Während meines Aufenthalts in Istanbul habe ich am letzten Oktobertag den türkischen Beckenhersteller Bosphorus besucht. Mir wurden an dem Tag die verschiedenen Stadien des Herstellungsprozesses gezeigt, ich habe ein Interview mit einem der Inhaber geführt und konnte danach noch mehrer Stunden Becken diverser Produktionsreihen im hauseigenen Showroom testen.
Im Vorfeld meiner Reise in die türkische Metropole hatte ich schriftlich Kontakt zur Firma Bosphorus hergestellt und eine Besichtigung inkl. Interview angefragt. Ich erhielt kurz danach die Zusage und mir wurde auch ein Transfer von meinem Hotel zum Fabrikgelände angeboten, was ich dankend annahm. Ich wurde vom Pressesprecher Erhan Komurcu abgeholt, im Kleinbus war auch ein kleine Gruppe aus Österreich, die ebenfalls die Fabrik besichtigen wollte. Nach einer guten halbe Stunde Fahrt durch den sehr lebendigen und dichten Istanbuler Vorortsverkehr erreichten wir bei strömenden Regen das Fabrikgelände und wurden von den Besitzern begrüßt. Bosphorus Cymbals wurde im Jahr 1996 von den drei türkischen Beckenschmieden Ibrahim Yakici, Hasan Seker und Hasan Ozdemir gegründet. Alle drei haben ihr Handwerk von dem renommierten Beckenschmied Mehmet Tamdeger (Zildijan) gelernt und bis Anfang der 1990er bei Istanbul Cymbals gearbeitet.
Nach der Begrüßung startete die Factory-Tour in der Gießerei der benachbarten Werkstatt. Außerplanmäßig wurden an diesem Freitag wegen der guten Auftragslage Rohlinge gegossen. Diese allererste Station im Produktionsprozess eines Beckens ist sehr beeindruckend und archaisch. Die Metalllegierung von Zinn (ca. 20%) und Kupfer (ca. 80%) wird bei 1150 C° in Silikontöpfen (Made in Germany) geschmolzen, um die erforderliche Temperatur zu erreichen wird mit Koks angeheizt.
Wenn die Legierung heiß genug ist, wird sie zügig in die vorbereiteten Pfannen verteilt.
Hier ist wegen der Explosionsgefahr höchste Konzentration erforderlich.
Sobald die etwa pfannkuchengroßen Metallstücke etwas abgekühlt sind, werden sie – immer noch rotglühend – von Helfern mit Zangen einzeln zur Walze gebracht und dort in mehreren Schritten flach gewalzt. Danach werden sie nach Gewicht sortiert und zum kompletten abkühlen zur Seite gelegt.
Im nächsten Schritt (meist an einem anderen Tag) werden diese gewalzten Rohlinge mit der Hitze eines Holzofens erhitzt und noch platter gewalzt, in der Mitte wird die Glocke eingepresst. Nach der Abkühlung wird in der Mitte ein Loch gebohrt, die seitliche Rundung in Form gebracht und die Oberfläche gefräst.
An einem weiteren Tag erfolgt bei Bosphorus (und anderen hochwertigen Herstellern) die aufwändige Beklöppelung der Becken in individueller Handarbeit. Mit jedem Hammerschlag wird das Metall punktuell zusammengedrückt und so entsteht jeweils einmalig Form und Klang jedes einzelnen Beckens. Letzte Schritte sind dann Beschriftung, Verpackung und Versand der Endprodukte.
Im Showroom konnte ich mich anschließend von der hohen handwerklichen Qualität der gesamten Bosphorus-Produktpalette überzeugen. Nach der Führung habe ich alleine ca. 3h darauf verwendet die verschiedenen Beckenserien und Beckentypen zu testen. Insgesamt gibt es rund ein Dutzent Serien (Master, Traditional, Master Vintage, Gold, Samba, Antique, Groove, Turk, Latin, Lyric, Black Pearl, Hammer, New Orleans etc.) davon jeweils Hi-Hat, Crash, Ride, Splash, China in verschiedenen Größen. Zusätzlich gibt es noch verschiedenste Arten von Effektbecken (FX), auch individuelle Anfertigungen auf Kundenwunsch sind kein Problem. Ich war überrascht wie sehr sich die Serien, die Formen, Größen und auch Becken mit gleichen Stammdaten voneinander unterscheiden. Bosphorus Cymbals sind hochwertige Handwerksprodukte mit erfreulich individuellem Klang und Charakter. Sicherlich keine Stangeware, deswegen unbedingt testen!
Im anschließenden Interview mit den Inhabern, das freundlicherweise von PR-Mann Erhan Komurcu elegant und eloquent gedolmetscht wurde, wurden mir noch einige Fragen beantwortet.
Bosphorus Cymbals stellt pro Jahr ca. 10.000 Becken her und liefert in die ganze Welt. Deutschland beschrieb der Inhaber als „schwierigen Markt“ und das hat mit der speziellen Situation zu tun bei der einige wenige, sehr marktdominierende Endhändlern Preise und Angebot bestimmen können. Wenn sich einzelne Hersteller diesen an sie herangetragenen Bedingungen nicht unterwerfen, finden sie eben nicht statt. Bosphorus hat in Deutschland im Moment und bis auf weiteres keinen eigenen Vertrieb, sondern beliefert ausgewählte Händler selbst. Im Anschuss an die Musikmesse 2015 sollen zu den vorhandenen noch weitere Händler insbesondere in den neuen Bundesländern hinzukommen. Bosphorus steht im engen Kontakt zu vielen renommierten Schlagzeugern und arbeitet weiter daran die Produktpalette mit speziell entwickelten Signature-Modellen zu erweitern. Bis auf weiteres gilt: Bosphorus – 100% Handmade Cymbals from Istanbul.
Vielen Dank für Tour, Interview und Infos!
Hallo !
Bin leidenschaftlicher Schlagzeugspieler und bin jetzt im Jazzbereich angekommen. Wie ich hörte, ist u. a. Jeff Hamilton ein Drummer, der ihre Becken spielt.
Würde gerne einmal ihr Beckenprogramm kennenlernen.
Bitte senden sie mir doch dazu ihren aktuellen Katalog an meine Anschrift wie folgt:
Klaus Lindner
August-Macke-Str. 11
59368 Werne
Besten Dank im voraus
Klaus Lindner
@Klaus Lindner: Willkommen auf dem Blog. Sie verstehen nur etwas falsch. Das hier ist weder die HP von Bosphorus, noch der deutsche Vertrieb. Das nur zur Sicherheit, hätten Sie mit etwas mehr Aufmerksamkeit aber auch selbst drauf kommen können.
Viel Erfolg beim Beckensuchen. Ich bin mit meinen Bosphorus Cymbals (New Orleans Serie, Antique Serie) sehr zufrieden.