Amazon Top 1000 Rezensent

Seit einigen Wochen gehöre ich zu den Top 1000 Rezensenten bei Amazon. Der genaue Platz kann sich jeden Tag ändern, mein Platz hat sich in den mittleren Neunhunderten stabilisiert. Heute bin ich z.B. #949. Ich habe insgesamt 149 Rezensionen hochgeladen und dafür 431 hilfreiche Bewertungen bekommen.
Die ersten Rezensionen habe ich vor ca. zehn Jahren geschrieben. So richtig los ging es aber erst 2013 mit dem Blog als eigener Publikationsplattform. Zuerst habe ich da über Konzerte, CD-Alben, Notenausgaben und Sachbücher geschrieben. Die Rezensionen habe ich von Anfang an auf den Blog und parallel auf Amazon gestellt. Darüber habe ich dann irgendwann auch die Verlage informiert und daraufhin wurden mir Rezensionsexemplare angeboten, inzwischen kann ich bei vielen Verlagen nach eigener Interessenlage aus den Neuerscheinungen auswählen, wenn ich plane darüber zu schreiben. Dadurch hat sich das anfangs etwas eng gefasste Spektrum beträchtlich erweitert. Ich lese und schreibe über Publikationen, die ich mir womöglich nicht gekauft hätte und entdecke dabei immer wieder neue Fachgebiete für mich. Darunter z.B. Reiseführer, Kochbücher, Fotobände, musikwissenschaftliche Fachbücher, kulturgeschichtliche Sachbücher, Notenausgaben, Kinder-CDs usw.
Die Tätigkeit als Rezensent ist unbezahlt, ich bekomme dafür lediglich Freiexemplare. Das Lesen und Schreiben nimmt beträchtlich Zeit in Anspruch, ist aber auf der anderen Seite enorm bereichernd. Nicht nur bekomme ich viele Anregungen und erfahre viel Neues, auch meine Art zu Lesen hat sich dadurch verändert, ich lese gleichzeitig schneller und aufmerksamer. Weil ich anschließend darüber berichte, mache ich mir Notizen und sammle Anmerkungen, ich merke mir mehr, reflektiere stärker, arbeite alles (auch Publikationsumstände, Verlagsprogramm, Übersetzer, Fotografen) gründlich auf, ich beantworte Fragen und manchmal entstehen auf dem Blog im Anschluss an die Rezension kleine Diskussionen. Und wenn ich mich Monate oder Jahre später nur noch dunkel an ein Buch erinnern sollte, kann ich später einfach nochmal nachlesen, was ich davon gehalten habe.
Mittlerweile bin ich mit den Rezensionen allerdings etwas im Rückstand, obwohl ich viel lese und schreibe, stapeln sich hier die interessanten Bücher und ich kann mich gar nicht entscheiden, was als nächstes drankomme soll. Die Verlage freuen sich über meine Anfragen und schicken mir gerne ihre Bücher. Sie haben ja auch etwas davon, als Gegenleistung bekommen sie eine ausführliche und meist wohl gesonnene Erwähnung. Gerade eine Amazonrezension kann zum Teil enorme Wirkung entfalten und bei den obskuren Titeln bei unentschlossenen Kunden den Unterschied machen. Ein paar mittelmäßige und auch sogenannte Verrisse waren übrigens auch dabei. Die haben meistens wesentlich mehr Effekt und öffentliche Wirkung als gute bis sehr gute Rezensionen. Teilweise gab es sogar ein Nachspiel hinter den Kulissen. Ich wurde von beleidigten Lesern, Mitarbeitern, Verlagen, vereinzelt auch von gekränkten Autoren kontaktiert und gebeten meine Kritik zurückzuziehen, weil sie nicht gut für den Absatz wären. Ich frage dann immer, ob irgendeiner der Kritikpunkte in meiner Rezension falsch sei oder nicht zutrifft. Das war bisher nicht einmal der Fall. Manchmal räume ich der Gegenseite als freundliche Geste die Möglichkeit zur Gegendarstellung auf meinem Blog ein, davon wurde aber erst ein einziges Mal Gebrauch gemacht. Ich glaube, begründete Kritik darf in einer Rezension schon möglich sein. Das müssen die Macher schon aushalten, wenn sie mit einer Publikation an die Öffentlichkeit gehen.
Ich werde oft gefragt warum ich so unterschiedlich gelagerte Themen in meinen Rezensionen behandle. Die Antwort ist: Das ist, was mich interessiert und zur Zeit bewegt, deswegen will ich genau darüber auch auf dem Blog berichten. Kann sein, dass die Themen sich in Zukunft ändern, es ist sogar ziemlich wahrscheinlich. Ich lasse mich aber auch weiterhin von meinen Interessen leiten und die ändern sich ja bekanntlich hin und wieder mal. Bis Weihnachten kommen jetzt erstmal noch viele Buchrezensionen und vielleicht knacke ich dann irgendwann im neuen Jahr die Top 500. Würde mich freuen.

