Mein Mediennutzungsverhalten (2018)

Anfang 2017, also vor knapp zwei Jahren, habe ich in einer Art Selbstanalyse mein Mediennutzungsverhalten offenbart. Im laufenden Jahr 2018 haben sich etliche Bestandteile massiv verändert, deswegen hier ein Update.

Internet & Blogs
Meine Lieblingsseiten im Netz sind immer noch Wikipedia, sueddeutsche.de, faz.net und einige wenige Blogs, die ich nahezu täglich verfolge. Habe RSS-Feeds, nutze sie aber nicht. Mir fällt auf, dass viele Blogs und Homepages nicht mehr gepflegt werden. Das hinterlässt bei mir ein unangenehmes Gefühl. Sind die Betreiber umgezogen? Hat sich das Interessensfeld verändert? Haben sich die Institutionen / Projekte / Bands aufgelöst? Eine Schlussbemerkung wäre da hilfreich, fehlt aber oft. Als genauso schlimm empfinde ich es, wenn Blogbetreiber zwar weitermachen, aber aufhören eigene Inhalte produzieren und nur noch fremde Inhalte verlautbaren.
Das Netz nutze ich weiterhin für Einkäufe (amazon, ebay), allerdings nicht mehr für CDs, DVDs etc., sondern für alltägliche Kleinigkeiten, für die man früher mal schnell in die Stadt gefahren ist. Musikgerätschaft und Kabel seit Jahren bei Thomann. Downloads fallen mittlerweile aus (Streaming).

Soziale Medien: Facebook, Twitter, Insta, Whatsapp
Ich war nie und bin immer noch nicht bei Facebook, Twitter, Instagram, Whatsapp etc., ich halte diese Dienste für unseriös. Mittlerweile werde ich nicht mehr darauf hingewiesen, dass das ein Fehler ist und eine Mitgliedschaft in Sachen Netzwerken und Eigenwerbung ratsam wäre. Ich gelte dbzgl. in meiner Konsequenz bei manchen wohl als hoffnungsloser Fall. Nach diversen Datenmissbräuchen wenden sich immer mehr Menschen aus meinem Umfeld von Facebook & Co ab. FB und Twitter scheinen Plattformen für wütende, alte Herren geworden zu sein, vielleicht waren sie das schon immer.

Youtube
Sehe ich viel weniger als früher, weil ich bzgl. Musik auf Spotify zurückgreife. Falls doch, dann meist über eine Verlinkung in einem Blog. Hin und wieder sehe ich auch Instruktionsvideos für Instrumente oder Studiohardware, Produktpräsentationen oder Filmtrailer. Es geht dabei immer um Information, selten um Unterhaltung.

Kommunikation: Briefe, Email & Festnetz
Briefe schreibe ich nur noch an Behörden und verschicke Konzertverträge an Veranstalter. Ansonsten alles per Mail, auch viele verbindliche Vereinbarungen. Telefonieren über Festnetz tue ich gerne und lang, aber es ruft fast niemand mehr an. Wenn ich andere mobil anrufe, habe ich immer das Gefühl sie haben gerade keine Zeit und hören nicht richtig zu. Telefonate führe ich deswegen quasi nur noch mit meinen Eltern und mit Musikerkollegen in Produktionsphasen, wenn es sehr viel zu besprechen gibt.

Presse: Zeitungen & Zeitschriften
Als Printpresse habe ich abonniert: Süddeutsche Zeitung, Rolling Stone, Arte Magazin, bpb magazin. Die Zeit zum Lesen fehlt mir zunehmend, vor allem die Tageszeitung stapelt sich oft über mehrere Tage und ich muss am Wochenende nachlesen. Immer öfter weiche ich aus auf: SZ.de, FAZ.net und täglich der-postillion.de. Habe deswegen mein SZ-Abo ab Jan 2019 auf die Fr, Sa/So-Ausgaben reduziert, ist mir allerdings sehr schwergefallen, weil ich mich weiterhin gerne über Menschen lustig mache, die gar keine Tageszeitung lesen.

