Am Freitag war ich im Konzert von Delay in der Würzburger S. Oliver Arena. Ich hatte mir in den letzten Monaten sukzessiv dessen Solo Alben zugelegt, immer wieder durchgehört und großen Gefallen daran gefunden (Lieblingsalbum: Mercedes Dance). Wieder mal ein Künstler, der aus unerklärlichen Gründen fast komplett an mir vorbeigerauscht war. Eine Auswirkung meiner intensiven Nachholphase war dann, dass ich bereits im Sommer Konzertkarten geschenkt bekommen habe. Sein Live-Album fand ich auch ziemlich gut und habe mich also auf das Konzert gefreut.
Eröffnet wurde der Abend bei sehr pünktlichem Beginn von der Vorband „Moop Mama“ aus München. Die zehnköpfige, komplett in rot gekleidete Formation beschreibt ihren Stil als „Urban Brass“ und besteht aus sieben Bläsern, zwei Schlagzeugern und einem Rapper/Sänger. Zusammen präsentierten sie eine energetische und gleichermaßen facettenreiche Melange, die klang als hätten La Brass Banda, Peter Fox und Die Fantastischen Vier gemeinsam ein Album gemacht. Ihrem Auftrag als Einheizer kamen sie von der ersten Sekunde an in vollem Umfang nach: Gute Songs, geistreiche Texte, aufregende Arrangements, starke Musikalität, witzige Choreographien, sympathische Ansagen, wirklich alles dabei. Man kann den Jungs nur viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg wünschen, aber ich mache mir keine Sorgen: Sie haben einen guten Zeitpunkt für ihren ungewöhnlichen und eigenen Musikstil erwischt. Und sie strotzen vor Kraft und Energie. Die aktuelle CD „Das rote Album“ ist aufwändig und sehr ansprechend gestaltet, ihre Musik funktioniert auch vollkommen überzeugend auf Tonträger, dicke Empfehlung! Am 26. Oktober spielen Moop Mama ein eigenes Konzert in der Würzburger Posthalle. Vormerken und hingehen!
Nach kurzer Umbaupause dann Jan Delay und Disko No. 1, deswegen war ich ja eigentlich gekommen. Schöne Bühne, Riesenband, von Anfang an infernalisch laut, alles dreht sich um Jan Delay, der wie ein Derwisch von links nach rechts und wieder zurück auf der Bühne rumzischt. Nette Ansagen, eigentlich ganz sympathisch der Typ, vielleicht etwas zu viel billige Publikumsanmache („Wo geht die Party ab? Hier geht die Party ab!“, „Ich will eure Hände sehen!“, „Würzburg!“). Viele von meinen Songfavoriten der älteren Alben haben gefehlt, von der aktuellen Scheibe „Hammer & Michel“ (naja) war dafür einiges dabei. Unter das reguläre Programm gemischt waren immer wieder auch einige Rockklassiker wie z.B. „Paradise City“, die anscheinend seine aktuelle „Rockphase“ stilistisch untermauern sollen. Einziges wirklich sehr krasses Manko war die pervers hohe Lautstärke, die vom ersten bis zum letzten Ton durchgehalten wurde. Ich bin jetzt kein Hypersensibelchen, aber das war mehr als gesundheitsgefährdend, das war vorsätzlicher Missbrauch von Sinnesorganen, der Mann am Mischpult hat entweder ’ne Vollmeise oder er leidet an Schwerhörigkeit im weit vorangeschrittenem Stadium (oder beides). Hätte man um 20-30% zurückgeregelt, wäre es immer noch saulaut gewesen. Ich kann nicht verstehen was dieser Schwachsinn soll. Sollen am Schluss alle nur noch mit Ohropax und Kapselgehörschutz zum Konzert kommen? Ich ziehe daraus für mich jedenfalls den Schluss nie wieder zu einem Jan Delay-Konzert zu gehen, traurig, aber war. Warum sollte ich mich dem noch einmal freiwillig aussetzen? Mir klingeln heute noch die Ohren. Es wundert mich wirklich, dass da die Gesundheitsbehörden nicht dazwischen gehen, ein Fachmann mit Dezibelmessgerät sollte bei solchen Exzessen bitte direkt am Mischpult stehen und bei Bedarf einschreiten.
Immerhin habe ich an diesem Abend Moop Mama kennengelernt und freue mich jetzt schon auf das Konzert Ende Oktober in Würzburg. Da werde ich hingehen!
In der Main Post wurde heute das Konzert auch kommentiert. Hier wurde die Vorgruppe überhaupt nicht erwähnt. Schade eigentlich, da die Band nochmals nach Würzburg kommt. Über die von Dir erwähnten Lautstärke verliert die Kommentatorin kein Wort. Zur Kenntnis: das Konzert war nicht ausverkauft.
@Artur: Danke für den Hinweis, ist ja interessant. Also gut, dass es auf diesem Blog unabhängige Gegenberichterstattung gibt! Moop Mama hat mir persönlich viel besser gefallen als Delays übergriffige Show.
… „paradise city“… really?
wow… i would’ve loved to hear this from delay.
i read a „review“ in the „volksblatt“ paper by meike rost (whoever that is) that was very poorly written…
what a shame there’s apparently no professional critics out there that are willing to deliver thru the (local) print media.
you, dennis, could be such a person…
@MariUS-A.: ganz Deiner Meinung!