von Simon Vogel
Zuerst zur Örtlichkeit. Der blaue Adler ist zunächst einmal das Vereinslokal des Würzburger Fussballvereins ETSV Würzburg. Seit Dezember 2012 ist es unter der Leitung von Otto Keinert, der durch wechselnde Musik-Events einen echten Geheimtipp für Liebhaber von Live Musik etabliert hat. Das Sportheim bietet eine sehr große Bühne im hinteren Teil des Raumes, dazu zwei Theken und reichlich Platz. Hier scheint etwas zu wachsen und immer populärer zu werden und ich werde das Musikprogramm der Kneipe im Auge behalten. Lediglich die Bedienungen hätten etwas flotter den in den Pausen doch sehr großen Ansturm an den Theken abarbeiten können. Ansonsten bot das Lokal alles was notwendig ist um einen Konzert zu lauschen – hervorragende Akustik inklusive.
Nun zum Konzert selbst. Dennis und seine Band (siehe unten) gingen sofort in die Vollen und präsentierten das aktuelle Album fast komplett und in der Reihenfolge, in der die Songs auf der Platte zu finden sind. Lediglich der Titel „Dancer“ schaffte es nicht auf die Bühne, was ich persönlich sehr bedauert habe, aber sehr gut nachvollziehen konnte. Der Titel eignet sich vor einem deutschsprachigen Publikum nicht um den Zuhörer für einen zu gewinnen. Zu langsam und textlich zu ausschweifend ist der Song, als das man der Geschichte sofort folgen könnte. Trotzdem schade!
Der Rest des Albums wurde von der Band wie aus einem Guss präsentiert. Man merkt einfach, dass die Jungs die Songs nicht zum ersten Mal spielen und dementsprechend gut war die Performance. Ganz weit vorne findet sich natürlich der Titelsong „Unsung Songs“, der Live ebenso facettenreich klang wie auf der Platte und mein persönlicher Favorit „Black as the Devil“. Songs dieser Gattung bekommen noch einmal einen echten Schub, wenn sie direkt vor einem stattfinden und etliche weitere Füße gemeinsam zum Beat wippen. Ein tolles erstes Set.
Nach einer ca. 20 minütigen Pause machte Dennis sich an den zweiten Durchgang und präsentierte überwiegend Songs seines Cover Albums „Electric Country Soul“. Auch hier kannte ich nahezu jeden Song – sowohl die Originale als auch die Dennis Schütze Version – und war deshalb gut aufgehoben. Insbesondere „Up on Cripple Creek“ von Robbie Robertson (The Band) sowie “Workin´at the Carwash Blues” von Jim Croce stachen als Highlights für mich heraus.
Nicht so gelungen – und ein echter Wehrmutstropfen für mich – dass eigentlich tolle „Manic Depression“ von Jimmy Hendrix. Wobei hier nicht der Song an sich zu beanstanden wäre – die Band zeigten sich auch hier extrem gut aufeinander eingespielt – sondern der Zeitpunkt. Beginnend mit „Nine to Five“ war das Set ein wunderbarer Mix eingängiger Lieder, dass zum mitwippen einlud und ein gutes Gefühl vermittelte. Manic Depression war hier für meinen Geschmack, vor allem zum Ende des Sets, einfach fehl am Platz und sorgten für einen kleinen Bruch in der Aufmerksamkeit. Hier hätte mir beispielsweise „City of New Orleans“, ebenfalls von „Electric Country Soul“ besser gefallen.
Den letzten Teil des Konzertes kündigte Dennis unter dem Namen „Best of Dennis Schütze“ an, wobei hier die meisten Lieder auf dem Album „B-Sides & Rarities“ zu finden sind. Für mich, der die Release Platte fast auswendig kennt, und von den älteren Platten nur Auszüge, war es, als wären die neuen Lieder am Ende des Konzertes an der Reihe. Dies stellte sich jedoch keinesfalls als Nachteil heraus. Nach dem sehr bewussten Hören der ersten zwei Sets konnte ich mich nun zurücklehnen und die Musik einfach wirken lassen. Insbesondere „Pictures in my mind“ und “Shine like gold” habe ich gedanklich abgespeichert und werde ich in Kürze noch einmal genauer anhören.
Zum Abschluss spielte – nein, zelebrierte – die Band noch „Hey Joe“ von Jimmy Hendrix. Jochen Volpert, der den Abend über schon durch einige Soli zu überzeugen wusste, wurde mehrfach mit einem Sonderapplaus belohnt, ehe das Stück nach sicher zehn oder fünfzehn Minuten mit dem letzten Akkord ausklang.
Persönlich bin ich bei der Bewertung des letzten Sets hin und her gerissen, da zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Einerseits das Herz des Gitarrenspielers, der schlicht und einfach über den tollen Sound und die hervorragenden Soli staunt. Andererseits der Zuhörer und Musikliebhaber, dem das irgendwann nicht mehr zugänglich ist und der sich ein ums andere Mal fragt, ob es nicht langsam genug Solo war. Da ich das Konzert mit drei „Nicht-Musikern“ besuchte, die davon zum Ende etwas abgeschreckt waren, möchte ich dem Aspekt der reinen Zuhörer bei meinem Fazit etwas mehr Platz einräumen.
Fazit: Es war schlicht ein tolles Konzert, dass mir als Zuhörer jedoch ein, zweimal den Wind aus den Segeln genommen hat. Ein Verzicht auf Manic Depression, ein bisschen weniger Gitarren Solo und dafür vielleicht ein eingängigerer Titel (City of New Orleans?) mehr, hätten meine Konzerterfahrung noch gesteigert. Gerne hätte ich auch neben Jochen Volpert noch andere Bandmitglieder mit einem Solopart gehört und so vielleicht etwas Variation im Konzertablauf gehabt. Nichtsdestotrotz wusste die Band absolut zu überzeugen. Jedes Puzzelteil passte und fügte sich zu einem großartigen akustischen Bild zusammen. Ein hervorragenden Auftritt, der sowohl musikalisch hochklassig als auch (überwiegend) eingängig und sympathisch präsentiert wurde.
Gerne wieder!