My Favourite Tracks – Meine allerliebsten Lieder
Auswertung und Analyse von persönlichen Bestenlisten einer Würzburger Musiktalkshow
von Dennis Schütze
Erschienen in der Schriftenreihe “Lied und populäre Kultur” (59. Jg., 2014) des Zentrums für Populäre Kultur u. Musik zum Thema “Lieder/Songs als Medien des Erinnerns“
Einleitung
Seit Oktober 2005 findet in der unterfränkischen Universitätsstadt Würzburg (ca. 125.000 Einwohner) in den Wintermonaten (Oktober bis März) jeweils einmal im Monat eine Talkshow statt in der ein prominenter Akteur der regionalen Kulturszene auf besondere Weise vorgestellt wird. In den bisher insgesamt 51 abendfüllenden Veranstaltungen wurden vor Live-Publikum und bei freiem Eintritt zehn eigens vom Gast ausgewählte Musikstücke, seine „Favourite Tracks“, als Playback von Trägermedien angehört. Darüber hinaus dienten die Tracks als roter Faden eines jeweils ca. dreistündigen Gesprächs. Fragen der Zuhörer waren dabei erlaubt und erwünscht. Als Talkgäste konnten über die Jahre u.a. der amtierende Kulturreferent, der Intendant des Mainfranken Theaters, Lokaljournalisten, Kulturredakteure, Schriftsteller, Schauspieler, Filmemacher, Künstler, Tänzer, Philosophen, lokale Blogger, Veranstalter und Kultursponsoren gewonnen werden. Die Orte der Veranstaltung wechseln und stehen soweit möglich im direkten Bezug zum jeweiligen Gast (u.a. Tanz- und Tonstudios, Künstlerateliers, Theater, Büchereien, Konzertbühnen, Kirchen und Kneipen). Seit Herbst 2008 wird die Veranstaltungsreihe vom Bezirk Unterfranken und vom Kulturamt der Stadt Würzburg (im Rahmen einer Projektförderung) finanziell unterstützt. Eine Übertragung durch Rundfunk oder TV war nie geplant und hat in keinem Fall stattgefunden. Alle bisherigen „Talks“ wurden jedoch in Form von biographische Stammdaten, Tracklisten etc. lückenlos dokumentiert und sind auf der Internetseite www.myfavouritetracks.de einsehbar. Darüber hinaus wurden weitere Informationen (Vorgespräche, Korrespondenzen, Audio- und Video-Mitschnitte) dokumentiert und nicht-öffentlich archiviert.
Die Musiktalkshow fand im Frühjahr 2014 vorerst zum letzten Mal statt. Dies soll zum Anlass genommen werden den generierten Datenfundus genauer zu betrachten und analytisch auszuwerten. Die Auswahl der „Favourite Tracks“ fand bei allen Beteiligten im vollen Bewusstsein darüber statt, dass die Titel der Trackliste öffentlich angehört und in direkten Bezug zur Person gesetzt werden würden. Bei der Auswahl wurden deswegen meist für die eigene Biographie wichtige und für Lebenseinstellung und Arbeitsfeld repräsentative Tracks gewählt. Es war deutlich zu erkennen, dass die Auswahl von den Gästen sehr sorgfältig und zum Teil mit beträchtlichem zeitlichem Aufwand getroffen wurde, ein Umstand, der sich in oft intensiven Vor- und Nachgesprächen mit dem Moderator ausdrückte. Die Veranstaltungen wurden durch Poster, Flyer, Mailinglisten und Ankündigungen in lokalen Medien beworben (Tageszeitung, Monatsmagazine, etc.). Der Zuspruch der Zuhörer war ausgesprochen wechselhaft (1 bis ca. 120), bewegte sich aber zumeist im mittleren zweistelligen Bereich.