Bücher & eBooks
Habe noch nie so viele Bücher gelesen wie in den zurückliegenden Jahren. Und das liegt selbstverständlich an meiner Tätigkeit als Rezensent, es sind Sach- und Fachbüchern, Reiseberichte und Romane. Wird aber weniger, weil Zeit und Muse fehlen. Buchlektüre halte ich trotzdem für unersetzlich, vergleichbare Qualität und intellektuelle Tiefe findet man nicht kostenlos im Netz. Ich lese keine längeren Texte am Rechner, mittlerweile besitze ich einen iPad, aber immer noch keinen ebook-Reader. Ich lese vorzugsweise im Liegen ca. 1-2h täglich, seit einem Jahr ausschließlich mit Lesebrille, weil ich sonst nichts mehr erkenne.

TV / Mediatheken / Netflix
Fernsehen war immer eine Schwäche von mir. Hatte zwar Phasen, in denen ich das Fernsehen komplett aus meinen Alltag verbannt hatte, kam aber immer wieder darauf zurück, es ist für mich eine Art der Entspannung. ARD & ZDF für Tagesthemen, Heute Journal und Sportschau, ansonsten BR (Lebenslinien, Wirthausmusikanten), 3Sat (Dokus, Konzerte) und Arte (Tracks). Seit einem Monat hat ein Netflix-Probeabo meine Sehgewohnheiten allerdings komplett auf den Kopf gestellt. Habe etliche Serien nachgesehen (Narcos, Dark, etc.) und Filme entdeckt, die hier nie im Kino liefen (Sweet Virginia, Minimalismus, Pedal the World). Ein großer Gewinn, erst jetzt fällt mir auf wie viel Schrott ich im linearen Fernsehen gesehen habe. Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender nutze ich hin und wieder.

Foto
Habe schon immer gern und phasenweise viel fotografiert, immer Canon, z.Z. Canon Powershot G7x Mark II. Da ich kein Smartphone besitze, tendiere ich zu guten und gleichzeitig kompakten Modellen, die möglichst in die Hosentasche passen sollten. Ich nutze die Filmfunktion der Kamera auch für Konzertmitschnitte und eigene Musikvideos.

Datenträger: Vinyl, CD, DVD, Download, Streaming
Seit Anfang des Jahres 2018 habe ich ein Spotify-Abo und das hat meinen Tonträgerkonsum quasi von heute auf morgen komplett umgekrempelt (siehe auch Netflix-Abo). Dazu kam, dass der CD-Player im Auto seinen Geist aufgegeben hat und im Auto meiner Frau weder Radio, noch CD-Player eingebaut sind. Habe seitdem keine einzige CD, keinen einzigen Download mehr gekauft und bin darüber selbst geschockt. Höre allerdings auch weniger Konserve als früher, stattdessen Radio und Spotify-Playlists. Ganz selten lege ich ein altes CD-Album auf, muss mich dann aber fast zwingen es zu Ende zu hören. Meist bin ich nach 2-3 Tracks in einem anderen Zimmer der Wohnung und die Musik läuft alleine vor sich hin. Vinyl habe ich seit 30 Jahren nicht mehr angefasst, klingt nicht gut.

Mobil: Smartphone & Apps
Ich besitze immer noch kein Smartphone, allerdings ein Tablet (ipad). Ich schätze meine Freiheit und meine Fokussierung ohne Smartphone, beneide aber immer öfter auch den vermeintlichen Informationsvorsprung meiner Mitmenschen. Immer wieder entstehen Situationen, in denen ein eigenes Smartphone hilfreich wäre, dann schnorre ich mich mit den Geräten anderer durch, hat bis jetzt geklappt. Am meisten vermisse ich die Möglichkeit schnelle Schnappschüsse zu machen, andererseits lehne ich die ständige Erreichbarkeit und die Komplettdokumentation des eigenen Alltags ab. Ist ein brutaler Inspirationskiller. Weil ich mittlerweile öfter außer Haus arbeite, weicht der Widerstand jedoch langsam auf.

Kino
In den 1990ern bin ich 2-3 mal in der Woche ins Kino gegangen, später 2-3 im Monat, vorzugsweise in OV-Fassungen, die laufen in meiner Heimatstadt aber selten, dafür leider immer mehr Superhelden-Blockbuster und das Programmkino ist weit weg. Seit neuer Glotze und Netflix gibt’s eigentlich kaum noch einen Grund für den Kinobesuch. Netflix hat die bessere Auswahl, Originalfassung, wahlweise mit oder ohne Untertitel. Und die Kinder müssen jetzt auch die Originalfassungen sehen, so lernen sie wenigstens was. Ich habe mit Narcos auch ein paar Brocken spanisch gelernt. Plata o Plomo?