33 Gedanken zu „Amazon Top 1000 Rezensent

  1. Ich bin jemand, der als Rezensent Abwertung scheut. Weiß ich denn immer so gut bescheid, um etwas abzuwerten? Meinen Cd-Bewertungen auf Amazon habe ich fast immer die Höchstnote gegeben, es sind derer nur sehr wenige. Aus meiner Sicht mittelmässige CDs bewerte ich nicht. Denn es könnte ja auch sein, daß ich im Moment der Bewertung etwas daneben liege, aus Unkenntnis des Genres oder einer schlechten Verfassung.
    Ebenso würde es mir mit Büchern gehen. Ich sehe mich kaum in der Lage, philosophische oder populärwissenschaftliche Bücher abschliessend zu beurteilen, respektive abzuwerten. Man braucht manchmal ein Leben, um sich in bestimmte Gebiete einzudenken, deshalb kann ich eigentlich nur mit gutem Fundus werten.
    Das optische, die Gestaltung, die Aufbereitung, das Stichwortverzeichnis ect, das kann ich bewerten, hat aber nicht die Bedeutung wie der Content.

    • @Gerhard: Danke für deine Gedanken, dazu Folgendes:
      Aus meiner Sicht ist eine Bewertung ein Form der Würdigung. Man sollte nicht vor Ehrfurcht erstarren. Die meisten Autoren und Musiker erwarten und freuen sich über Reaktionen. Schlimmer als eine schlechte Kritik ist eigentlich nur noch gar keine zu bekommen.

      Was meine Expertise bzgl. der behandelten Themengebiete angeht, kann ich auf einige höhere Qualifikationen verweisen. Noch wichtiger ist aus meiner Sicht allerdings, dass ich mich ernsthaft mit den Werken auseinandersetzte und das heißt bei Büchern, dass ich sie fast immer von vorn bis hinten, vom ersten bis zum letzten Buchstaben lese (und das kann insbesondere bei wissenschaftlichen Texten sehr zeitintensiv sein). Es kommt dazu, dass ich viele Themen manchmal aus eigenen beruflichen Tätigkeit kenne und interessante Erfahrung aus der Praxis miteinbringen kann. Das muss dann nicht immer wortwörtlich in die schriftliche Ausarbeitung einer Rezension einfließen, aber im Hintergrund schwingt es doch mit (Reiseerfahrung, Instrumentalunterricht, Musikproduktion, Kurse & Workshops, Seminare & wissenschaftliche Tagungen, Kochen, Fotografieren).
      Und schließlich ist die begründete Kommentierung, Rezension, Betrachtungen, Reflexion und Bewertung, nenne es wie du willst, das Fundament von kritischer Auseinandersetzung, wissenschaftlichem und gesellschaftlichem Diskurs und nicht zuletzt des Pluralismus und der lebendige Demokratie. Ja, im Grunde hat der aufgeklärte Bürger sogar die Pflicht sich auseinanderzusetzen, sich eine Meinung zu bilden und darf diese per Grundgesetzt auch öffentlich äußern.
      War das jetzt zu hoch gegriffen oder treffe ich noch den Kern der Sache?

