Neues Album: Unsung Songs (2)

Gestern bin ich abends wieder einmal zu Soundwizard Jan Hees ins 5Stroke Studio nach Bretten gefahren um den letzten klanglichen Schliff am kommenden Album „Unsung Songs“ vorzunehmen. Nach etwas Stau auf der Autobahn hinter dem Weinsberger Kreuz und etwas Gurkerei durch badische Kleinststädte, bin ich irgendwann auch mit etwas Verspätung angekommen.
Seit einigen Wochen habe ich mir immer wieder den mittlerweile dritten Mix des Albums auf allen möglichen Medien (Rechner, iPod, CD), über alle möglichen Anlagen (HiFi, LowFi, NoFi, diverse Kopfhörer) in verschiedenen Räumen (Wohnzimmer, Küche, Bad, Auto) angehört und dabei jedes Mal Notizen auf einer meiner intern gefürchteten Listen gemacht. Natürlich wirken die Mixe in den verschiedenen Abhörsituationen jedes Mal etwas anders, aber auf Dauer konnte ich schon noch einige verbesserungswürdige Punkte finden. Ein Thema war z.B. der E-Gitarrensound bei drei Songs, der leider etwas dumpf und einen Ticken zu verzerrt rüber kam. Wir hatten Jochens E-Gitarrenparts vor ziemlich genau einem Jahr extra in einem Studio bei brachialer Lautstärke über zwei unterschiedliche Verstärker aufgenommen um eine voll analoge Röhren-Breitseite zu bekommen und jetzt passte mir/uns der Sound bei den erwähnten drei Songs nicht. Da fiel mir ein, dass wir damals als Vorsichtsmaßnahme auch die unverstärkten Line-Signale aufgenommen hatten. Soundmann Christoph Reiss konnte die auf Anfrage tatsächlich noch in dem Datenwust finden und ich habe die Signale dann selbst einem virtuellen Re-Amping unterzogen, d.h. im Amp Designer von Logic über einen Twin mit aufgerissenen Höhen, leichtem Spring Reverb und simuliertem Bändchenmikrophon laufen lassen. Diese für sich gesehen ziemlich grell-twangige Spuren haben wir noch am Abend meiner Ankunft millimetergenau (Phase!) zu den bereits vorhandenen Spuren ins Pro-Tools-Arrangement gesetzt, leicht im Panorama gespreizt und siehe da, der Mumpf war weg, jetzt klingt da ein ‚Wall of Sound’ aus z.T. vier Amps, der seines gleichen sucht. Wir haben dann noch einen LeadVoc bearbeitet und danach erstmal Feierabend gemacht.
Heute morgen ging’s nach einem flotten Frühstück bereits kurz nach acht Uhr wieder los. Wir haben zwei weitere LeadVocs bearbeitet und dann die oben erwähnte Liste von oben nach unten durchgearbeitet. In erster Linie ging es dabei um Raum- und Echo-Anteile von v.a. Lead Vocals und Lead Gitarren. Hie und da wurde auch die Lautstärke eines Instruments feingeregelt oder eine Position im Stereo-Panorama justiert. Wenn man alles zusammenrechnet, arbeiten wir ja mittlerweile inkl. einiger Unterbrechungen seit nahezu zwei Jahren an dem Album (Mix läuft seit ca. Mai 2013). Und es war wirklich der letzte soundtechnische Feinschliff, den wir da vorgenommen haben. Ich habe auch im Studio immer wieder zwischen meinen geliebten Sennheiser Kopfhörern und den Studioboxen gewechselt, wir haben noch einige Punkte diskutiert, sind aber immer auf einen Nenner gekommen. Ganz am Anfang war der Plan die Produktion frisch, ohne feste Vorgaben und mit viel Mut zum Experiment anzugehen. Durch das selbstständige Produzieren, das Homerecording und den Einsatz von vertrauten Musikern und Technikern haben wir alle Arbeitsschritte dann auch komplett selbst in der Hand gehabt. Wir haben immer wieder auch Abstand genommen, reflektiert, miteinander geredet, verworfen, etwas Neues ausprobiert etc. Das war teilweise langwierig und anstrengend, es waren schöne Augenblicke, aber auch etliche Enttäuschungen dabei, aber heute Mittag um 12.00, als wir den Mix des letzten Tracks minimal korrigiert hatten und dann noch einmal komplett und schweigend angehört haben, hatte ich das Gefühl, das hat sich alles gelohnt. Ich möchte hier nichts vorwegnehmen und auch nicht so wirken, als sei ich zu sehr von mir selbst überzeugt, aber der Mix des neuen Albums klingt atemberaubend gut.

Das neue Album „Unsung Songs“ erscheint im Januar 2014.

3 Gedanken zu „Neues Album: Unsung Songs (2)

  1. Betriebswirtschaftlich wäre eine Veröffentlichung zur Weihnachtszeit selbstredend erstrebenswert 😉

    Aber im Ernst: Klingt vielversprechend. Ich brauch dann wieder zwei Exemplare, da mein Chef schon Interesse signalisiert hat.

    • Januar ist für einen Indie wie mich besser, weil die Leute da nach dem kommerziellen Weihnachtsterror im Dezember wieder über Aufmerksamkeitskapazitäten verfügen. Würde es vorher aber auch nicht hinkriegen, weil noch Cover-Gestaltung, Pressung, Presseankündigung und die Produktion der Videos anstehen.

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