Im Jahr 1946 gründete der US-amerikanische Buchhalter und Freizeit-Bastler Leo Fender in Kalifornien die Firma Fender Electric Instruments. In den folgenden Jahren fanden dort unter seiner Leitung maßgebliche technische Entwicklungen statt, die zu legendären Instrumenten wie diversen klassischen Röhrenverstärkern, zu Telecaster und Stratocaster-Gitarren, dem Precision und Jazz-Bass, aber auch zum Fender Rhodes führten. Anlässlich des Jubiläums und passend zum Vorweihnachtsgeschäft wurde nun ein Buch veröffentlicht, das die innovative und wechselhafte Firmengeschichte darlegt. Verfasst wurde der historische Rückblick von Dave Hunter, einem anerkannten, englischsprachigen Fachautoren, der u.a. aufschlussreiche Publikationen wie „The Guitar Amp Book“, „Fender Telecaster“, „Amped“, „The Guitar Pickup Book“ und „Guitar Effect Pedals“ verfasst hat.
Das Buch ist historisch-chronologisch aufgebaut, der Text ist trotz etlicher Fachbegriffe gut lesbar und sehr anschaulich bebildert. In 14 Kapiteln geht es um einzelne Gitarrentypen und Verstärker, E-Pianos und Effektpedale, aber auch um Details wie Tonabnehmertypen und Kopfplattendesign. Selbst heikle Themen wie das Ausscheiden Leo Fenders aus der Firma, die umstrittene Übernahme durch CBS im Jahr 1965 und die darauffolgende und fast ein Jahrzehnt anhaltende mindere Qualität der Produkte wird direkt angesprochen. Im letzten Drittel werden kurz der Custom Shop, Relic-Gitarren und Acoustasonic-Modelle angesprochen. Die Entwicklungen seit 2001, also immerhin der letzten 20 Jahre (!), werden leider nur noch stichpunktartig und lückenhaft gestreift. Das ist besonders bedauerlich, weil gerade in den letzten Jahren einige eklatante gesamtgesellschaftliche Veränderungen stattfinden, die selbstverständlich auch Instrumentenhersteller betreffen. Stichworte: veränderte Jugendkultur, mehr Konkurrenz durch Globalisierung, Möglichkeiten und Gefahren der Digitalisierung, technische Fehlentwicklungen, Überalterung der finanzstarken Käuferschicht, Mangel an adäquaten Baumaterialien, allgemeine Absatzkrise wegen Marktsättigung.
Alles in allem jedoch ein informativer Rück- und Überblick, der gerade weit genug ins Detail geht. Vorzuwerfen wäre dem Autor allenfalls, dass er Kritik nur in homöopathischen Dosen andeutet, so als wäre das bereits eine Majestätsbeleidigung. Dabei hätte ein fachlich fundierter, kritischer Kommentar das Buch sogar noch aufgewertet. So wie es ist, ist der Prachtband eine solide Fleißarbeit in ansprechendem Design, der Autor dient sich als strebsamer Chronist dem Konzern und seinen Befürwortern an, bleibt selbst indes blass und formatlos.
Hervorragende Übersetzung aus dem Englischen von Rainer Schöttle. Das gebundene Buch im edlen Schuber erscheint bei hannibal, hat 224 Seiten und kostet glatt 50 Euro.