Als Datenbasis für die statistische Auswertung standen folgende Informationen zur Verfügung: Datum und Ort der Veranstaltung, Name, Geschlecht, Geburtsjahr und berufliches Betätigungsfeld des Talkgastes, sowie Titel und Produktionsjahr der ausgewählten Tracks. Persönliche Daten wie Geburtsjahr und Betätigungsfeld entstammen der Selbstauskunft der Gäste. Die Trackinformationen wurden vom Autor soweit wie möglich verifiziert. Als Produktionsjahr eines Tracks gilt das Jahr der Erstveröffentlichung oder alternativ das Jahr der Aufnahme einer Einspielung. Es gibt daher in dieser Kategorie keine Datierung vor 1900.
Auswahl der Talk-Gäste und Relation ♂/♀
Einige Monate vor Beginn jeder Staffel wird eine Liste mit wünschenswerten Talk-Gästen erstellt. Dabei werden insbesondere prominente Akteure der lokalen und regionalen Kulturszene berücksichtigt, die sich über ihre eigentliche berufliche Tätigkeit hinaus für kulturelle Belange in der Region engagiert haben. Oft sind die Gäste daher nicht nur Kreative, sondern stehen auch einem gemeinnützigen Verein, einer Interessensgemeinschaft oder einer Initiative vor, bekleiden ein (Ehren-)Amt, fördern, unterstützen und begleiten kulturelle Projekte, Festivals, Konzert- oder Veranstaltungsreihen.
Eine ausgewogene Ratio zwischen weiblichen und männlichen Gästen wurde zwar angestrebt, hätte aber die Verhältnisse nicht realistisch widergespiegelt. Tatsächlich befinden sich überdurchschnittlich viele Männer in den verantwortlichen Positionen. Es kommt erschwerend dazu, dass von den angefragten Personen deutlich mehr Männer sofort große Bereitschaft zeigten sich, ihre Arbeit und Biographie anhand ausgewählten Tracks in einem persönlichen Gespräch vor Live-Publikum zu präsentieren. Bei Frauen war es gerade umgekehrt, überdurchschnittlich viele der angefragten Frauen ließen sich zwar das Konzept des Talks erklären und zeigten grundsätzliches Interesse für die Form der Präsentation, sagten dann aber nach einer eingeräumten Bedenkzeit eine persönliche Teilnahme ab. Begründet wurde eine Absage von Frauen u.a. damit, dass sie ihre Arbeit im Vergleich zu anderen Gästen als nicht interessant genug einschätzten. Das Missverhältnis zwischen männlichen und weiblichen Gästen trat bereits nach wenigen Staffeln zu Tage. Der Versuch dem mit einer ausschließlich von Frauen besetzten Reihe entgegenzuwirken, scheiterte wiederum an den dazu erforderlichen Zusagen. Insgesamt haben an den 51 hier zu betrachtenden Talks 43 Männer und nur acht Frauen als Gäste teilgenommen (♂: 84,3%, ♀: 15,7%). Interessant ist, dass sich dieses Verhältnis innerhalb der Zuhörerschaft nicht widerspiegelt. Es wurden zwar keine konkreten Zahlen erhoben, doch tendenziell waren je nach Geschlecht des Gastes Talk-Gastes bei Männern etwas mehr Männer, bei Frauen etwas mehr Frauen im Publikum. Das Verhältnis dürfte im Mittel aller Talks in etwa ausgeglichen gewesen sein.
Lebensalter der Talk-Gäste
Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Talk-Gäste ist, dass sie besonders profilierte und herausragend engagierte Akteure der lokalen und regionalen Kulturszene sein sollen. Sie sind also zu einem gewissen Grad bekannt und etabliert, können von ihrem freien künstlerischen Schaffen leben, bekleiden ein öffentlichkeitswirksames (Ehren-)Amt und nehmen auf diese Weise gestalterischen Einfluss auf das kulturelle Leben der Region. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Personen sich zumeist im mittleren bis vorangeschrittenen Lebensalter befinden. Darüber hinaus ist es für die inhaltliche Gestaltung des Talks (und der Musikauswahl) förderlich, wenn der Gast auf eine lebendige und erfahrungsreiche Biographie zurückblicken kann, eventuell schon einige Lebensphasen, Ortsveränderungen und diverse Aufs und Abs in der Karriere durchlebt hat. Jugendliche, junge Erwachsene und Akteure am unmittelbaren Anfang ihrer Karrieren sind daher für eine Teilnahme an der Talkshow weniger interessant. Auf der anderen Seite wird darauf geachtet, dass die Talk-Gäste – unabhängig vom Lebensalter – aktive Gestalter der lokalen und regionalen Szene sind. Komplett retrospektive Positionen werden so bereits im Vorfeld ausgeschlossen.