      • Mit Bewertungen ist das so eine Sache: Manche Bücher und manche Hotels erhalten nur eine Handvoll Bewertungen. Wenn ich lediglich auf die Sterne schaue und mich nicht weiter vertiefen will, ist das Hotel oder das Buch für mich vermutlich gestorben. Ich sehe da 3 aus 5 oder sogar 1 aus 5, vielleicht sogar mehr als einmal, dann ist es für mich vorbei.
        Vertiefe ich mich tatsächlich in die Kommentare, dann erhalte ich bisweilen ein anderes Bild: Da gibt manchmal jemand 3 Sterne , obwohl das mit dem Produkt an sich nichts zu tun hat. Er hat z.b. bei einer CD Rockmusik erwartet und es ist Jazz, als vereinfachtes Beispiel.
        Ich sehe kritische Kommentierung durchaus positiv, fände es aber gut, wenn das auch mal “ohne Sterne” daher käme!
        Wenn ein Buch nicht grottenschlecht ist, wäre doch auch eine 4 aus 5 vertretbar, mit einer entsprechend ausgefeilten Kritik inside. Das darf dann aus meiner Sicht sein. Das 4 aus 5 sagt dann: Ich habe meine Zweifel, begründe diesen Zweifel oder den Argwohn auch im Einzelnen. Auch wenn ich vielleicht Expertise habe. Ich anerkenne die manchmal immense Arbeit des Autors.
        Was ist eigentlich auch im Einzelfall Expertise? Habe ich einige Bücher aus der Gehirnforschung gelesen, kenne vielleicht persönlich einen Top-Wissenschaftler dazu, dem ich immer wieder mal Fragen stellen kann und darf, darf ich dann einfach Werke “verdammen”, wenn auch begründet, die eine etwas andere Stoßrichtung haben?
        Du und ich haben bestimmt Expertise in mind. einem Gebiet und dort mag ich mich äussern, aber sozusagen bevorzugt mit einer “sanften Tour”, wenn ich sehe, daß da VIEL Arbeit dahintersteckte. Ist etwas nur schludrig hingeworfen worden, dann ist eine entspr. Kritik natürlich rechtens.

  2. hm ich finde eine gute und ernsthaft gemeinte kritik, auch wenn sie ein verriss ist, schadet weniger als eine zu gut gemeinte und beschönigende!
    @gerhard du sagst doch auch wenn du dich reinliest kannst du das deuten, warum also nicht auch mal ne 2 aus 5?
    wenn ich mir das bei den abinoten so ansehe und betrachte, dass heute bedeutend mehr leute abi machen als früher und gleichzeitig die schnitte deutlich besser werden läuft doch was schief oder nicht?
    wir waren doch nicht doofer !!!
    ne im ernst, das führt doch zu vollkommener fehleinschätzung, und schaut euch mal superstar und konsorten an, dann seht ihr was dabei rauskommt! (höhö)
    nene auch im normalen leben lege ich doch auch wert darauf dass mir ehrlich begegnet wird, ok manchmal ists schon hart, aber da halt ichs wie die gute frau bachmann “die wahrheit ist dem menschen zumutbar”
    davon kommt haltung, wenn man was aushält oder auch wenn mans aushält ne andere meinung zu vertreten; dass du dabei das grundgesetz zitierst Dennis finde ich gut, vlt sollte man sogar soweit gehen und das dürfen in ein müssen umzusetzen!

    • @Bernhard: Mein Verriss (1/5 oder 2/5) würde dann womöglich alleine stehen oder im Verein mit einer oder zwei anderen Stimmen. Es schauen die Leute drauf und sagen sich: Das Buch ist nichts…da schaue ich nach anderen aus.
      Es kann schon sein, daß das eine merkwürdige Haltung meinerseits ist. Aber ich stehe jetzt mal dazu.

