Dennis Duncan ist britischer Journalist, Übersetzer und Autor wissenschaftlicher Texte. „Index, eine Geschichte des“ handelt „vom Suchen und Finden“ und ist sein erstes populärwissenschaftliches Buch, das sich an eine etwas breitere Leserschaft richtet. Dargelegt wird hier die interessante geschichtliche Entwicklung von Ordnungs- und Sortierprinzipien in Schriften, Texten und Büchern.
„Index“ ist die lateinische Bezeichnung für „Zeigefinger, Kennzeichen, Verzeichnis“ und wird hier im Sinne eines Buchregisters, also einem Stichwortverzeichnis verwendet. Definiert wir es als „tabellarische Aufzählung möglichst vieler Einheiten eines Kollektivs mit Hinweis auf ihre Stellung im Kollektiv“ (einfachstes Beispiel: Telefonbuch). Der Index bzw. der Register haben eine lange Geschichte: das Problem längere Textkörper zu erfassen und Wörter bzw. Themen darin schnell zu lokalisieren bestand bereits in der Antike, meistens handelte es sich dabei um religiöse Texte, die in Bibliotheken gesammelt und über Jahre und Jahrzehnte hinweg von verschiedenen Lesern genutzt wurden. Oft wurden in voluminösen Bänden nach Personen, Orten oder Themen gesucht. Um diese Suche zu beschleunigen wurden Register verfasst. Über die Jahrhunderte dienten Kapiteleinteilungen, das Alphabet und ab Beginn des Buchdrucks endlich auch Seitenzahlen als Orientierungspunkte.
Duncan präsentiert die Entwicklung von Registern von der Antike bis zur Gegenwart einigermaßen unterhaltsam anhand vieler Anekdoten und etlicher praktischer Beispiele. Hilfreich sind dabei die 38 Abbildungen, meist Abfotografien in s/w. Leider stammen die historischen Beispiele allesamt aus dem britischen Kulturraum, das wirkt fast so, als hätte es Schriften, Register und Buchdruck im restlichen Mitteleuropa kaum gegeben, das verzerrt die Darstellung leider etwas. Als deutscher Leser der Übersetzung kennt man die allermeisten der genannten Autoren nicht einmal vom Hörensagen und auf Dauer fällt es schwer eine lebendige Verbindung zu den Beispielen zu halten. Auch werden recht detaillierte und komplexe Entwicklungen beschrieben, die dann doch etwas akademisch wirken, während gleichzeitig andere wichtige, auch praktische Aspekte einfach ausgelassen werden. So werden die zumeist weiblichen Registermacher des 20. Jahrhunderts zwar kurz erwähnt, aber keine einzige namentlich, geschweige denn, dass sie mal in irgendeiner Form zu Wort kommen würde (Interview). Dabei wäre es natürlich interessant gewesen, wie die eigentliche Arbeit von Registermachern heutzutage aussieht, insbesondere, weil an verschiedenen Stellen immer wieder betont wird, dass ein gutes Register nicht von Computern erstellt werden kann, sondern dazu ein dezidiert menschliches Urteilsvermögen erforderlich ist.
„Index, eine Geschichte des“ ist wohl gemeint und gut präsentiert, das Thema bleibt aber trocken und sehr speziell, eine etwas weniger britannien-zentrierte Sichtweise hätte der Erzählung gutgetan. Ebenso etwas präzisere Ausführungen bzw. Suchmaschinen und computerbasierter Textanalyse / AI. So wie es ist wirkt es steif, wenig zugänglich, fast nerdy. Aber wen das Thema interessiert und mit dem Stil klarkommt, ist gut bedient.
Das gebundene Buch erscheint im Antje Kunstmann Verlag, hat 352 Seiten und kostet 30 Euro.