Als Meze (oder Mezze) bezeichnet man kleine orientalische Appetithappen, die zu verschiedenen Anlässen serviert werden. Sie können Bestandteil eines Snacks zwischendurch sein, aber auch als Appetizer, Vorspeise oder Dessert Bestandteil einer Speisefolge sein. Der Ursprung des Wortes liegt (laut Wikipedia) vermutlich im persischen mazze bzw. mazīdan für „Geschmack“ bzw. „Imbiss“. Eine vergleichbare Bedeutung hat es im Türkischen, wo die Schreibweise Meze verwendet wird. In vielen Nachfolgestaaten des Osmanischen Reichs und seiner Nachbarstaaten ist dieses Speisenangebot bzw. der Begriff und die damit verbundene Tradition verbreitet.
Petra Casparek, Erika Casparek-Türkkan und Taneli Türkkan haben dieser Spezialität nun ein ganzes Buch gewidmet. „Meze in Istanbul“ präsentiert kulinarische Spaziergänge, Restaurants und Originalrezepte der türkischen Metropole. Das Buch fungiert als Kochbuch, Gastroführer und Reisebegleiter. Das Buch ist unterteilt in fünf zentrale Kapitel, die durch fünf Stadtteile Istanbuls führen: Unteres Beyoglu, Oberes Beyoglu, Sultanahmet, das Basarviertel und Üsküdar, Kadiköy und Büyükada auf der asiatischen Seite der Stadt. Präsentiert werden jeweils eine kurze historische Einführung in das Stadtviertel, eine Liste mit ca. 10-12 Restaurants, Cafes und Läden. Zu jedem Spaziergang gibt es eine phantasievoll illustrierte Karte mit markierten Points of Interest (Illustration: Martin Haake). Es folgen Einzelportraits von Restaurants, Wirten und Köchen und schließlich auch eine Auswahl von für diesen Stadtteil typischen Rezepten, die zumeist hervorragend und appetitlich bebildert sind (Fotos: Uwe Tölle). Die beschriebenen Meze wirken einfach und lecker, teilweise ist die Zubereitung für einen kleinen Snack allerdings etwas aufwändig und einige Zutaten etwas exotisch.
Die besondere Stärke des Buches ist die über Jahrzehnte erworbene kulinarische Ortskenntnis der drei Autoren, die ungewöhnliche Kombination aus Kultur-, Restaurant- und Reiseführer und die außergewöhnlich ästhetische Präsentation in Text, Illustration und Fotos. Empfehlenswert für abenteuerlustige und kulinarisch interessierte Istanbulfans um besondere Orte abseits des Massentourismus zu entdecken. Ideal zur Vorbereitung, aber auch zur Nacharbeitung und Rückbesinnung an eine vergangene Reise. Von der edlen Aufmachung des Buches werden neben dem Geschmacksinn auch andere Sinne angesprochen, es gibt Empfehlungen für Tonträgerläden, Musikalienhandel, Galerien, Kunstausstellungen, Modeboutiquen, Cafes, Teestuben, Bistros, Süßwarenläden, Basare, Gewürzhandel, Tabakläden, etc. Insgesamt eine äußerst vielseitige und anregende Lektüre.
Bzgl. der Kochanleitungen garantiert der Verlag Gräfe und Unzer dreifach getestete Rezepte, sicheres Gelingen und eine authentische Rezeptfotografie. Papier, Farben und Druck wirken wertig und stabil, das Layout ist peppig, aber übersichtlich und das wichtigste: Die Rezepte sind machbar, sie funktionieren und schmecken!
Fazit: Ein sehr gelungenes Koch-, Kultur- und Ideengeberbuch für Feinschmecker mit einem Faible für traditionelle und moderne türkische Küche. Das Konzept hat einen soliden Ansatz und überzeugt auf der ganzen Linie. Die kulinarischen Spaziergänge und Originalrezepte (ver)führen zu neuen Entdeckungen und Genüssen.
„Meze in Istanbul“ erscheint bei G|U und kostet 19,99 €.
Ja wenn das kein nützlicher Reiseführer für einen Istanbul-Besuch ist, was dann?