In den neun bisherigen Staffeln („Volumes“) der Talkreihe waren der Jüngste der insgesamt 51 Talk-Gäste zum Zeitpunkt des Interviews 33 Jahre, der Älteste 77 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt 49 Jahre.
Auswahl der Tracks und stilistische Diversität
Von Oktober 2005 bis Januar 2014 wurden in der Musik-Talkshow „My Favourite Tracks“ insgesamt 51 Talk-Gäste vorgestellt und interviewt. Jeder einzelne von ihnen wählte im Vorfeld des Talks zehn meist musikalische Tracks aus, die er als besonders bedeutend oder prägend für seine persönliche Biographie, seinen beruflichen Werdegang oder sein künstlerisches Werk erachtet. Es gibt dafür keinerlei Vorgaben, Ratschläge oder inhaltliche Einschränkungen. Die neutrale Bezeichnung „Track“ (Tonaufnahme) im Titel der Veranstaltung trägt diese Offenheiten gegenüber jeder Stilistik bereits im Namen. Damit neben der Musik genügend Zeit für das Gespräch bleibt, werden die Gäste lediglich darauf hingewiesen, dass die Gesamtlaufzeit aller zehn Tracks maximal 60 Min. betragen soll.
Von den 51 Gästen wurden je 10 Tracks, insgesamt also 510 Tracks gewählt und vor Publikum zuerst angehört und anschließend die persönliche Bedeutung mehr oder weniger intensiv erläutert. Die Produktionsjahre der Tracks erstrecken sich von 1936 bis 2012, die Trackdauer variierte von 12 Sekunden (Pascal Comelade: „Smoke on the Water“) bis zu mehr als 15 Min (Ravel: „Bolero“). Zu hören waren Kinderlieder, Folklore, Filmmusik, Popsongs, Hörspiele, Theaterszenen, klassische Kompositionen, Live-Mitschnitte, experimentelle Soundcollagen, selbst aufgenommene Interpretationen, Klang-Artefakte und vieles mehr. Die anfänglich zur Auswertung erwogene Zuordnung der einzelnen Tracks zu dezidierten musikalischen Stilen wurde angesichts dieser unüberschaubaren Diversität und der möglichen Mehrdeutigkeit (z.B. Filmmusik mit klassischem Orchester, experimentelle Rockmusik, Sprachaufnahmen mit unterlegter Musik) aufgegeben.
Obwohl die meisten Gäste den überwiegenden Teil ihres Lebens zu ähnlichen Zeiten in derselben süddeutschen Stadt verbracht haben, einer vergleichbaren Bildungs- und Gesellschaftsschicht und in etwa einer gemeinsamen Generation angehören, kam es bei den insgesamt 510 Tracks zu lediglich vier Doppelnennungen, also der Auswahl eines Tracks, der von zwei Personen unabhängig voneinander als bedeutend und prägend für ihr Leben erachtet wurde. Die Doppelnennungen sind „Whole lotta Love“ von Led Zeppelin, „Lucky Man“ von Emerson, Lake & Palmer, „Another Brick in the Wall, Pt. 2“ von Pink Floyd und „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox. Von 510 möglichen wurden von 51 Talk-Gästen somit also 506 verschiedene Tracks ausgewählt. Dieses Ergebnis beweist eine aus oben genannten Gründen nicht erwartbare und deswegen signifikant hohe Diversität der ausgewählten Tracks.
