On the road: Chicago – Ann Arbor (part2)

Die weitere Fahrt von Michigan City nach Ann Arbor hat sich ganz schoen gezogen. Ich hatte in der Nacht davor zu wenig geschlafen und war totmuede, wollte aber unbedingt weiter. Zum Teil echt schwierig auf der Interstate die Orientierung zu behalten, weil fast nie die  Entfernungen angegeben sind und die Strassen immer nur nach Nummern und Himmelsrichtungen beschildert sind. Weiter jedenfalls ueber Kalamazoo und Jackson Richtung Osten. Bin dann in Ann Arbor nach Gefuehl abgefahren und landete passenderweise auf der Sate Street Richtung Stadtmitte, kurzer Halt an der Tanke, Orientierungs-Talk mit dem Kassierer und weiter. Die Frage war, ob ich erst im Hotel einchecke oder mal kurz zur “Ark” vorbeischaue. “The Ark” ist die interessanteste Buehne am Platze und ich war nicht sicher wann das abendliche Konzert beginnt. Also das lieber zuerst klaeren, lag auch auf dem Weg. Ich also zur Ark (liegt mitten in der Stadt), kein Parkplatz vor der Tuer, also zweite Reihe parken, schnell rein und den Konzertbeginn checken, es war auf meiner Uhr 18.50. Ich frage die Kassiererin wann geht das Konzert los und sie: “At eight o’clock, that’s in 10 Minutes.” Haeh? Was ich nicht wusste: Ich hatte auf meinem Weg von Michigan City nach Ann Arbor eine fucking Time Zone durchfahren und es war hier ein Stunde frueher als ich dachte. Waehrend ich das gerade zu kapieren begann und mein Wagen immer noch in zweiter Reihe vor der Tuer stand, wedelt ein Mann mit einer Karte in der Hand und fragt mich: “Need a ticket?” Ich schau auf’s Ticket, ist fuer jetzt gleich, offizieller Preis darauf 15$ und ich antworte: “I give you ten.” Und er: “Deal!”. Ich gebe ihm das Geld, er mir das Ticket und dann beschreibt er noch kurz den Weg in naechste Parkhaus, raus zur Karre, alles klar, ab ins Parkhaus, 5 Min. spaeter sitze ich im Konzertsaal von “The Ark”, ready to go.
“The Ark” ist eine ehrenamtlich betriebene Kleinkunstbuehne mit aussergewoehnlichem Programm. Fuer gestern waren die Bands Cabinet und Gangstergrass angekuendigt, ich hatte kein Ahnung was mich erwartet, sondern war in vollstem Vertrauen zur Qualitaet des Hauses gekommen und wurde nicht enttauescht. Die erste Formation Cabinet ist eine relativ junge Bluegrass Band aus Pennsylvania, traditionell, aber nicht puristisch. Klassische Besetzung, allerdings ergaenzt durch Schlagzeug und Gitarre und Bass wechseln bei manchen Nummern auf elektrisch. Traditionals, eigene Nummern und Reggaeanteile. Wirklich sehr beeindruckend und mit dabei wahrscheinlich der beste Banjospieler, den ich jemals in meinem Leben live gesehen/gehoert habe.
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Danach ein kurze Umbaupause, ich hatte mich im Dunkeln zufaellig neben den Mann gesetzt, der mir das Ticket verkauft hatte und er stellte mich seinen Freunden vor, die dabei waren. Zusammen drei nette Herren und wie in den USA ueblich kamen wir schnell ins Plaudern, als ich von meinem Plan erzahlte weiter nach Detroit zu fahren, erzaehlte mir einer der Freunde seine Tochter wuerde da Urban Farming betreiben. Wir tauschten Mails aus, mal sehen vielleicht entsteht ein Kontakt, ist immer gut Leute vor Ort zu kennen. Nach der Pause kamen dann Gangstergrass, eine ungewoehnlich Mischung aus Bluegrass und Hip-Hop mit schwarzen Rappern (Gangster) und weisser Bluegrass Band (Grass). Fette Beats kamen von der pedalbetriebenen Loop-Maschine, die Instrumentalisten waren nicht so hervorragend wie bei Cabinet, aber die musikalische Idee, die intelligenten Raps und unterhaltsame Praesentation wogen das locker auf. Vielleicht sogar hilfreich, wenn bei der Ausrichtung nicht alles so perfekt ausgecheckt und virtuos rueberkommt. War natuerlich auch sehr interessant wie schwarze und weisse Musiktraditionen hier absichtlich zusammengezwungen werden. Die weissen Musiker mit traditionellem Satzgesang, wohl choreographierten Ablaeufen und ausgecheckten Songstrukturen. Und mitten drin die Rapper, ohne Instrumente, nur Mikrophone, witzige Raps, immer wieder laessige Tanzeinlagen, viel Interaktion und Kontakt zum Publikum, insgesamt sehr ueberzeugend.
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War ein toller Abend, danach wollten mich die Jungs noch mitnehmen zu sich nachhause um ein mit dem Konzert zeitgleich gelaufenes Eishockeyspiel zwischen Detroit und Chicago (aufgenommen auf Festplatte) anzuschauen, aber es war spaet, ich musste ins Hotel einchecken und ich sagte “Good night”. Zurueck ins Parkhouse und von da ins Lamp Post Inn (E. Stadium), wo ich bereits online reserviert hatte. Ich bin um 23.20 angekommen, sehr authentisches, kleines Motel/Hotel mit archetypischen US-Interior. Mann war das ein Tag, werde ich nicht so schnell vergessen, Leute. Heute am Sonntag gehe ich’ s mal ruhig an, nachmitttags ein Spaziergang, abends evtl. Kino.

4 Gedanken zu „On the road: Chicago – Ann Arbor (part2)

    • Das Chess Studio war ja ein Museum, nur leider ein ziemlicher Flopp. In Detroit kommt aber das “Motown Museum” und in Cleveland die “Rock and Roll Hall of Fame”. Stay tuned!

  1. the more i study your blog the more the question arises:
    and why the heck didn’t i join you on that trip?
    i for one simply love crossing fuckin’ time zones in them states- always messes you up
    nicely 😉

    • Haettest du denn Zeit gehabt? Waere bestimmt lustig geworden. Allerdings merke ich schon, dass ich mich, wenn ich allein reise, auf viele Dinge einlasse, die ich zu zweit oder in der Gruppe wahrscheinlich nicht machen wuerde, weil sie unzumutbar waeren.

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