Gestern war ich im Tiepolo Keller in Würzburg um einer ersten öffentlichen Filmvorführung und einem anschließenden Konzert des Trios hetzel.thieme.volpert beizuwohnen. Mein Freund und Musikerkollege Stefan Hetzel eröffnete den Abend mit einer kurzen Begrüßung und einigen einleitenden Worten zum Film „Improv 2014 (Peitz)“, der zusammen mit dem Cottbuser Filmemacher Ralf Schuster und einem kleinen Team Hilfswilliger im Frühjahr bei der traditionellen „Jazzwerkstatt Peitz“ entstand. Diese „Jazzwerkstatt“ fand unter der Leitung von Peter „Jimi“ Metag und Ulli Blobel von 1973 bis 1982 in dem brandenburgischen Städtchen Peitz statt und widmete sich dem Free Jazz und der Neuen Improvisationsmusik. Nach fast 30 Jahren Pause findet das Treffen seit 2011 wieder jährlich statt. Der Film lässt vier verschiedene Musiker (zwei deutsche, zwei US-Amerikaner) des Werkstatjahrgangs 2014 über ihre Herangehens- und Sichtweisen bzgl. „Improvisation“ sprechen. Dazwischen gesetzt sind Ausschnitte aus den jeweiligen Performances und einige liebenswürdige architektonische Details des weit im Osten Deutschlands befindlichen Veranstaltungsortes.
Das anschließende improvisierte Konzert des Würzburger Trios mit Stefan Hetzel (piano), Carola Thieme (vocals) und Jochen Volpert (el-guitar) setzte dann quasi die Theorie in die Praxis um und lieferte zwei inspirierte, dichte, spannende, balancierte, dynamische, klangfarbenreiche und spielfreudige Sets ab, noch dazu in einem exzellenten Sound. Bravo, so macht Free Impro Spaß!
Es wäre wünschenswert, dass die Filmdokumentation durch Aufführungen bei Festivals und Empfehlungen im Netz ein breiteres Publikum erreicht. Sollte für alle Musiker und Musikinteressierte lohnenswert sein, weil der Dokumentation ein seltener Einblick in eine manchmal etwas abseitig positionierte musikalische Kunstform gelingt. Vielleicht gibt es irgendwann eine filmerische Fortsetzung oder eine neue Fragestellung an Protagonisten des Genres. Der Film ist frei bei Vimeo zu streamen und steht dort sogar als kompletter, kostenloser Download zur Verfügung. Keep up the good work!
Ja, das war ein sehr gelungener Abend.
Die Filmdoku gefiel in ihrer Mischung aus Klangbeispielen, zufälligen Shots im und um das Gebäude und der Interviewsegmente.
Die Interviewsituation mit dem expliziten Fragenkatalog animierte die Musiker geradezu zu offenen Gedanken und Meinungsäusserungen, was ja immer inspirierend ist.
Mir fiel auf, wie jung diese Leute manchmal wirkten, wenn auch manchmal nur durch den Glanz der Augen. Es muß etwas an dieser Musik dran sein, das jung und frisch erhält.
@Dennis: Heißen Dank für diese äußerst wohlwollende Konzertkritik (und den Share) 🙂
@Gerhard: Im Gegensatz zu Anti-Aging-Cremes wirkt Improv halt auf das *Innere* des Kopfes 🙂