      • @Gerhard: Wenn du der einzige bist, dann kann das passieren, aber das würde ja auch bedeuten, dass das Machwerk dann prinzipiell nicht besonders viele interessiert hat. Mich macht zumBeispiel immer stutzig, wenn es Monate oder Jahre nach Erscheinen keinen Kommentar gibt.

        Wenn dagegen mehrere/viele ihre Meinung äußern, nivellieren sich die Aussagen und der Leser abwägen. Oft setzt sich eine vorherrschende Meinung durch und das Werk kann ungefähr eingeordnet werden. Das ist doch eine große Hilfe bei der Auswahl. Und wenn du es dann doch anders sehen solltest, kannst du das kundtun.

        Mich wundert oft wie wenige die Möglichkeit nutzen eine begründete Meinung zu äußern. Ist es Faulheit, Bequemlichkeit, Desinteresse, Unfähigkeit die eigene Meinung zu bilden und zu artikulieren, Duckmäusertum, Opportunismus, Angst vor Festlegung oder Gegenwind? Meiner Erfahrung nach bleiben viele, durchaus ambitionierte, zum Teil hochwertige Buchveröffentlichungen durch diese Zurückhaltung nahezu unkommentiert. Oder ist das ein Hinweis, dass keiner es zur Kenntnis nimmt?
        Wir haben das Recht und die Möglichkeit uns ohne große Umstände in den Diskurs einzubringen und nur vereinzelt wird es wahrgenommen.
        Das erkenne ich übrigens auch am Blog. Es gibt locker ca. 10-20 Mal so viele Besucher/Leser wie Kommentatoren. Sehr viele nutzen den Informationsgehalt der Artikel, aber tragen selbst wenig oder nichts bei, geben nichts zurück. Das ist doch bedauerlich, oder?

        • Dem Argument “Wenn du der einzige bist, dann kann das passieren, aber das würde ja auch bedeuten, dass das Machwerk dann prinzipiell nicht besonders viele interessiert hat.” widersprichst Du eigentlich mit
          “Meiner Erfahrung nach bleiben viele, durchaus ambitionierte, zum Teil hochwertige Buchveröffentlichungen durch diese Zurückhaltung nahezu unkommentiert.”
          Das nur nebenbei.

          Ja ich denke, auch manches gute Buch wird nicht bewertet, weil es “angesagte” Autoren in einem Fach gibt – und DEREN Werke liest man (bitteschön) !! Ein unbewertetes Buch sagt deshalb erst mal nicht unbedingt etwas aus.

          Du zählst ja all die Dinge richtig auf, die verhindern, daß mehr kommentiert wird.
          Aus meiner Sicht sind es vor allem Zeitdruck, Bequemlichkeit , Artikulationsprobleme und Duckmäusertum.
          Alles verständliche Beweggründe! Nicht jeder setzt sich gerne aus, abgekanzelt zu werden, wenn die Argumentation nicht ganz passt.
          So wie ich das sehe, schreibst Du recht gut – es wird ein großer Teil Deiner Motivation sein, den Staus Quo aufrecht zu erhalten oder noch besser darin zu werden . Es geht Dir vermutlich mindestens auch um das Training der Rhetorikschärfe, wenn Du ein Produkt bewertest.

          Zu den Besuchen auf Deiner Site: Es ist noch nicht geklärt, wieviele der Besucher mehrmals am Tag wiederkommen. Ich denke, so mancher wird immer wieder mal nachgucken, was Dennis so bewegt! Der Dennis-Effekt sozusagen!

          • @Gerhard: Anhand des Plugins Slimstad kann ich inzwischen sehr gut nachvollziehen wie viele Leser der Blog täglich hat und zwar bis auf Tag und Uhrzeit genau. Gelistet wird pro IP-Adresse mit genauem Seitenaufruf, registrierte Kommentatoren erscheinen mit Klarnamen. Viel genauer geht’s nicht mehr, hat nur etwas gebraucht bis ich es lesen, decodieren und interpretieren konnte.

