Vor gut einer Woche habe ich über mehrere Stationen eine kleine Reise durch Südbayern unternommen. Am Do, den 21. August bin ich von Würzburg nach München gefahren, auf der Agenda stand unter anderem ein Besuch der Veranstaltungsreihe Theatron auf der Seebühne am Münchner Olympiastation. Angekündigt war die „Gutfeeling Label Night“ der legendären Münchner Indie-Plattenfirma, veranstaltet vom Feierwerk und musikalisch repräsentiert in Form eines Doppelkonzerts mit den Bands Implosion und 4 Shades (bei freiem Eintritt).
Pünktlich um 19.00 begann das neu formierte Voc/Gitarre & Drums-Duo Implosion. Es besteht aus dem Münchner Local Hero G. Rag alias Andreas Staebler und seinem Kumpel Zelig an den Drums. Sie bezeichnen ihren Stil als No-Wave, spielten die Titel einer soeben veröffentlichten 7“ Split-EP (2x jeweils 4 Tracks mit 4 Shades, klar) routiniert runter. Statt No-Wave eher sehr kurze, auf’s Wesentliche reduzierte, post-punkige Nummern im Early White Stripes Stil und Besetzung, teilweise anregende, riff-basierte Anteile, insgesamt aber eher etüden- und attitüdenhaft. Natürlich so gut wie keine Ansagen, der Sänger arrogant ohne Ende, passend zum Inhalt, so muss das wohl sein, immerhin hat er nicht ins Publikum gespuckt (er hätte auch keinen getroffen, zu weit weg). Überzeugend abgeliefert, aber hat man schon oft mindestens gleich gut oder besser gehört.
Danach kamen dann die Labelkollegen 4 Shades. Instrumentalhandwerklich und performancemäßig zwei Ligas unter der Implosion. Warum so eine selbstherrliche Gurkentruppe mit so schwachem Material ein solches Forum bekommt kann man wohl nur als Münchner verstehen. Grausamer Gesang, furchtbares Englisch, langweilige Songs, null Entertainment, statisches Bühnenbild, kryptische Ansagen, wenig Musikalität, aber dicke Hose und volle Backen. Nee, das war nicht Understatement, das war einfach nur enttäuschend, sag ich mal so als fränkischer Countryboy. Bei uns hätten sie euch für diese Leistung erst geteert, dann gefedert und danach auf einem Holzbalken reitend aus der Stadt getragen. Jeez!
Am Tag danach weiter zum spontanen Trip nach Garmisch, hatten wir vom Wetter abhängig gemacht. Geplant war ursprünglich die innerfamiliäre Erstbesteigung der Zugspitze via Gatterlticket. Aber es war kalt, regnerisch und nebelig und irgendwie sah sie, wenn man direkt davorsteht, von unten doch verdammt hoch und spitz aus. Deswegen auf Ratschlag des sehr hilfsbereiten Tourismusbüromitarbeiters ersatzweise die Partnachklamm, was sich als formidabler Plan B erwies. Beeindruckende Wanderung durch den Canyon und danach gleich weiter steil bergauf zum Eckbauer, dort Mittagessen und wieder zurück zum Parkplatz am Olympia-Skistadion. In der Pension Reiter haben wir dann ohne Anmeldung noch ein nettes Zimmer mit Frühstück bekommen und fielen fix und fertig in die Betten.
Am nächsten Tag mit der Gondel über die Hofleite auf die AlpspiX und dem sensationellen Skywalk inkl. einem Gang auf einem offenen Stahlgitter über einem ca. 400 Meter hohen Abgrund. Es zogen dicke dunkle Wolken über uns her und es hatte knapp über Null Grad. Wir sind dann abwärts erst zur Hochalm und von da weiter zum Kreuzeck. Direkt hinter uns verschluckte der dicke, dunkelgraue Nebel den Berg, von da aus mit der Kreuzeckbahn ins Tal, wo es kurz danach anfing zu regnen, Glück gehabt.
Wir sind noch am Nachmittag zur Autobahn und weiter nach Salzburg, genau genommen zu einem Bauernhof am wunderschönen Fuschlsee, wo die Kinder und ich zum Rest der Familie aufschlossen. Dort hatten wir zwischen Kuhstall, Seeufer und Ferienwohnung einige ruhige und entspannte Tage mit kleinen Wanderungen und gutem alpenländischen Essen. Zwischendurch war ich noch an einem Abend im Landestheater Salzburg in dem Stück „1927 • Golem“ nach Motiven von Gustav Meyrink, einer Koproduktion mit 1927, dem Young Vic, London und dem Théâtre de la Ville, Paris
mit toller Musik, vielen Projektionen, in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Ganz großes Kino, äh, Theater.
Blick vom Schafberg Richtung Süden auf den Wolfgangsee
Am Sa, kleiner Einkauf (Marillenkompott, Stiegl Bier & Red Bull in der zu Unrecht in Misskredit geratenen, pfandlosen Aludose, Familienflaschen Light-Almdudler) und zurück in die Heimat ins unterfränkische Würzburg. Habe auf dem Rückweg jeden routentechnisch möglichen Stau mitgenommen. Hatte ca. mit 4-5h Fahrtzeit gerechnet, überquerte aber erst nach knapp 8h die heimischen City Limits. Zur Hochzeit, die ich am Abend zu spielen hatte, kam ich mehr als knapp, war aber zur vereinbarten Zeit spielbereit (Erste Nummer: Manha de Carnaval). Hatte vorher bereits sämtliches köpereigenes Adrenalin auf der Autobahn ausgestoßen und konnte deswegen froh und frei loslegen. Ich war schon lange nicht mehr so gut gelaunt und entspannt. Hollerididudeldö!
phony funny
@Bernhard: Money, honey!