Radio
Ich höre Radio immer wenn ich in der Küchen bin, also zu jeder Mahlzeit und zum Kochen. Bisher fast immer: Deutschlandradio Kultur, in letzter Zeit oft Ego FM, weil die Musik da eine größere Rolle spielt und aktueller ist. Will mir bald ein dab+-Radio zulegen, das wird vermutlich wieder etwas verändern. Mal sehen bzw. hören.

Hardware
Zu Jahresbeginn habe ich meinen alten iMac (10 Jahre!) durch einen neuen mit großem Bildschirm ersetzt, läuft super, ich benutze ihn für alles, was ich tue (schreiben, mailen, surfen, fotos, recorden, mixen, abhören etc.), externes CD/DVD-Laufwerk kommt nicht mehr zum Einsatz. Datentransfer über Dropbox oder wetransfer. Drucker / Scanner wurde erneuert, läuft jetzt ohne Kabel über Netzwerk und steht im anderen Zimmer, dazu eine Festplatte zur Datensicherung, neues Interface Presonus Studio 68 und meine uralten Kopfhörer Sennheiser HD 540. Der Grundsound meiner Produktionen hat sich durch diese Erneuerung entscheidend verbessert. Habe alle teuren Vorverstärker ausgemustert und greife nur noch auf die verbauten PreAmps im Presonus zurück. Neben Recording und Editing mache ich für kleine Produktionen jetzt auch Mix & Master.

4 Gedanken zu „Mein Mediennutzungsverhalten (2018)

  1. Was hat dir diese umfangreiche Auflistung selbst eigentlich gegeben? Was nimmst du da
    mit?
    Viele Aktivitäten scheinen auch zu umfangreich.
    Z.b. Lese ich selbst in Büchern etwa 15 Minuten am tag. Artikel im netz schon mehr, 45 Minuten etwa.
    Im netz gibt es jede menge gutes material zu wissenschaftlichen Themen, aktueller oft als in Büchern. Man muss eben dediziert danach suchen.
    Ich drucke mir die papers oft aus, da kann ich schön anstreichen. So merke ich auch über die Monate, welche Themen mich aktuell interessiert haben

    • @Gerhard: Wie eingangs erwähnt hat sich mein Mediennutzungsverhalten in den vergangenen Jahren auffällig verändert und da ist als (Pop-)Musikforscher eine ausführliche Selbstbetrachtung wohl angebracht. Die Auswirkungen in meinem eigenen Musik(er)leben sind gewaltig, weil ich schlagartig völlig andere Inhalte erhalte als die Jahre zuvor und es ist interessant das zu beobachten. Bin ja Prosument und Artrepreneur, also Produzent und Konsument, Künstler und Unternehmer zur gleichen Zeit, da können entsprechende Erkenntnisse wertvoll, ja existenziell sein.

      Gerade habe ich auf Spotify gesehen, dass meine Musik in Madrid, Los Angeles, Amsterdam und Toronto gehört wird, aber nicht in Würzburg. Das bestätigt, was ich schon immer ahnte, ich lebe in der falschen Stadt!

      • Du gingst nicht auf den Satz: Viele Aktivitäten scheinen auch zu umfangreich“ ein. Der geschilderte Konsum übersteigt in der Summe meinen Konsum, also scheinst du ein Übermensch zu sein 🙂

        • @Gerhard: Nein, ich bin ganz sicher kein Übermensch. Vielleicht habe ich durch meinen Beruf etwas mehr Freiräume als andere, außerdem bin ich ein schneller und intensiver Leser. Auch der Verzicht auf FB scheint mir viel Zeit einzusparen, in der ich substanzielle Dinge tue.

          Du darfst auch nicht vergessen, dass die Beobachtung und Bewertung von popkulturellen Artefakten teil meines tagtäglichen Berufs ist. Manche Musik muss ich kennen, manche Filme gesehen haben etc. und hinke trotzdem immer hinterher. Jetzt weiß ich was auf Netflix läuft, habe aber keine Ahnung von Prime und Sky. Aber alles geht eben nicht.

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