  3. @Dennis: Was mich irritiert, ist die schiere *Menge* an Rezensionen, die du produzierst.

    Dass ein Schneeball-Effekt entsteht, wenn die Verlage erst mal aufmerksam geworden sind, ist ebenso klar wie, Entschuldigung, banal. Nicht klar ist mir, warum ich eine Rezension lesen sollte, nur weil dich ein Verlag für würdig erachtete, dir ein kostenloses Exemplar des Buches, der CD etc. zuzusenden. Hä?

    Ein rezensierender freier Blogger hat vor einem arbeitsvertraglich eingebundenen Berufs-Rezensenten (als z. B. einem Literaturkritker bei einer Tageszeitung) vor allem *einen* Vorteil (um den dieser ihn – auch wenn er es nie zugeben würde – sehr wohl beneidet): uneingeschränkte Selektivität. Niemand schreibt ihm vor, *was* er rezensieren soll. Und genau diesen Vorteil scheinst du mir nach und nach aufzugeben.

    Das Rezensenten-Ranking bei Amazon ist schon von daher dubios, da es ein ausgesprochen qualitatives Geschäft (das Rezensieren) rein quantifizierend abhandelt (wie so oft im Internet, leider). Damit will ich deine enorme *Arbeitsleistung* freilich nicht schmälern und gegen Kochbücher habe ich auch nichts. Trotzdem freue ich mich halt, wenn du gelegentlich auch mal dicke Bretter bohrst (wie bereits geschehen), anstatt dir mit Laubsägearbeiten die Tagesfreizeit zu verkürzen 😉

    • @Stefan: Vielleicht hast du da was falsch verstanden. Ich suche mir schon selbst aus was mich interessiert, was ich lesen will und worüber ich dann schreibe. Ich bin nur besser informiert als noch vor ein paar Jahren, habe viel mehr Auswahl und als Konsequenz daraus lese ich auch mehr. Der wirklich große Unterschied ist, dass ich seit zwei Jahren Rezensionen schreibe und veröffentliche. Das kommt phasenweise vielleicht etwas geballt, aber solange ich irgendwas mit einem Rezensionsexemplar anfangen kann, schreibe ich auch was, das ist für mich der unausgesprochene Deal. Vielleicht muss ich aber auch dazu sagen, dass durchaus immer wieder Bücher kommen mit denen ich nichts anfangen kann und die sortiere ich dann auch aus. Auf der anderen Seite schreibe ich auch über Publikationen, die ich mit eigenem Geld bezahlt habe.
      Kann dann schon sein, dass du nicht alle meine Interessen teilen kannst, ist ja aber auch gar nicht der Sinn der Sache. Ich verstehe meinen Blog u.a. als Informationsplattform aus individueller Perspektive.

      Tja, und was sind die dicken Bretter? Was genau meinst du damit? Würde mich echt interessieren. Habe schon Artikel geschrieben, die mir am Herzen lagen und die dann keinerlei Reaktion hervorgerufen haben. Und auf der anderen Seite Gelegenheits-/Fleißarbeiten, die einen enormen (nicht beabsichtigten) Effekt ausgelöst haben. Mittlerweile kann ich das zwar besser einschätzen bzw. steuern, z.B. dass man mit polarisierenden, lokalen Themen die Gefühle hochkochen kann, aber was essentielle Themen und Beiträge sind, bleibt dann doch wahrscheinlich jedem Leser selbst überlassen und sieht vermutlich auch jeder anders. Oder?

      Das Ranking zählt übrigens nicht nur die Anzahl der Rezensionen, sondern auch die Anzahl der mit “hilfreich” bewerteten Reaktionen. Und letzteres entscheidet dann über den Platz im Ranking. Das halte ich für fair, transparent und einigermaßen demokratisch.

