Day Off in Ann Arbor

Der gestrige Sonntag war mein Day Off und den verbrachte ich in der beschaulichen Universitaetsstadt Ann Arbor, die kurz vor Detroit liegt. Hatte nach dem heftigen Samstag (siehe letzten beiden Eintraege) etwas Ruhe bitter noetig. Bis zum fruehen Nachmittag habe ich mich etwas sortiert und dann die beiden Beitraege geschrieben. Nachmittags ein Spaziergang mit kleinem Snack um die Ecke, danach war ich kurz in einer Filiale des Buchladens Barnes & Noble, die im Bereich „Musik“ tatsaechlich ein komplettes Regal in der Unterkategorie „Rock & Roll“ stehen hatten. Im Buchladen drin gibt’s noch eine Filiale von Starbucks und man kann die Buecher beim Kaffeetrinken durchschmoeckern, sehr kundenfreundlich.
Danach bin ich nach Downtown gefahren. Weil Sonntag war, konnte ich kostenlos am Strassenrand parken und bin dann durch die Strassen flaniert. Trotz Sonntag waren die meisten Geschaefte und natuerlich die Restaurants und Cafes geoeffnet. Eine kleine Kuriositaet war auch dabei, naemlich ein Fachgeschaeft fuer Roboterbedarf. Habe nicht ganz verstanden wie ernst das gemeint ist, aber es waren jede Menge Roboter und sogar einige Androiden durch das Schaufenster zu sehen.
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Bin dann auch den zentralen Bereich der Uni abgelaufen, der mitten in der Stadt liegt. Wegen Sonntag war erwartungsgemaess nicht viel los und auf dem Rueckweg hatten viele der Laeden bereits wieder geschlossen. Weil im „Ark“ an diesem Tag kein Konzert angesetzt war, bin ich stattdessen ins Kino gegangen und zwar ins „Michigan Theater“ (Liberty St.) in den Film „The Great Gatsby“ und das passte sehr gut zusammen. Das Kinotheater ist naemlich ein Kleinod, es wurde 1928, also noch in der Stummfilmzeit, erbaut und dann 1956 modernisiert und 2003 von einer Buergerinitiative fuer $9 Millionen restauriert. Als ich in den Saal ging, spielte vorne links ein Organist an der fest installierten dreimanualigen Kinoorgel amerikanische Unterhaltungstunes der 1920/30er Jahre (Fats Waller etc.).  Der Sound war schwuelstig und fuer heutige Ohren ziemlich kitschig, aber natuerlich vollkommen authentisch und absolut passend zum Ambiente (rote Vorhaenge, goldene Applikationen, praechtige Logen). Ich hatte von dieser Art der Live-Improvisation zu Stummfilmen schon gehoert, aber eine vorinstallierte Orgel in einem Kino noch nie selbst gesehen, auffallend waren die drei Manuale plus Fusspedale und die unzaehligen  Register. Mit Aufkommen des Tonfilms (ab Anfang der 1930er Jahre) war eine nachtraegliche Verklanglichung im Kino freilich nicht mehr noetig, meist wurden die Saeaele aber nicht nur fuer Filme, sondern auch fuer Theatervorfuehrungen, Konzerte, Tanzveranstaltungen und Vortraege genutzt und da kamen die Orgeln auch weiterhin zum Einsatz. Hier ein Bild der Orgel im „Michigan Theater“, die nach dem Ende des Vorspiels wieder mechanisch im Boden versenkt wurde.
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Es war natuerlich reiner Zufall, dass das Ambiente des Kinos und das Orgelintro perfekt zum nachfolgenden Film passten. „The Great Gatsby“ mit Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire ist die Neuverfilmung des gleichnamigen, klassischen und uramerikanischen Romans von F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1925 und spielt im New York der „Roaring Twenties“. Im Film wird die historische Inszenierung uebrigens musikalisch komplett konterkariert mit modernsten Hip-Hop und R&B-Klaengen. Fuer mich ein gelungener Kontrast, der auch schon bei „Django Unchained“ sehr gut funktioniert hat. Es lohnt sich uebrigens den Film in 3D anzusehen, es gibt jede Menge spektakulaere, visuelle Effekte und ja, das altehrwuerdige Kino in Ann Arbor hat auch 3D-Technik.
Heute ist hier in den USA uebrigens einer der wenigen offiziellen Feiertage, genau genommen „Memorial Day“, an dem den Veteranen und Gefallenen der diversen Kriege mit US-amerikanischer Beteiligung gedacht wird. Das geschieht in Form von Paraden und Kranzniederlegungen, Veteranen bekommen ueberall einen Klapps auf die Schulter und, wenn sie Glueck haben, noch einen Becher Kaffee und freien Eintritt zu irgendwelchen Veranstaltungen. Fuer mich geht’s mittags weiter nach Detroit, bin schon sehr gespannt was mich da erwartet.

7 Gedanken zu „Day Off in Ann Arbor

    • Naja, bisher gab’s immer nur die Sparte „Musik“ und die wurde hier dann allenfalls noch in Pop und Klassik unterteilt. „Rock and Roll“ ist da schon noch mal eine bemerkenswerte Praezisierung. Vor allem fuer mich, weil „Rock and Roll“ bei der Recherche fuer meine Diss. ueber Jahre ein immer wiederkehrendes Stichwort war. In der Wuerzburger Bib. des „Instituts fuer Musikforschung“ oder der „Hochschule fuer Musik“ wirst du so ein Regal jedefalls nicht finden, auch nicht in absehbarer Zeit, so viel ist mal sicher.

  1. Ok, ich weiß halt nicht genau, wofür „Barnes & Noble“ steht, ich dachte jetzt eher an so Monster-Plattenläden wie Saturn in Köln, wo es für jedes Sub-Sub-Genre eine Tennishalle gibt – aber Ann Arbor beschreibst du ja als kleinstädtisch, da wird’s dann eben auch keine entsprechenden Läden geben, da ist das Label Rock ’n‘ Roll dann um so bemerkenswerter, klar 🙂

    • „Barnes & Noble“ ist in erster Linie ein Buchladen. Ich habe mich da vielleicht missverstaendlich ausgedrueckt, deswegen ist die Kategorie (bei Buechern) so bemerkenswert. CDs & DVDs haben die zwar auch, aber nicht in erster Linie.

  2. Lieber Dennis: Wenn du dich, wie hier, mit mehreren Gesprächspartner simultan unterhältst, ist es sinnvoll, vor jede Antwort ein „@“ zu setzen, also so:

    @Gerhard: Ja…
    @Stefan: Nein, etc.

    So weiß man gleich, wen du gerade ansprechen willst.

  3. @Stefan: Simultan unterhält sich ja Dennis nicht mit den Leuten, sondern hübsch nacheinander. Aber Du hast recht mit dem vorgeschalteten Personenkürzel.
    Zu den Gallerien, @Dennis, da meinte ich die sogenannten art galleries. Auf einer meiner Trips in den USA bin ich mal in Dallas „den Berg“ vom Zentrum aus hochgerannt, um nochmal schnell für 30 Minuten in das Dallas Museum Of Arts zu gelangen. Und das war wunderbar. Völlig verschwitzt kam ich dort an und die liessen mich dann so rein.

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