Gestern bin ich (wieder mal) frueh (8.20) losgefahren, diesmal von der Malabar Farm. Habe vorher dem Herbergsvater Mark noch eines seiner Gedichtheftchen abgekauft und mich von dem Pantomimen Geoffrey verabschiedet. Weiter ging’s Richtung Sueden, hatte eine ordentliche Fahrt (3,5h) vor mir und habe mich fuer kleinere Strassen entschieden, sehr ’scenic‘ wie die Amerikaner sagen. Als naechtes Ziel hatte ich den Ort eingeplant an dem ich im Jahr 1988 als Austauschschueler zur High School gegangen bin. Der Ort heisst South Point und wie der Name verraet liegt er am suedlichsten Zipfel von Ohio, direkt am Ohio River. Ich war verabredet mit Mrs. Sher, der Direktorin der Schule. Sie war an diesem Freitag extra fuer mich in die Schule gekommen, ich war etwas spaet dran, aber es war alles okay. Ich hatte schon im Vorfeld herausgefunden, dass bereits letzte Woche Graduation war, es sind hier also bereits Sommerferien, die Schueler sind zu hause und die Schule war ziemlich leer. Dazu kam noch, dass vor einigen Jahren eine neue Schule ausserhalb des Ortes errichtet wurde. Wir trafen uns also dort und Mrs. Sher zeigte mir den Neubau. Im Archiv fanden wir sogar das Yearbook der ‚Class of 1989‘, in dem ich auf einigen Fotos zu erkennen bin. Ich habe grosszuegigerweise ein Exemplar geschenkt bekommen (das Vorletzte). Danach fuhren wir Kolonne zum alten Schulgebaeude, das seit dem Umzug als viel zu grosser Office des ‚Boards of Education‘ dient. Tja, ich muss sagen, dass ich da schon etwas sentimental geworden bin. Bin noch alleine auf dem Gelaende in der prallen Hitze rumgelaufen und habe ich paar Fotos gemacht. Insbesondere vom Field, dem Sportplatz, auf dem ich damals viel Zeit verbacht habe. Bin dann kurz zum ehemaligen Haus meiner Gastfamilie, die dort seit 10 Jahren nicht mehr wohnt (konnte leider keinen Kontakt herstellen) und dann noch zu ‚Ted’s Barber Shop‘, der jetzt ‚Scott’s Barber Shop‘ heisst. Ich hatte mir dort als 16-jaehriger einen Flattop schneiden lassen, diesmal allerdings nur ein leichtes Trimming der Seiten, war nett.
Um 17.30 habe ich mich wieder mit Mrs. Sher getroffen, diesmal in Huntington in West Virginia, einer etwas groesseren Stadt auf der anderen Seite des Flusses. Sie hat mir bei einer Autofahrt (Amis laufen nicht gerne) Huntington gezeigt und danach sind wir in ihr Pravathaus auf der Suedseite der Stadt gefahren, sie hat mich ihrem Ehemann vorgestellt und wir haben uns ueber das amerikanische Bildungssystem unterhalten. Vielen Dank fuer die Gastfreundschaft!
Um 19.00 hatte ich allerdings noch ein Verabredung: Es war eine Art Mini-Klassentreffen der ‚Class of 89‘. Mein ehemaliger Klassenkamerad Todd hatte einige Leute eingeladen und wir haben uns zum Essen im „Max & Erma“ am neugestalteten ‚Pullman Plaza’in Huntington getroffen. Wir haben zusammen das Yearbook durchgeblaettert, uns ueber die 80er-Jahre-Frisuren kaputt gelacht und von der guten und nicht so guten, alten Zeit erzaehlt. War sehr schoen, vielen Dank dafuer.
Um 21.30 sind dann alle nach Hause gefahren. Fuer mich stand um 22.15 noch ein Konzert im V Club in Huntington an. Angesagt war der local hero Rick Huckaby, der zuerst alleine eine knackige Runde eigener Countrysongs von seinem neuen Album „Pistols & Diamonds“ sang und spaeter von einem Saenger/Gitarristen (Tracy…) unterstuetzt wurde bei dem das Publikum total ausrastete, ich kannte ihn nicht, aber war gut. Auch dabei: Ein hervorragender Fiddlespieler (Huck in der Mitte).
Was mich immer wieder umhaut: Wie sehr sich die Amerikaner fuer selbstgeschriebene Songs selbst in Mini-Besetzung begeistern koennen. Da sind im Publikum junge Leute (Twenty-Somethings), die begeistert mitgrooven und die Songs des brandneuen Albums auswendig und lautstark mitsingen. Fuer mich als Songschreiber schon sehr beruehrend. Danach ab ins Hotel, morgen geht’s weiter nach Indiana.