Algiers – French Market – Old US Mint – Gasa Gasa

Gestern konnte ich meinen Blogeintrag freundlicherweise auf dem MacBook einer Mitarbeiterin des Hostels schreiben, deswegen ging’s erst Mittags los, die Ruhe hat mir auch gut getan, die viele Lauferei hat echt an mir genagt. Erstmal ca. fuenf  Blocks Richtung Norden zu St. Charles, bei Walgreens habe ich schnell noch Sunblocker und was zu trinken gekauft, dann mit dem Streetcar Downtown von der Endstation Canal St. runter zum Fluss, von da aus nahm ich fuer schlappe 2$ die Faehre ueber den Mississippi nach Algiers („Rolling on the River“), einem alten Stadtteil (gegr. 1719) mit angeblich historischem Kern, nur viel zu erkennen war davon leider nicht mehr sehr viel, sieht eher aus wie ein geschmackvoll gestalteter suburbaner Vorort. Bin dann halt ein bisschen rumspaziert und habe in den Haeueserfronten einige dankbare Fotomotive gefunden von denen die besen wohl in einer Fotoserie gebuendelt werden, die ich irgendwann nach meiner Rueckkehr hier praesentieren werde.
IMG_2505Nach ca. 45 Min. habe ich die naechste Faehre zurueck genommen, auf dem ganzen Weg war die ordentlich verstimmte Dampforgel des Mississippidampfers „Natchez“ vom Ufer gegenueber zu hoeren.
Flussabwaerts bin ich von der Anlegestelle am sog. Moowalk entlang gelaufen und irgenwann ins suedliche French Quarter eingebogen. Vorbei an dem unter Touristen beliebten „Café du Monde“ zum French Market, wo gerade mittwochs auch der Farmers Market abgehalten wird. Mmh, da hat der gruene Markt in Wuerzburg irgendwie mehr zu bieten, aber vielleicht war ich auch zu spaet dran und das Besondere war alles schon an den Mann (und die Frau) gebracht worden. Hier ein schoenes mit Kreide hangzeichnetes Billboard einer Cocktailbar am Markt.IMG_2528Am Ende des Marktes stand dann der monumentale Bau des Old US Mint mit angeschlossenem Jazz Museum. Bloederweise hatte ich gerade den vielversprechenden Vortrag von Bruce Raeburn, dem Kurator des Hogan Jazz Archiv der lokalen Tulane University verpasst, die letzten, hochinteressanten Ausfuehrungen zum Thema Second Line Drumming habe ich gerade noch so mitbekommen. Aber kein Problem fuer euch daheim, der Vortrag wurde als Video mitgeschnitten und ist angeblich unter musicatthemint.org zu finden, eine direkte Verlinkung kriege ich gerade nicht hin. Bitte anschauen und kurzes Feedback geben!
Nach einem kurzen Blick in die Frenchmen Street und den legendaeren Plattenladen (ja Platten, aber auch CDs und Buecher) ‚Louisiana Music Factory‘, bin ich geradwegs zurueck durchs French Quarter und fiel auf einmal in ein Hungerloch. Es war 5PM und ich hatte tatsaechlich seit dem Fruehstueck nichts mehr gegessen, aber im Quarter war’s mir dann doch nicht recht, arbeitete mich also vorwaerts, stieg hungrig wie ein Baer in St. Charles Streetacar und nahm dann bei Felicity einen Happen zu mir, ah, danach ging’s schon viel besser. Kurze Pause im Hostel, nach meiner andauernden Quengelei (ja das koennen wir Deutschen!), hat das Hostelmanagement tatsaechlich einen brandneuen PC angeschafft, jetzt musste ich nur noch dafuer sorgen, dass er auch ausgepackt und installiert wurde. Der freundliche Hippie am Check In gab seinen Widerstand nach mehrfachem Nachfragen auf, schloss die neue Kiste an und setze sie auch in Gang. Waehrend ich danaben sass und aufpasste, dass er nicht von anderen von der Arbeit abgelenkt wurde, quatschten wir ueber die Musikkultur der Suedstaaten und es stellte sich heraus, dass er ein fuer amerikanische Verhaeltbnisse sehr belesener und informierter junger Mann war. Er spielt diverse Instrumente und ist mit Musikern wie dem von mir hochverehrten Anders Osborn bestens vertraut, cool das!