Sucht man innerhalb der 510 ausgewählten Tracks nach Mehrfachnennungen von Komponisten, Bands oder Einzelkünstlern, so ergibt sich folgendes Bild (hierarchisch).
Johann Sebastian Bach (9/510)
Pink Floyd (7/510)
Georg Friedrich Händel (5/510)
Jimi Hendrix (4/510)
Tom Waits (4/510)
Deutsche Barockkomponisten kommen zusammen auf immerhin 14 Nennungen unterschiedlicher Werke (keine Doppelnennungen). Es besteht innerhalb dieses Segments die höchstmögliche Diversität von Werken. Die klassische Rockmusik von Jimi Hendrix und Pink Floyd kommt zusammen auf 11 Nennungen, wobei hier eine direkte Doppelnennung (Pink Floyd: „Another Brick in the Wall, Pt. 2“) und eine indirekte Doppelnennung (Jimi Hendrix: „Hey Joe“ und Deep Purple: „Hey Joe“) zu verzeichnen sind.
Jeweils drei Nennungen haben Ludwig van Beethoven (3/510), Emerson, Lake & Palmer (3/510), Deep Purple (3/510), Herbert Grönemeyer (3/510), Led Zeppelin (3/510) und die in der Region ehemals etablierte, aber mittlerweile nicht mehr bestehende Oberton-Folklore-Formation Boerte aus der Mongolei (3/510).
Mit weniger als drei Nennungen weit abgeschlagen sind überraschenderweise folgende Konsensmusiker und -bands: The Beatles (2/510), Johnny Cash (2/510), Bob Dylan (2/510), Wolfgang Amadeus Mozart (2/510), The Velvet Underground (2/510), Elvis Presley (1/510).
Alle verbleibenden Track-Komponisten, -Bands und -Einzelkünstler werden jeweils nur einmal gewählt, auch dies wiederum ein Anzeichen signifikant hoher Diversität.
Strategien der Track-Auswahl
Die meisten Talk-Gäste ordnen ihre Tracks chronologisch und in deutlich erkennbaren Zusammenhang zur eigenen Biographie. So beziehen sich die ersten Tracks in aller Regel auf Kindheit und Jugend, die Tracks im mittleren Bereich auf die Lebensphase als junge Erwachsene und erst die letzten Tracks lassen einen Bezug zur Gegenwart und eventuell eine Vorausschau in die Zukunft (Evergreens von morgen) erkennen. Die meisten Gäste wählen nicht ihre aktuellen Lieblingslieder, sondern Tracks, die als Stellvertreter bestimmter Lebensphasen oder biographischer Umbrüche dienen. Auffällig ist, dass besonders (Kultur-) Politiker dazu neigen, durch eine ungewöhnliche stilistische Breite innerhalb ihrer persönlichen Track-Auswahl eine demonstrative Offenheit und Toleranz gegenüber möglichst vielen Geschmäckern, Musikstilen und Kulturen unter Beweis zu stellen.
Auf der anderen Seite gibt es von einigen wenigen Talk-Gästen konzeptuelle Track-Auswahlen: Ein Vertreter der lokalen Filminitiative wählte ausschließlich Filmmusik (teilweise inkl. Projektion entsprechender Filmausschnitte), eine feministische Philosophin wählte ausschließlich Musik von Frauen (allerdings mit außergewöhnlicher zeitlicher Spanne), zwei stadtbekannte Krautrockspezialisten wählten ausschließlich Rockmusik aus den 1970er Jahren, eine lokale Musikkritikerin wählte ausschließlich klassische Gesangs- und Liederinterpretationen mit starkem lokalen Bezug und ein jung gebliebener Althipster bestand darauf ausschließlich Musik aus dem „W-LAN-Zeitalter“ zu präsentieren (extrem enge zeitliche Spanne).
