Buch: „The Boy named Sue“ von Franz Dobler

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Bereits im September 2013 erschien „The Boy named Sue“ von Franz Dobler bei Tiamat. Das Buch trägt den Untertitel „Aus den Memoiren eines zerstreuten Musikliebhabers“ und setzt sich zusammen aus knackigen Texten verschiedenster Provenienz, darunter sind Zeitungsartikel (Süddeutsche, TAZ, Zeit), Album Liner Notes, Blogeinträge und sogar eine Grabrede (für Nils Koppruch). Entstanden sind die ca. 70 Beiträge überwiegend in den letzten Jahren, es sind aber auch einige sehr frühe Texte aus den späten 1980er Jahren in die Sammlung aufgenommen worden.
Dobler schreibt in seinem ihm eigenen Stil über Musikmacher und Musikhörer, über Country und Free Jazz, über US-Kultur und bayerische Traditionen. Zwischen sehr persönlichen Short Story-artigen Passagen berichtet er von neuen Alben, neuen Büchern und neuen Filmen und bewegt sich dabei zuverlässig immer abseits des kommerziellen Mainstreams. Seine Aussagen, Meinungen und Geschichten sind engagiert, fundiert und unterhaltsam. Ein klein wenig Vorbildung und grundsätzliches Interesse für alternative Popkultur muss der Leser aber schon mitbringen um Anspielungen zu verstehen, Querverbindungen zu erkennen und somit von der Lektüre zu profitieren. Inhaltlich gehen seine Texte weit über konventionelle Reviews oder pittoreske Alltagsbeschreibungen hinaus. Es geht immer auch um seine kritische Haltung gegenüber Ausverkauf, Verblödung und Unmoral. Wie ein guter amerikanischer Song- bzw. Kurzgeschichtenschreiber verpackt er seine Aussage in eine anregende, manchmal witzige, manchmal tragische, aber stets unterhaltsame Story.

Hier noch eine schöne Leseprobe:
„Das ist ja Free Jazz“, sagt eine Frau am Nebentisch entsetzt zu ihrer Freundin, nachdem sie dem Duo Ken Vandermark und Pandelis Karayorgis ein paar Minuten zugehört hatte. Aus einem lobenswerten Grund hielt sie dann tapfer durch: „Die Instrumente tun mir leid.“ Inzwischen hat sie wohl den Instrumentenschutzverein ins Leben gelabert. Noch viel irrer aber war, wie sich Saxophonist und Pianist nach orgiastischen Tumulten auf die Mikrosekunde genau zu einer kurzen Melodie trafen. An dem Gerücht, dass der Free Jazzer nicht nur irgendwie so aus’m Bauch raus spielt, könnte etwas dran sein!
(Franz Dobler in „Von Zazo zu Freejazz“)

Fazit: Es ist erfreulich, dass die ursprünglich in alle Winde verstreuten Texte Doblers vom Tiamat-Verlag in diesem Buch zusammengefasst wurden und nun in der Verlagsreihe „Critica Diabolis“ als eigener Band vorliegen. Jedem ernsthaften Liebhaber von alternativer Popkultur dringend zur Lektüre empfohlen.

Das Buch erscheint bei Tiamat, hat 180 Seiten und kostet 14,00€.

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