An diesem Abend habe ich mich aufgerafft und bin nochmal los zu einem Konzert mit gleich drei Bands im Gasa Gasa. Also zurueck zu St. Charles, ca. 10 Stationen mit dem Streetcar und weitere neuen Blocks zu Fuss und ich war da: Renommierter Club, aber erstmal keine Ahnung wer spielt. Hier das Poster zur Veranstaltung:
and-the-echo[1]An der Kasse sagt man mir es waere eher so Elektro, mit Synthiebass und eher mit ohne Gitarren (was sich dann als nicht wahr herausstellte). Okay, mal was Neues, dafuer bin ich ja hierhergekommen, ist irgendwie auch eine Forschungsreise.
Die Openerband in der Besetzung git/voc, drums, playback spielte nur ein sehr kurzes, dafuer aber inspiriertes Set mit poppigen, eigenen Songs, klang so als wenn Coldplay gute Lieder schreiben koennten und frische, coole Klaenge verwenden wuerden, kann man definitiv so stehen lassen.
Danach als Zwischenakt ein Synthie-Quartett mit Gesang, auch gut, bisschen kraftwerkmaessig, aber durchaus tanzbar, sie gaben sich auf der Buehne sehr viel Muehe damit die Idee eine Performance zu dekonstruieren, sie ignorierten das Publikum komplett, kamen dabei aber trotzdem sympathisch rueber, weiss auch nicht wie das genau funktioniert hat.
IMG_2557Hauptact dann ein Trio mit Synthie, Synthie und Gitarre und viel einfachen, aber nicht minder beeindruckenden Lichteffekten. Frau am Gesang, ansonten viel 80er, bisschen wie Depeche Mode mit Pfeffer im Hintern, kann man nicht meckern, allenfalls etwas Retro, aber an dem Abend hat’s gut gepasst.
Zu Fuss zurueck zu St. Charles, hatte Glueck, dass zu dieser spaeten Stunde relativ schnell ein Streetcar in Dunkelheit auftauchte, zurueck zu Felicity, um Mitternacht war ich im Hostel, over and out.

6 Gedanken zu „Algiers – French Market – Old US Mint – Gasa Gasa

  1. Sich Mühe geben, die Performance zu dekonstruieren und das Publikum komplett zu ignorieren, kann Van Morrison immer sehr gut, dabei aber trotzdem sympathisch rüberzukommen, das schafft er nicht.

    Bin gespannt, wann Du (endlich) in einem richtig verhauten Bluesschuppen landest, falls es so etwas überhaupt noch gibt.

    • @Axel: Heute Abend geht’s immerhin in Tipitina’s, aber kein Blues. Der kommt dann voraussichtlich bei meinem Tripp durch’s Delta, hoffe ich doch mal.

  2. Coldplay basher …. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten…
    deine Musikkritik is so frisch, dass ich mich fragen muss welche Drogen da im Spiel waren, oder doch nur der Unterzucker?

  3. nochmal @Dennis: Sehe ich das richtig, dass allein aufgrund deiner Beschwerden das Hostel den Internet-Anschluss wieder in Gang gesetzt hat?Junge Junge, das wirft das Image der Deutschen in den USA um Jahrzehnte zurück. Na ja, vielleicht versöhnt sie ja dein Vorname. – musicatthemint.org ist way cool, aber Raeburns Vortrag habe ich dort nicht gefunden, dafür aber diese kompetente Version eines meiner Favourite Tracks: https://youtu.be/NauVU4JyebE

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert