Strasbourg – Colmar – Freiburg

Die letzte Woche habe ich für einen spontanen Ausflug ins Elsass und das benachbarte Breisgau genutzt. Am Dienstag ging’s auf dem kürzesten Weg über die Grenze nach Frankreich und mittags kamen wir bei strahlendem Sonnenschein in Strasbourg an. Für den guten, alten Saab war schnell ein Parkplatz gefunden und nach einem kurzen Stopp im „Office de Tourisme“ liefen wir dann auch schon die Straßen und Gassen dieses wunderbaren Städtchens ab, meist entlang oder in der Nähe des Flüsschens L’Ill, das kurz danach in den Grenzfluss Rhein mündet. Wir waren in der beeindruckenden Kathedrale, haben Crepes gegessen, haben dann die Insel verlassen, die die Altstadt bildet, sind zu und durch die Universität und von da aus in den botanischen Garten. Von da aus zurück über die Avenue de Marseillaise zum Place der Republic und über den Place Kléber im weiten Bogen durch Petite France zurück zum Parkplatz. Großartig!
Wir sind weiter nach Colmar, ein ähnlich hübsches Städtchen ca. 70 km südlich. Auch da sind wir viel rumspaziert und haben die herrliche Atmosphäre und den frühen Abend genossen. Danach ging’s dann weiter Richtung Osten, kurz vor der Grenze noch ein ausgiebiger Delikatesseneinkauf (Brot, Käse, Marmeladen, etc.) und bei Sonnenuntergang sind wir dann schließlich in Freiburg im Breisgau angekommen.
Dort haben wir insgesamt drei Tage verbracht. Ich habe da Ende der 1990er Jahre für vier Semester ein Aufbaustudium der klassischen Gitarre absolviert, bin aber nie hingezogen, sondern immer nur gependelt, weil ich nur alle 14 Tage Unterricht hatte und das dann auch nur während des Semesters. Der Unterricht bei Frau Professor Sonja Prunnbauer hat mir aus heutiger Sicht unglaublich viel gebracht. Von ihr habe ich erfahren dürfen was Selbstdisziplin und ein ganzheitlicher Ansatz sind. Sie hat viel von mir verlangt und mir auf der anderen Seite auch viel vermittelt. Unseren dreistündigen (!) Einzelunterricht hat sie kein einziges Mal auch nur eine Minute früher beendet, es wurde von Anfang bis zum Ende eisenhart durchgeackert und meine bewährte Strategie den Unterricht durch etwas Smalltalk aufzulockern hat bei dieser Frau nicht mal im Ansatz funktioniert. Ich habe in der Zeit sehr viel gelernt und es ist mir dabei auch viel klar geworden. Unter anderem habe ich im Verlauf erkannt, dass ich keine Karriere als klassischer Gitarrist anstrebe. Ich spiele gerne klassische Gitarre, verstehe einiges davon und unterrichte das auch gerne, aber um als Konzertgitarrist im klassischen Sinne Karriere zu machen fehlte mir dann doch das Interesse und die nötige Übedisziplin. Vielmehr begann ich in der Zeit erstmals andere musikalische Talente von mir ernst zu nehmen (Singen, Songwriting, Improvisation) und daran hatte Frau Prunnbauer, wenn auch indirekt, durchaus einen bedeutenden Anteil. Dass mein Interressse grundsätzlich in eine andere Richtung geht, dürfte ihr bereits früher klar gewesen sein als mir, aber sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass das etwas negatives wäre, nein, durch ihre nüchterne, hanseatische Art (sie stammt ursprünglich aus Hamburg), hat sie mich sogar darin bestärkt, das zu machen, was ich kann. Teile der von ihr vorgelebten Arbeitsmoral, habe ich mir abgeschaut und konnte ich im weiteren Verlauf problemlos auch auf andere meiner Tätigkeitsbereiche übertragen. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar. Obwohl Semesterferien waren, bin ich während meines Aufenthalts bei der Hochschule vorbei gegangen und habe nach ihr gefragt. Man sagte mir sie habe 2013 ein Abschlusskonzert gespielt und befinde sich mittlerweile im Ruhestand. Ein Nachfolger ist anscheinend noch nicht gefunden, am alten Unterrichtszimmer steht noch ihr Name.
Den Aufenthalt in meiner alten Studienstadt habe ich auch für eine Bestandsaufnahme des lokalen Musikalienhandels genutzt. Angefangen habe ich beim alt eingesessenen „Musik Bertram“ am Friedrichring. Hier habe ich ca. 1999 meine erste ernstzunehmende Jazzgitarre eine gebrauchte Guild Manhattan X-170 in Sunburst gekauft und jahrelang gespielt. Der Laden ist klein und fein, genauso wie früher. Es gibt für alle Instrumentengruppen eigene Abteilungen mit sehr kompetenten und freundlichen Mitarbeitern und Werkstätten. Man kann nur hoffen, dass der Laden noch lange erhalten bleibt.
Kurios dann der Besuch des Ladens „Bim Bam“ in der Kaiser-Joseph-Straße. Hier gibt es vorwiegend gebrauchte und extrem ungewöhnliche Instrumente, es ist (inkl. der Mitarbeiter) ein liebenswertes Kuriositätenkabinett. Empfangen wird man gleich von einem offenen Gitarrenakkord aus einer direkt über der Eingangstür installierten Gitarre, das Plektrum ist an der Türoberkante angenagelt. Es erwarten einen alte Gitarren aus deutscher und italienischer Produktion, eine Sammlung historischer Kleinstakkordeons, uralte E-Drums und obskure Billig-Synthies aus den 80er und frühen 90er Jahren, Gitarren-Amps, die nie katalogisiert wurden und darunter gemischt günstige Neuware ohne Firmenlogos oder nähere Bezeichnung. Es ist ein Musikalienfachhandel für Diverses und Ungewöhnliches, es gibt alles außer Stangenware, Bim Bam ist der Anti-Thomann. Schön, dass es sowas gibt!