  4. my-oh-my…
    also sollte es tatsächlich the case sein, dass dem rezensenten zu viel tagesfreizeit quält, kann ich dem mit leichtigkeit abhilfe schaffen!!!

    pretty interesting thread btw!

  5. @Dennis: Na ja, die dicken Bretter sind natürlich Rezensionen von Belletristik (z. B. Niemann, Krausser…) und (populär-)wissenschaftlichen Fachbüchern (Whitehead, Wißmann…).

    “…aber was essentielle Themen und Beiträge sind, bleibt dann doch wahrscheinlich jedem Leser selbst überlassen und sieht vermutlich auch jeder anders. Oder?” – Nee, sehe ich nicht so. Die Rezension eines Kochbuchs hat für mich einen anderen Stellenwert als die eines Buchs wie bsp.weise “Deutsche Musik”.

    #Amazon-Ranking: Das “Meta-Ranking” (“hilfreich oder nicht”) stellt ledigliche eine Iteration des quantifizierenden Verfahrens dar, was es aber noch lange nicht qualitativ macht. Denn was der einzelne Rezensionsrezensent unter “hilfreich” versteht, bleibt ja semantisch unbestimmt. Allgemeiner gesagt: Nur, weil X Kunden die Rezension Y “hilfreich” fanden, heißt das nicht, dass diese auch das entscheidende Argument Z enthält. Das steht vielleicht in einer anderen Rezension, die evtl. etwas umständlich formuliert ist (weil die Rezensentin es nicht besser vermochte) und deshalb weniger Beachtung fand.

    Ich bezweifle, ob ein politischer Begriff wie “demokratisch” hier sinnvoll verwendet werden kann. Das hieße ja in der Konsequenz, dass es eine direkte Korrelation aus Erfolg / Beachtetwerden und Qualität gäbe. Was am meisten Beachtung findet, wäre dann auch das Beste. So gesehen, wäre BILD Deutschlands beste Zeitung.

    • @Stefan: Ich denke, es gibt eine direkte Korrelation aus Beachtetwerden und allgemeiner Bedeutung. Ob es einem nun passt oder nicht. So gesehen hat natürlich auch die BILD Bedeutung, auch wenn es uns beiden vermutlich nicht passt.

      Von Qualität will ich hier gar nicht reden, das ist so extrem subjektiv und jeder hat dafür eigene Kriterien. Oder was meinst du: Gibt es allgemeingültige Kriterien für Qualität? Was wären die?

  6. @Dennis: “Gibt es allgemeingültige Kriterien für Qualität? Was wären die?” – Gute Frage, keine Ahnung. Eigentlich gibst du deine Antwort in deiner Frage selber vor: Qualität = subjektiv, Quantität = objektiv.

    Zuende gedacht mündet das aber in eine ziemlich triste Welt: Findet wirklich *jegliches* Empfinden von Qualität nur im Subjekt statt? Gibt es überhaupt kein intersubjektives, sinnstiftendes Empfinden von Qualität? Ich denke mal, da spricht schon unsere Alltagserfahrung dagegen.

    Knifflig wird’s, wenn man / frau ihr konkretes Qualitätsempfinden auch qualifiziert, d. h. mithilfe von Formulierungen, die über “Ey Geilomat, Alter!” hinausgehen, ausdrücken möchte. Da besteht dann immer die Gefahr, ein Rätsel (das zu Rezensierende) durch ein anderes (die Rezension) zu ersetzen.

    Ok, also zweiter Antwortversuch: Nein, es gibt keine allgemeingültigen Kriterien für Qualität, aber ich kenne niemanden, der im konkreten Alltag nicht doch so tut, als wäre genau dies der Fall. Will sagen, es handelt sich um eine Art unhintergehbare Konstruktion. Ja, ich denke, das ist es.
    Konkretes Beispiel:

    “Ey, was hörst du für Musik?”
    “Alles Mögliche, ich bin da total offen, Alter!”
    “Cool, gehen wir morgen auf’s Thrash-Metal-Konzert?”
    “Ey, Alter, spinnst du? Wer hört denn sowas?”

