zum Flughafen Nashville fahren wuerde, da wollte ich ja sowieso hin. Mittlerweile machte ich mir auch Sorgen, ob die Versicherung das uebernehmen wuerde, ich hatte natuerlich nicht dezidiert nach einer solchen Schadensart nachgefragt und eine extra Versicherung fuer Ich-weiss-nicht-mehr-was hatte ich abgelehnt.
Mittlerweile war es stockdunkel und noch nebeliger geworden und mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr zum Campingplatz kommen wuerde. Ich hatte etwas Angst weiterzufahren und beschloss in Collinwood zu uebernachten, natuerlich gab es kein Hotel oder Motel, ich fragte den Sherriff und er erlaubte mir auf dem Parkplatz des Welcome Centers im Wagen zu uebernachten. Es regnete die ganze Nacht und ich habe sehr schlecht geschlafen.
uiuiui alter jetzt wird’s aber spooky mannmannmann sieht ja mal krass aus dein Wildschaden, aber der typ hat recht wenn dir so n Reh in die frontscheibe hupft kanns schnell vorbei sein, gute Besserung erstmal und trink nen Moonshiner drauf zum runterfahren!
fing doch gut an mit dem Nomen village, jetzt heisste schon Schütze – hättste das teil halt einfach abgeknallt, bist doch in den Staaten Alter! höhö
jetzt haste erst mal ne menge stuff für neue texte, die nicht über liebe, sondern das wahre leben handeln und das is manchmal echt so krass, dass es erfunden klingen mag.
howdy
I killed a deer just to watch it die…
Krass!
Zum Trost ein paar Worte von Van The Man (zur Gegend passend):
You can’t stop us on the road to freedom
You can’t stop us ‚cause our eyes can see
Men with insight, men in granite
Knights in armor intent on chivalry
Van Morrison – Tupelo Honey
Oh Gott!!!!!
Das klingt echt hart!
Zum Glück ist dir nichts passiert!
Hoffentlich muss das Reh nicht sterben!
Viel Glück für die restliche Reise!
@Mathilda: Willkommen auf meinem Blog. Mach dir keine Sorgen mir geht’s gut, war zwar erstmal ein heftiger Schock, aber letztenendes alles halb so wild.
@Dennis: Irgendwie scheint dein diesjähriger Trip unter keinem guten Stern zu stehen, pass auf dich auf 🙂
[trotzdem: gut geschrieben]
Ein Wildunfall: Die Tiere richten riesige Schäden an und man kann sie ohne größere Gefahren zu verursachen kaum verhindern. Deine Reaktion danach ist ganz normal. Zuerst bist du noch cool, kurze Zeit später wirkt der Unfall nach. Versicherungstechnisch glaub ich, daß der Schaden übernommen wird. Wichtig war die Aufnahme durch den Polizisten. Bei uns kann man sogar zum zuständigen Jagdpächter ohne die Polizei zu kontaktieren. Viel Glück.
Zum Glück ist dir nichts passiert.
Wenn ich mich recht erinnere heißt das Pendant zu unserer Vollkaskoversicherung CDW (Collision Damage Waiver). Die ist relativ vergleichbar mit unserer üblichen Versicherung und bei Mietwagen Pflicht in den USA. Mein Stand ist von 2010 oder so.
Nach kurzer Google Recherche habe ich festgestellt, dass es auch LDW (loss damage Waiver) gibt, da geht es überwiegend um Diebstahl und eine Neuwertentschädigung.
Wenn du Hilfe brauchst, schick mir deine Versicherungspolice und ich lese es mir fix durch und gebe dir Feedback.
Der Schaden müsste aber versichert sein, du wirst aber wahrscheinlich einen Selbstbehalt haben.
Viel wichtiger ist, dass dir nichts passiert ist. Sowas kann schnell, bös ins Auge gehen und ohne die richtige Absicherung (Reiseabsicherung) ist man aufgeschmissen in den USA wenn man anspruchsvolle medizinische Hilfe braucht.
Jetzt brav dem Schutzengel danken und den Rest des Urlaubes genießen. 🙂
Das liest sich wirklich gruselig. Die Geschichte erinnert mich ein wenig an den Schocker“Motel“, nur, das Du in keinem abgestiegen bist.
Gut, das nichts passiert ist.
Ich kann mich dem „Vorschreiber“ nur anschließen. Schutzengel danken und Resturlaub genießen!