Montagmorgen. Bürgermeisterin Agnes Engelhardt musste zu Beginn der Woche bereits um 7.00 früh am Bauhof sein um die Arbeiten für die laufende Woche zu besprechen. Auf dem Rückweg brachte sie Brötchen mit, sehr gut. Die ganze Nacht hindurch hatte es abgeregnet, aber inzwischen war es wieder trocken genug, dass wir unsere alten Plätze vom Vorabend auf der Terasse einnehmen und zusammen mit dem Schwiegervater frühstücken konnten. Danach setzte ich mich wie immer an den Rechner und verfasste den Blogartikel zum Vortag. Ziemlich genau um 12.00 war ich damit fertig, packte meine Sachen und verabschiedete mich. Vielen Dank für die interessanten Einblicke und die zuvorkommende Gastfreundschaft!
Ich schlug einen kleinen Bogen um nahtlos an den Radweg anschliessen zu können. Vom unteren Oberndorf bergauf zum oberen Unterndorf. Auch am Montagmittag nirgends ein Mensch zu sehen, wahrscheinlich alle in der Arbeit, aber wo sind die Kleinkinder, Mütter und Großeltern? Auf dem Weg passierte ich einen leerstehenden Laden für Lebensmittel und Reiseproviant. Gut, dass ich mir was eingepackt habe.
Ganz oben ankommen verließ ich Bischbrunn über den markierten, geschotterten Radweg. Rein in den Wald, bergab, einfach Rollen lassen, der Schotter war noch so feucht, dass ich kaum die Bremsen betätigen musste. Kurze Zeit später traf ich auf die neugebaute Unterführung der verbreiterten A3 und legte eine kleine Fotopause ein.
Suchbild: Wo ist das Fahrrad?
Danach kontinuierlich bergab, entlang eines Bachs und vorbei an Schleifmühle, Zwieselmühle, Schreckenmühle, Nickelsmühle und Schneidmühle. Allesamt idyllisch gelegen und allesamt geschlossen. Mo, Di oder Mi sollte man hier nur herkommen, wenn man alleine sein will und keinen Hunger hat. Aber so war es ja fast schon auf der ganzen Strecke gewesen: Geschlossen, Ruhetag, Betriebsferien, keiner da. Auf der anderen Seite fahre ich auch stundenlang alleine durch die Landschaft, weit und breit keine Spaziergänger, Wanderer oder Biker, nicht mal am Sonntag, gerade mal um die Bayerische Schanz waren 3-4 unterwegs, aber das war’s. Ich kann es kaum glauben.
Heute ist die kürzeste und einfachste Etappe der Tour, knapp 20km sind in meinem Tagesplan angegeben, ich mache noch eine kleine Exkursion zur Klosterruine Grünau, geschlossen, war eigentlich klar. Verrückt aber trotzdem, dass überhaupt kein Mensch zu sehen ist, ich stehe einsam vor dem versperrten Tor.
Also zurück und weiter zum Etappenziel: Der Eisenhammer. Dabei handelt es sich um eine historische Industriestätte mit anschlossenem Museum auf dem Gelände der Firma Kurtz Ersa. Das Unternehmen besteht seit rund 250 Jahren und befindet sich über mehr als sechs Generationen hinweg in Familienhand. Die Firmengründer starteten als martialische Grobschmiede mit einem von Wasserkraft betriebenen Eisenschmiedehammer.
Kurz nachdem ich ankam, wurde ich von der freundlichen Frau Rawinski empfangen und zufällig startete gerade eine Vorführung am Eisenhammer. Der Schmied Otto Haamann hatte das Eisen bereits erhitzt und legte gleich los. Anlass für mich meinen ersten Videoclip im Rahmen dieses Projekts zu filmen.
Die Klangkulisse und die Erschütterungen sind gewaltig und beeindruckend. Leider wurde unmittelbar nach der Vorführung ein Riß im Hammerstiel entdeckt. Immerhin hat der laut Inschrift seit 1988, also rund 30 Jahre, gehalten, jetzt musste er gewechselt werden und einige bereits terminierte Vorführungen erstmal abgesagt werden. Aber bei den Kräften, die hier wirken, geht man lieber kein Risiko ein, das habe ich selbst als Ahnungsloser sofort begriffen. Es folgte ein Besuch des Museums (sehr empfehlenswert) mit persönlicher Führung durch Frau Rawinski (noch empfehlenswerter). Danach bezog ich mein Zimmer im Herrenhaus, wo ich dankenswerterweise übernachten durfte.
Für den Abend hatte Frau Rawinski zwei Mitarbeiter eingeladen, es ging mit dem Auto nach Wertheim, dort gab’s eine kleine Stadtführung und anschließend ein phantastisches Abendessen im Restaurant der Burgruine. Aber darüber darf ich nicht soviel berichten, denn es befindet sich außerhalb meines Reviers, jenseits der Landkreis- und Landesgrenze. Schön und ausgesprochen unterhaltsam war’s trotzdem.
Spät abends waren wir wieder auf dem Firmengelände. Ich nächtigte mutterseelenallein im imposanten Herrenhaus und fragte mich, während ich mich zu Ruhe legte, wo sich wohl das Damenhaus auf dem Gelände befindet. Komisch, das war auf dem Geländeplan gar nicht eingezeichnet.
Klingt auch nach einem gelungenen Etappensieg- diesmal ganz ohne Megahitze. Ich lese so und studiere die Fotos und denke wie jedesmal: och, schon zu Ende, könnt jetzt noch ne Stunde weitergehen. Hoffentlich ging es heute ohne unfreiwillige Dusche ab:-)
Ha, das Suchbild is ja klasse (suchst du das große braune hinten rechts?) 🙂
Ein bißchen mulmig wäre mir persönlich aber bei soviel Einsamkeit während des Fahrens schon.