    • @Stefan: Interessante Gedanken. Dann ergibt aber auch die Gegenüberstellung von Qualität (gut) und Quantität (böse) keinen tieferen
      Sinn mehr. Und das passt dann wieder in meine Motivation: Ich will möglichst viele, gute Sachen produzieren, die dann hoffentlich ganz viele Menschen gut finden (Pop), die mir dafür dann ganz viel, gutes Geld geben.
      Können wir uns darauf einigen? Bzw. sind das aus deiner Sicht akzeptable Beweggründe?

  7. lassmer doch amal wikipedia sprech!
    Qualität (lat.: qualitas = Beschaffenheit, Merkmal, Eigenschaft, Zustand) hat zwei Bedeutungen:

    a) neutral: die Summe aller Eigenschaften eines Objektes, Systems oder Prozesses
    b) bewertet: die Güte aller Eigenschaften eines Objektes, Systems oder Prozesses

    die neutrale definition ist in eurem sinne ja wohl eher die böse, aber ebenso kann das natürlich die zweite variante sein, denn subjektiv sind ja wohl die individuellen kriterien – ergo geschmackssache!! und übernicht lässt sich je nach muttersprache eben trefflicher streiten oder auch nicht…. patt

  8. @Dennis: Haha, sehr witzig!

    @Dennis + Bernhard: Die Gegenüberstellung von quantitas und qualitas habe ich nicht moralisch gemeint. Beide Entitäten sind irreduzidel, aber auch – und jetzt kommt’s – inkommensurabel!

    @Dennis: Wir leben aber in einer Zeit (und das ist jetzt wieder ganz allgemein gesprochen und nicht als Kritik an deiner Arbeit gemeint), in der die quantitas ganz massiv auf die qualitas übergreift und sich erdreistet, diese ersetzen zu können. Und das ist jetzt kein Plädoyer für eine wie auch immer geartete “Elite” oder gegen Demokratie, sondern einfach nur eine Erinnerung an die beschränkte Gültigkeit des Zählbaren. Und da du ja mit deinen Rezensionen gerade *kein* Geld verdienen kannst (oder hab ich da was übersehen?), wundert es mich eben, dass du auch hier jetzt plötzlich statistisch argmentierst. Aber es sei dir gegönnt. Auch das “viele gute Geld”, das du mit deinen musikalischen Auftritten verdienst natürlich 🙂

    @Bernhard: Ich streite halt gerne über “Geschmacksfragen”, weil für mich “Ethik und Ästhetik eins sind” (Wittgenstein). Ich weiß, das ist eine altmodische und recht nervige Position, aber ich kann halt nicht anders 😉

    • @Stefan: Ich höre bei deiner Argumentation halt immer durch: Hohe Quantität ist schlecht und böse; wenn es vielen gefällt, kann es nicht besonders und daher auch nicht gut sein. Geringe Quantität ist gut und erstrebenswert, wenn es nur wenigen gefällt, ist es besonders, herausragend, exklusiv, deswegen ist es besser als der Rest. Klingt manchmal auch nach frustriertem Künstler, der gerne mehr wahrgenommen und gewürdigt werden würde, aber der blöde Plebs kapiert’s einfach nicht und rennt blind den eigentlichen wertlosen Massenprodukten der kapitalistischen Kulturindustrie hinterher.

      Aber vielleicht liege ich mit meiner Annahme ja daneben und es ist einfach nur meine eigene, alte Abneigung gegen vermeintlich elitäre Inhalte. Zugegebenermaßen erfasst mich manchmal eine angenehme Schadenfreude, wenn die ach so avantgardistischen Kunstwerke keinen interessieren, gleichzeitig bewundere ich das unerschütterliche Selbstbewusstsein der Macher, die dahinter stehen. Vorschlag: Freue dich doch einfach mit mir, dass so viele Menschen meine Rezensionen für hilfreich erachten. No can do?

