2018 veröffentlichte Milosz Matuschek unter dem Eindruck von Wirtschaftskrisen, Überwachungsskandalen und Trump-Regierung das gesellschaftskritische Buch „Generation Chillstand“. Der promovierte Volljurist und Journalist spricht darin offen bedenkliche gesellschafts-politische Entwicklungen in Deutschland und Europa an und geht hart mit ihnen und den davon betroffenen Generationen ins Gericht. Ansprechpartner ist seine eigene und die nachfolgende Generation, gerne zusammengefasst unter der Chiffre Generation Y (geb. 1980-99) und Generation Z (geb. ab 2000), auch Millennials genannt.
Die umfassende, mit vielen anschaulichen Beispielen und Vergleichen gespickte Bestandsaufnahme, stellt fest, dass die beiden Generationen eine ausgelieferte, fremdgesteuerte, unwissend gehaltene, inaktive, ruhiggestellte, verwöhnt-verwahrloste Kohorte darstellt, die, obwohl sie es besser wissen müsste, abgelenkt von Smartphones, Sozialen Medien und schwer beschäftigt mit sich selbst, unnützen Ausbildungen, Studiengängen und wertlosen Abschlüssen, tätig in gar nicht oder schlecht bezahlten Praktika, beschäftigt in z.T. sinnlosen Arbeitsbereichen, ihr knappes Salär verdient, das dann aufgefressen wird von Steuern, Sozialabgaben, Minuszinsen und Inflation, so dass am Ende kaum noch was übrig bleibt, weder geistiges, noch konkretes, keine Lebensgeschichten oder Errungenschaften, oft nicht mal Familie, Kinder oder wenigsten ein Auskommen, schon gar kein, wenn auch noch so kleines Eigenheim oder gar eine ernstzunehmende Altersversorgung. Stattdessen nichts als inhalts- und wertlose, später einmal längst vergessene, virtuelle Selbstbestätigungsartefakte in Form von Klicks, Shares und Likes; Fotos, Clips und Kurzkommentaren. Das ist zusammen genommen so wahr wie deprimierend. Im Schlussteil dieser Bestandsaufnahme versucht Matuschek noch so was wie einen optimistischen Ausblick, einen Aufruf zum „Aufbruch in ein selbstbestimmtes Leben“ zu formulieren, wie es der Untertitel des Buches ankündigt. Dieser Teil ist ganz sicher gut gemeint, aber leider der schwächste der Schrift und das liegt nicht am Autor, sondern an den wenigen Optionen, die sich der betroffenen Generationen bieten. Angesichts der treffend dargestellten, gesellschaftlichen Gesamtsituation würden nur äußerst radikale, ja revolutionäre Veränderung überhaupt irgendeinen Unterschied machen und selbst von denen sind etliche seit Veröffentlichung des Buches vor unser aller Augen gescheitert, so z.B. FFF.
Während der Lektüre des Buches fällt unweigerlich auf, dass Matuschek bereits 2018 viele Probleme erkennt und anspricht, die sich seitdem extrem verdichtet und vergrößert haben. Man fragt sich als Leser, was er wohl zu Corona-Maßnahmen, Entzug von Grundrechten und Big Reset zu sagen hätte und wenn man da auf die Suche geht, wird es richtig interessant.
Matuschek hat sich in seiner Funktion als Blogger und Kolumnist schon früh kritisch mit der Inszenierung der pandemischen Krise auseinandergesetzt und sich dezidiert dazu geäußert, z.B. in einem Artikel der Neuen Züricher Zeitung: „Was, wenn am Ende ‚die Covidioten‘ Recht haben?“
Der Text war damals auf Facebook und Twitter einer der meistgeteilten Meinungsartikel im deutschsprachigen Raum und sorgte für einigen Wirbel. Die Zweitverwertung auf dem Portal KenFM des maßnahmen-kritischen Podcasters Ken Jebsen führte schließlich zum Ende der Zusammenarbeit von NZZ mit Matuschek. Publizistisch aktiv ist er jedoch weiterhin, mittlerweile in unabhängiger Form z.B. auf dem YouTube-Channel Freischwebende Intelligenz.
Zusätzlich gab es Zusammenarbeiten mit anderen kritischen Kommentatoren wie z.B. dem Philosophen und Publizisten Gunnar Kaiser (Kaiser TV), zuletzt im VideoPodcast: „Der Great Reset ist ein technokratischer Putsch“.
Das Buch ist auf jeden Fall lesenswert, nicht nur, aber eben auch als historisches Dokument, das die gesellschafts-politischen Grundlagen für die weiteren Entwicklungen klug herausarbeitet und analysiert. Rückblickend lässt sich feststellen, dass die ab Frühjahr 2020 für manche völlig unerwarteten und überraschenden Geschehnisse und Entscheidungen letztlich so unerwartet und überraschend nicht waren, sondern ziemlich offensichtlich einer gar nicht so geheimnisvollen, globalen Agenda folgen. Man fragt sich, angesichts der gegenwärtigen Situation und den längst nicht mehr nachvollziehbaren Entscheidungen auf politischer Ebene ja immer öfter: „Was, wenn am Ende ‚die Covidioten‘ Recht hatten?“. Matuschek hat die Frage als einer der ersten gestellt und versucht bestens informiert und auf hohem intellektuellem Niveau bis heute Antworten darauf zu finden und zu geben. Das unterscheidet ihn deutlich von der überwiegenden Mehrheit hauptberuflicher Journalisten in öffentlichen-rechtlichen Medien und etablierten Printmedien.
Fazit: Es ist außerordentlich lohnenswert das Buch zu lesen und sich mit den Beobachtungen auseinanderzusetzen. Lohnenswert nicht nur für den generellen Durchblick, sondern auch und vor allem um daraus Schlüsse für ein selbstbestimmtes Leben zu ziehen. Dicke Empfehlung, nicht nur für Generation X, Y, Z.
PS: Man muss wohl leider befürchten, dass bei dtv kein weiteres Buch von Matuschek erscheinen wird.
Das Taschenbuch erscheint im dtv Verlag, hat 256 Seiten und kostet 15 Euro.
Klingt aber sehr nach notorischem Kulturpessimismus! Wie viele Generationen haben schon behauptet, dass die jeweils nachfolgende verwöhnt und oberflächlich sei?
Und Ken Jebsten ist keine Amerikaner sondern stammt aus Krefeld und hat die meiste Zeit seines Wirkens in Berlin/Brandenburg verbracht.
Fundiert kann ich natürich nicht auf das Buch eingehen, da ich es nicht gelesen habe. Aber die kleine Bemerkung und Facktenrichtigstellung wollte ich trotzdem hier niederschreiben.
lg ralf
@RS: Danke für Kommentar & Hinweis, ist korrigiert.
Denke schon, dass Digitalisierung, Soziale Medien, mediale Selbstinszenierung, zuletzt Schulschließungen und gesellschaftliche Lockdowns die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen massiv und nicht zum Guten beeinflusst haben.