Erwähnenswert ist noch der Notenfachhandel „Musicus“ in der Salzstraße. Hier findet man ein umfangreiches Notenangebot plus ausgewählte Konzertgitarren und Ukulelen. Angenehme Atmosphäre, ordentliche und aktuelle Auswahl. Hat mir gut gefallen.
Weitere Highlights waren für mich Freiburgs nach wie vor bester Dönerladen „Euphrat“ in der Niemensstraße (unbedingt Yafka probieren) und ein abendlicher Besuch des Biergartens Kastaniengarten auf dem Schlossberg (Essen: naja, Bier: okay, Aussicht: Hammer!).
IMG_8016Blick vom Freiburger Schlossberg (Richtung Schwabentor)

Es war insgesamt ein sehr entspannter und relaxter Aufenhalt in der Breisgaumetropole. Ich war so gut drauf, dass mich nicht einmal die wirklich militanten und immer alternativ gekleideten Fahrradfahrerinnen mit ihren sperrigen Kinderanhängern aus der Ruhe bringen konnten. Und die nerven wirklich!

Ende der Woche wieder zurück nach Würzburg. Wir haben einen Zwischenstopp am ZKM in Karlsruhe eingelegt. 25-jähriges Bestehen (leider ohne Feier), deswegen war immerhin der Eintritt frei. Die Joseph Beuys-Ausstellung haben wir und gespart, aber dann während unseres Gangs durchs offene Treppenhaus von oben gesehen. Es tut mir wirklich leid das sagen zu müssen: Von oben sah es aus als ob 2-3 Sperrmüllcontainer unmotiviert in die Halle geschüttet und dann lieblos Bänder darum gespannt worden wären, leider habe ich kein Foto davon gemacht. Wir haben uns stattdessen lieber die Ausstellung „Gameplay“ im oberen Stockwerk angesehen. Einige historische Konsolen und Spiele, zum Teil inkl. Projektion, insgesamt eher lahm und leider nicht gut aufgebaut, schade. Selbst die Kinder haben nach 15 Minuten das Interesse verloren und das ist beim Thema Video und Konsolenspiele eine ernstzunehmende Ansage. Wir sind einfach wieder mit dem guten, alten, roten Saab nach Würzburg getuckert und haben dabei Freiburger Buchteln gegessen.

Ein Gedanke zu „Strasbourg – Colmar – Freiburg

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert