Album: „Jerry Reed sings Jim Croce“ (1980/2019)

Am 23. September 1973 verstarb Jim Croce während einer Konzerttour durch einen Flugzeugabsturz. Zuvor hatte der US-amerikanische Singer/Songwriter mit „You don’t mess around with Jim“ (1972) und „Live and Times“ (1973) innerhalb eines Jahres zwei Alben veröffentlicht. Die Veröffentlichung seines dritten (und letzten) Studioalbums „I got a name“ (1973) stand unmittelbar bevor.

Dem Musiker stand zum Zeitpunkt seines Todes eine vielversprechende Karriere bevor. Die harte Zeit von kleinen Touren in kleinen Bars, Cafés und Clubs hatte er gerade hinter sich gebracht. Mehrere seiner Songs hatten obere Plätze der US-Billboardcharts erreicht, der Titelsong „I got a name“ seines letzten Albums war als Soundtrack in einem Film eingesetzt worden. Croce hätte in den Siebzigern vermutlich in der Liga von Paul Simon, Don McLean, Jackson Brown oder sogar Billy Joel und Bruce Springsteen gespielt. Nach seinem plötzlichen Tod erreichte „Time in a Bottle“ im November 1973 noch Platz 1 in mehreren Ländern, ein Jahr später veröffentliche Franke Sinatra eine Bigbandversion von „Bad, Bad, Leroy Brown“, dann wurde es naturgemäß immer stiller. In der US-amerikanischen „Muppet Show“ erklangen die Croce-Songs „Time in a Bottle“ (1977, Episode 2.07 – 28) und „Workin‘ at the Car Wash Blues“ (1980, Episode 5.07-104). Die wenigen Songwriter, die die Discowelle und Punkbewegung der 1970er schadlos überstanden, passten Repertoire und Performance an die mittlerweile üblichen Stadienkonzerte vor Tausenden von Fans an. Die alten Alben eines längst verstorbenen Songwriters aus den frühen 70er Jahren schienen da einigermaßen aus der Zeit gefallen.

Trotzdem sind einige seiner Songs zu zeitlosen Klassikern geworden, wurden weiterhin gekauft, gehört und interpretiert. Anfang der 1980er fasste sich der legendäre US-amerikanische Sänger und Ausnahme-Fingerpicker Jerry Reed ein Herz und veröffentlichte sein Jim-Croce-Tributalbum „Jerry Reed sings Jim Croce“ (1980). Es umfasst die Songs: „Workin‘ at the Car Wash Blues“, One less Set of Footsteps“, “ You don’t mess around with Jim“, „I got a name“, „Time in a Bottle“, „Age“, „I’ll have to say I love you in a song“, „The Hard Way Every Time“, „Bad, Bad Leroy Brown“ und „Careful Man“. Arrangements und Aufnahmen sind zwar mit heißer Nadel gestrickt, aber eigenständig, auf gewohnt hohem spielerischem Niveau, haben Herz und sind hochenergetisch. Reeds Gesang und Gitarrenspiel passen gut zu den Storysongs und Liebesballaden von Jim Croce, im Storytelling der Charactersongs wie „Workin'“, „Jim“ oder „Leroy Brown“ kann man eine Artverwandtschaft zwischen den beiden Songschreibern erkennen. Leider war dem Album mit dieser hochinteressanten musikalischen Kombination kein Erfolg und schon gar kein Hit beschieden. Im Gesamtwerk des mittlerweile verstorbenen Jerry Reed spielt es kaum eine Rolle. Das Album erschien kurz vor der digitalen Wende noch auf Vinyl, auf CD war es bereits wenige Jahre später gar nicht erhältlich. Danach gingen Jahre und Jahrzehnte ins Land, auch bei dem medialen Wechsel von CD auf Downloads in den Nullerjahren wurde das Album von der Plattenfirma nicht berücksichtigt.

Im Mai 2019, fast 40 Jahre nach seinem Erscheinen auf Vinyl, ist das Album nun plötzlich und ohne jede Vorankündigung in bester Qualität als Download und Stream auf allen gängigen Plattformen erhältlich, veröffentlicht von RCA/Legacy, Sony Music Entertainment. Eine CD-Version gibt es weiterhin nicht.

Persönliche Bemerkung: Ich habe von der Existenz des Albums überhaupt erst 2013 erfahren und es als gebrauchtes Vinyl in den USA bestellt und erhalten. Weil ich keinen Plattenspieler aufgebaut habe, steht die Platte im Regal, eine eigene Digitalisierung war leider klanglich unbefriedigend. Durch die aktuelle Veröffentlichung kann ich das Album jetzt wann und wo ich will streamen/abspielen. Was für ein wunderbares Vatertagsgeschenk!

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