Produktionsjahre der Tracks
Im Vergleich zu Kategorien wie „musikalische Stilistik“ und „geo-kulturelle Herkunft“ ist das Produktionsjahr eines Tracks meist zweifelsfrei zu ermitteln. Es ist dadurch ein verhältnismäßig konkreter Indikator und beinhaltet eine Aussage darüber auf welche Zeit, Phase oder Ära der Talk-Gast sich absolut oder aber auch im Verhältnis zu seinem eigenen Lebensalter bezieht. Es muss dabei berücksichtigt werden, dass ein Talk-Gast einen Track sicher nicht vor dem Produktionsjahr gekannt haben kann. Andererseits können zwischen dem Produktionsjahr und dem Erstkontakt eines Talk-Gastes mit einem Track durchaus mehrere Jahre, in manchen Fällen auch Jahrzehnte liegen. Das darf insbesondere dann als gesichert gelten, wenn das Produktionsjahr vor dem Geburtsjahr des Talk-Gastes liegt. Freilich ändert auch ein großer zeitlicher Abstand zwischen Produktionsjahr und Erstkontakt nichts daran, auf welche Zeit und/oder Kulturepoche sich der Talk-Gast damit beruft und in welchem Verhältnis die entsprechende Jahreszahl zu seinem Lebensalter steht. Zunächst sollen im Folgenden die absoluten Zahlen betrachtet werden. Als Produktionsjahr gilt, wie bereits erwähnt, das Jahr der Erstveröffentlichung des Tracks bzw. alternativ das Jahr der Aufnahme der Einspielung.
Diagramm 1: Verteilung der Produktionsjahre der Tracks (absolut)
Der älteste Track stammt aus dem Jahr 1936 (Robert Johnson: „Kindhearted Woman Blues“), der jüngste aus dem Jahr 2013 (Daft Punk: „Georgio by Moroder“). Hierzu muss angemerkt werden, dass die Reihe 2005 begann und daher auch bei der aktuellsten Auswahl nur wenige Gäste die Möglichkeit hatten Titel aus den Jahren 2013 oder gar 2014 zu wählen. Track-Produktionsjahre vor 1960 sind insgesamt selten, Produktionsjahre vor 1950 liegen bereits deutlich außerhalb der Norm. Von insgesamt 510 Tracks stammen lediglich sieben aus den 1940er Jahren und nur der oben erwähnte, einzelne Track aus den 1930er Jahren. Aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, gibt es keine einzige Nennung. Besonders stark konzentrieren sich dagegen die Produktionsjahre der Tracks um die Jahre 1970 und 2000. Auch um die Jahre 2005/2006 herum ist ein deutlicher Peak zu erkennen. Der Durchschnitt aller Tracks liegt rechnerisch im letzten Quartal des Jahres 1986.
Werfen wir nun einen Blick auf die Verteilung der Produktionsjahre der Tracks pro Talk-Gast. Diagramm 2 stellt in chronologischer Reihenfolge der Musiktalks die Produktionsjahre der insgesamt 51 individuellen Track-Auswahlen dar. Die Minima und Maxima jeder Auswahl sind deutlich zu erkennen und bilden pro Talk-Gast einen klar umrissenen, zeitlichen Bezugsrahmen. Bei einem Vergleich der individuellen Auswahlen untereinander entsteht ein sehr variantenreiches Bild. Ein allgemeingültiges Muster für Minima, Maxima oder die zeitliche Spanne des Bezugsrahmens ist nicht ohne weiteres zu erkennen. Individuelle Minima bewegen sich zwischen 1936 und 2004, individuelle Maxima zwischen 1972 und 2013. Die individuellen Spannen bewegen sich zwischen einem Minimum von 7 Jahren bis zu einem Maximum von 72 Jahren.
Der rechnerische Durchschnitt der individuellen Minima aller Talk-Gäste liegt im ersten Quartal des Jahres 1966, der der individuellen Maxima liegt im ersten Quartal des Jahres 2003, dies bei Talk-Gästen deren rechnerisches Mittel des Geburtsjahrs in das Jahr 1960 datiert. Der Durchschnitt der individuellen zeitlichen Spannen aller Talk-Gäste liegt bei etwa 37 Jahren.
