Graphic Novel: „George Orwell“ von Pierre Christin & Sébastien Verdier

Pierre Christin ist ein französischer Szenarist für Comics, Romane und Drehbücher, Sébastien Verdier ist ein französischer Illustrator und Comiczeichner, zuletzt u.a. „Rencontre sur la Transsaharienne“ (2014), „Zodiaque, Tom 3“ (2012). Im Sommer erschien ihre Zusammenarbeit „George Orwell“, eine Biografie des englischen Autors als Graphic Novel, in Exkursen, mitgewirkt haben zusätzlich die Kollegen André Juillard, Oliver Balez, Manu Larcebet, Blutch , Juanjo Guarnido und Enki Bilal.

Orwell (1903-1950) wird im Untertitel des französischen Originals als Bulle, Prolet, Dandy, Milizionär, Journalist, Revolutionär, Romancier, Exzentriker, Sozialist, Patriot, Gärtner, Einsiedler und Visionär beschrieben und diese bunte Aufzählung fasst die verschiedenen Facetten seines Charakters und Stationen seines Lebens ganz gut zusammen. Er wurde 1903 in Motihari, Bihar, Britisch-Indien, einer britischen Kolonie geboren, besuchte Schule und College in seinem Mutterland England, war Beamter der britischen Kolonialpolizei in Birma, nahm auf der republikanischen Seite am spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) teil. Er arbeitete als freier Journalist und Autor, verfasste Romane, Sozialreportagen und Essays. Die Dystopien „Animal Farm“ (1945) und „1984“ (1949) gelten als seine zentralen literarischen Werke.

Stilgetreu ist die Graphic Novel in Schwarz/Weiß gehalten, hin und wieder erscheinen aber auch einzelne Farbtupfer um Elemente herauszuarbeiten und zu betonen, oftmals ist das die Farbe Rot, die stellvertretend für sozialistische Ideen steht. Die Illustration ist kunstvoll, inspiriert und sehr detailreich. Das Szenario richtet sich nach dem zeitlichen Ablauf seines Lebens, alle entscheidenden Ereignisse werden skizziert, teilweise sprunghaft zur nächsten Situation gewechselt. So ersparen sich Autoren und Leser ereignislose Phasen der Biographie. Zwischen den biographisch belegten, aber in den Dialogen oftmals dramatisierten Passagen sind Originalzitate von Orwell untergemischt, die von Gastillustratoren gestaltet wurden, meist in Farbe gehalten sind und sich dadurch deutlich stilistisch abheben. Diese Stellen sind informativ, authentisch und eine willkommene Abwechslung zwischen dem ansonsten strengen, aber überzeugenden s/w-Stil.

Fazit: Diese illustrierte Graphic-Novel-Biografie mit stilistischen Exkursen ist ein kleines Meisterwerk. Interessant nicht nur für Orwell-Fans, sondern auch Comic-Fans, die es noch werden wollen.

„George Orwell“ hat 152 Seiten, erscheint bei Knesebeck und kostet 25 €.

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