Am vergangenen Sonntag war ich als Zuhörer beim 39. Nürnberger Bardentreffen. Auf insgesamt 7-8 Bühnen spielten dort von Freitag bis Samstag sehr viele regionale, nationale und internationale Musikformationen aller möglichen Stilistiken. In diesem Jahr lautete das Motto „Krieg und Frieden“. Alle Konzerte waren wie immer frei, die Künstler bekommen aber selbstverständlich angemessene Gagen von der Stadt Nürnberg.
Eigentlich war für den Nachmittag Gewitter gemeldet (70-85%). Ich hatte noch gezögert, bin dann aber einfach mit den Kindern los. Ab zum Würzburger Bahnhof, Bayernticket gelöst und eine gute Stunde später liefen wir schon vom Nürnberger Hauptbahnhof Richtung Innenstadt. Schon auf dem Weg standen und spielten an jeder Ecke alle Arten von Straßenkünstlern, war viel Nettes dabei, musste mich etwas zwingen weiterzugehen um das Programm der eigentlich Bühnen nicht zu verpassen. Im offiziellen Programm habe ich so gut wie keine Band gekannt und wir haben uns deswegen dem Zufall (Schicksal?) ausgeliefert. Geplant war lediglich ein einfacher Rundgang: Lorenzer Platz, Hauptmarkt, Sebalder Platz, Insel Schütt, St. Katharina.
Am Lorenzer Platz erwartete uns die deutsche Reggae Band Iron Shirt mit esoterischen Songtexten und Ansagen. Fetter Bass, gutes Schlagzeug, war aber etwas heiß in der prallen Sonne, deswegen weiter Richtung Hauptmarkt, auf dem Weg vorbei an einem afrikanischen Straßenmusiker mit traditionellem Instrumentarium (selbstgebaute Marimba mit Resonanzkörpern aus gebackenem Ton). Am Hauptmarkt spielte bereits die Formation Harri Strojka India Express (AUT, IND) bollywood-artige Neo-Folklore. Es war auch da kein Schatten, die Kinder konnten nichts sehen und irgendwie klangen die Lieder dann alle ganz schön ähnlich. Deswegen weiter zum Sebalder Platz. Hier hatte ich im Jahr 2009 mal mit der Dennis Schütze Band gespielt. Hatte mich jahrelang beworben und immer nur freundliche Absagen bekommen. Mit dem Kulturpreis der Stadt Würzburg (2007) in der Tasche kam dann prompt eine Zusage. Es war ein denkwürdiges Konzert auf einer großen Bühne mit aufmerksamem Publikum, so könnte das gerne immer sein. Danach wollten so viele Zuhörer eine CD bei mir kaufen, dass ich schier gar nicht so schnell die Scheine entgegennehmen konnte wie sie mir hingehalten wurden. Am Ende war alles verkauft, was ich dabei hatte, das hatte ich noch nie erlebt.
Diesmal spielte die norditalienische Folklore-Formation Barabàm historische Canzioni des antifaschistischen Widerstands. Sehr schön mit zum Teil fünfstimmigen Chorpassagen. Hier ein Foto mit einem Nürnberger Original am linken Bildrand.
Nach ca. 45 Min wurden die Kinder dann unruhig und wir zogen weiter Richtung Insel Schütt. Auf dem Weg dorthin begegneten wir dann dem Bloggerkollegen Axel Scherm mit seiner Miniband „Element of Time“, die als Straßenmusiker entspannte Interpretationen der deutschen Band „Element of Crime“ darboten. Ein paar Songs haben wir uns angehört, ein schneller Handshake mit Axel und weiter zur Insel. Dort erwartete uns die südamerikanische Popband Monsieur Perine (COL) in farbenprächtigen Gewändern. Und ein kolumbianischer Fanblock mit Nationalfahnen und „James“-Trikots stand direkt an der Bühne, sang auswendig mit und wackelte mit den Hintern. Mit etwas Abstand dahinter standen die Einheimischen, nippten am Mönchshofer Hefeweizen und nickten anerkennend mit den Köpfen. Das ist fränkische Völkerverständigung!
Es war dann nur noch ein kurzer Weg zu St. Katharina. Wir kamen vor Konzertbeginn und platzierten uns weit vorne. Es spielte die deutsche Formation Die Grenzgänger. Die haben unter anderem im deutschen Volksliedarchiv in Freiburg Lieder aus der Zeit des ersten Weltkriegs gesammelt und diese musikalisch neu interpretiert. Die Liederauswahl, Arrangement, Darbietung und alle beteiligten Musiker (besonders gut Akkordeon und Gitarre) haben mir sehr gut gefallen, nur die Ansagen des Frontmanns zwischen den Liedern waren mir ein klein wenig zu lehrmeisterhaft und oberschlau. Danach mussten wir uns schicken, durch die vielen Menschen zurück zum Bahnhof, den Zug zurück nach Würzburg haben wir gerade noch erwischt. Weil alles besetzt und voll war, setzten wir uns einfach in die erste Klasse und wurden bis wir in Würzburg ankamen nicht kontrolliert. Sehr schöner Ausflug, im nächsten Jahr zum 40. Bardentreffen gerne wieder, vielleicht werde ich mich sogar mal wieder mit meiner Band bewerben.
Ich war vielleicht jetzt schon 10 Jahre nicht mehr dort. Davor vielleicht 8 mal regelmässig Gast dieses Bardentreffens.
Die Altstadt schwingt von Musik, meist bei wunderbarem Wetter, was will man mehr.