Diagramm 2: Verteilung der Produktionsjahre der Tracks pro Gast (absolut)
Ende Teil 1, Teil 2
Ja, das war eine spannende Geschichte!
Ich hatte wohl nur vier oder fünf Veranstaltungen besucht, weil ich sehr spät von dieser Reihe erfuhr. Aber ich fand die Abende recht dicht und intensiv, weil die Musikauswahl mit spannenden Lebensberichten einherging.
Mich würde interessieren, ob es nicht auch Tracks gab, die zwar in einer gewissen Lebensphase Bedeutung hatten, die man aber aus verschiedenen Gründen selbst kaum mehr hören konnte und trotzdem, dem Konzept folgend, präsentieren musste.
Gab es denn nicht auch Absagen mit dem Verweis, daß Musik kaum eine besondere Rolle spiele?
Ist Musik denn ein durchgängig hochgeschätztes unabdingbares Kulturgut? Darüber muß es doch auch Statistiken geben.
Welche Varianten der Beschäftigung (und Nichtbeschäftigung) mit Musik gibt es?
Wie funktioniert(e) die Inspiration? Durch Radio, TV, Freunde, Ortskultur, Musiknerds oder Eigenrecherche?
Ich war als Bub fasziniert von „Child in Time“ und finde das Werk weiterhin sehr gelungen. An meinem Bekenntnisabend hätte ich mich aber nicht getraut, das kollektiv-emotional so hoch aufgeladene Kultstück (hier trifft der Begriff mal) aufzulegen. Sondern die Coverversion von M. Walking on the Water, die die Kopfstimme durch Geige ersetzt, und auch sonst einen kühlenden Abstand zwischen Heute und Werk- bzw. Erlebniszeit legt.
Wenn dir mit diesem einzelnen Privatbekenntnis geholfen ist – gerne wieder !- j
Das Diagramm 2 ist m.E. nicht besonders aussagekräftig: Was ist, wenn ich einen Track aus den 50er Jahren wähle und sich die anderen 9 geballt in 2013 befinden?
Im Diagramm 2 geht es um die zeitliche Verteilung der Produktionsjahre (von/bis) der Tracks einzelner Gäste. In der vergleichenden Gesamtansicht halte ich das schon für aufschlussreich. Mich überraschte z.B. wie zeitlich eng doch viele der Zeitrahmen sind, gemessen daran, dass uns allen musikalische Aufnahmen aus rund 120 Jahren zur Verfügung stehen. Wenn dich die Einzeltitel und deren Produktionsjahre interessieren, muss ich auf die einzelnen Tracklists verweisen (siehe MFT-Webseite). Sinn des Diagramms ist es statistische Phänomene bildlich darzustellen und man erkennt meine ich ich ganz gut, wie breit oder eng die Spannen einzelner Gäste sind. Detaillierter, aber eben auch unübersichtlicher, ist da die Gesamtliste, die mehr 520 einzelne Eintragungen umfasst. Im Aufsatz sollte aber eben eine Auswertung und Analyse präsentiert werde und nicht das reine Rohmaterial (das im übrigen sehr aufwändig zusammengestellt werden musste). Warte mal auf Teil 2 des Aufsatzes, vielleicht wird dann der Gesamteindruck stimmiger.
Der „enge“ Zeitrahmen“, den Du ansprichst, kann darin gegründet sein, daß ab einem Zeitpunkt in der Vita des Betreffenden Musik eine grössere Bedeutung erlangt hat als zuvor.
Oder wie es ein Vortragender formulierte: Er ortete die entscheidende Phase der ihn interessierenden Musiksparte in einem sehr engen Zeitabschnitt. Für ihn waren alle weiteren Produktionen in seiner Sparte eigentlich nur noch Fortführungen der „Golden Era“.
@Joachim Fildhaut: Möchtest du etwas darüber sagen, *warum* du dich nicht „getraut“ hast?
@Stefan jawohl hol ihn auf die Couch!