      Oder: Wir treffen uns mal wieder und ich koch dir was aus einem der Kochbücher, die ich immer empfehle, und vielleicht findest du’s dann auch auf einmal gut?

  9. Aber was gibt es denn eigentlich zu verteidigen?!
    Ich habe diese Art Diskussion und die Folgen davon schon etliche Male miterlebt und sehe wenig Sinn darin,daß immer wieder in die gleiche Kerbe gehaut wird.
    Ihr seid ja irgendwie wie ein altes Ehepaar, das versucht, einander zu “erziehen”.

    • @Gerhard (& Stefan?): Stefan und ich argumentieren eben nicht nur als Individuen, sondern auch als Vertreter unserer jeweiligen Kasten: Kunstmusiker (Stefan) und Popularmusiker (Dennis). Ich finde es nicht so schlimm, wenn manche unserer Diskussionen nach einem interessanten Gesamtverlauf in grundsätzlich gegensätzliche Positionen münden. Das muss und sollte erlaubt sein und für mich kann ich sagen, dass ich mich und mein Tun während dieses Prozesses doch auch immer wieder hinterfrage und mit Gewinn rauskomme. Bin deswegen dankbar für Stefans Beiträge, auch wenn ich manchmal ganz schön schlucken muss.

        • Dennis, bedarf meine Frage keiner Antwort? 🙂
          Ich frage mich nämlich ehrlich, wie der Gewinn aussieht, wenn es zumindest von aussen so aussieht, als wären die Positionen unverrückbar.

          • @Gerhard: Sorry, ich dachte das wäre ein rhetorische Frage gewesen.

            Also ich diskutiere gerne und höre mir gerne die Argumente anderer an, dadurch kann ich meine eigene Argumentation schärfen, oft genug lerne ich was dabei über mich und andere. Dass viele Diskussionen auf sich gegenüberstehende Prinzipien, Ideologien, Lebenseinstellungen hinauslaufen, weiß man ja am Anfang noch nicht, ist aus meiner Sicht aber auch kein Drama. Der Diskurs lebt ja genau davon. Wenn wir uns vorher oder im Verlauf der Diskussion immer einig wären, bräuchten wir ja gar nicht erst zu reden. Und irgendetwas an der anderen Argumentation bleibt zumindest bei mir doch immer hängen.

            Ich bewundere Stefan z.B. dafür, dass er viel weniger Bestätigung von außen braucht als ich, wenn er sich künstlerisch oder sonst wie betätigt. Diese anscheinend rein intrinsische Motivation, habe ich nicht. Habe zwar durchaus eigene Beweggründe und Ideen, fühle mich aber geschmeichelt, wenn es anderen gut gefällt und brauche das irgendwie als Treibstoff (war früher noch schlimmer). Ultimative Freude bereitet mir, dass ich nicht nur dafür respektiert werde, sondern auch noch ganz gut davon leben kann. Das hat für mich einen ziemlich großen Stellenwert. (Vielleicht zu groß?) Aber eventuell ist das auch der Unterschied zwischen einem Berufsmusiker, der sich wohl oder übel vermarkten muss/will und einem Freizeitmusiker, der wirklich tun und lassen kann was er will.
            Deswegen ist Popmusik ein schönes Modell für mich. Innerhalb dieses Genres muss man sich nicht schämen, wenn man populär und erfolgreich sein will, es ist eine conditia sine qua non. Das ist gerade bei europäischer Kunstmusik anders.

  10. Dennis, jetzt wurde es für mich klarer, danke!
    Daran könnte man anknüpfen: Wieso ist es (angeblich) Stefan egal, wie er ankommt?
    Meines Wissens übrigens schätzt er doch das Ankommen!
    Aber sehr vermutlich in geringerem Ausmaß wie Du.
    Auch daran könnte man anknüpfen! Wieso musst Du dich unbedingt beweisen? Ist es z.b. sehr schmerzlich, wenn Du mal nicht ankommst (oder sogar versagst)?
    Nur mal so als gedanklicher Input.

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