Der Gitarrist Michael Langer hat in Wien klassische Gitarre studiert und leitet die Gitarrenklassen an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz und am Konservatorium in Wien. Im Laufe seiner Karriere hat er einige CD-Alben eingespielt und viele Notenhefte mit Eigenkompositionen und arrangierten Fremdkompositionen veröffentlicht.
Im Frühjahr 2014 erschien unterteilt in zwei Bände die Kompositionssammlung „Mein Gitarrenbuch“ jeweils mit dem Untertitel „ 20 Kompositionen zum Thema Akkordzerlegung“. Band 1 wird vom Autor instrumentaltechnisch als „sehr leicht bis leicht“ eingestuft, will neue Ideen für kreatives Gitarrenspiel aufzeigen und richtet sich an Anfänger mit etwas Akkorderfahrung. Die linke Hand greift Akkorde, die rechte (Anschlags-) Hand spielt ein durchgehendes Zupfmuster. Band 2 wird instrumentaltechnisch als „leicht“ eingestuft, versteht sich ebenfalls als „Ideengeber von Tipps und Tricks“ und richtet sich an fortgeschrittene Anfänger. Die linke Hand greift erweiterte Akkorde, die rechte (Anschlags-) Hand spielt durchgehende Muster, die zum Teil variiert werden.
Die einzelnen „Kompostitionen“ sind pro Band aufsteigend nach Schwierigkeitsgrad geordnet. Es sind inhaltlich eher Miniaturen bzw. kleine Akkord- oder Arpeggiostudien. Die deutschen, englischen und italienischen, teilweise etwas gezwungen anmutenden Titel wirken daher etwas überambitioniert, eine einfache Nummerierung hätte es wohl auch getan. Im Textteil werden Titel und Spielanweisungen mit Bedeutung überfrachtet, ebenso werden unspektakuläre technische Details unnötigerweise ausführlich kommentiert und zum Teil auch deutlich überinterpretiert. Die musikalische Substanz und die technische Herausforderung der Studien ist dafür einfach zu gering. Bis auf wenige Ausnahmen handelt es sich dabei um konventionell arpeggierte, einfache diatonische Akkordfolgen ohne besonderen technischen oder musikalischen Tiefgang. Langer verlässt viel zu selten ausgetretene kompositorische Pfade und auf die Strecke von insgesamt 2×20 Miniaturen gehen ihm leider schon früh die guten Ideen aus. Die Stücke sind zum überwiegenden Teil sehr routiniert und wenig innovativ konstruiert, teilweise sind sie klanglich kaum voneinander zu unterscheiden, weil viel zu oft gleiche Parameter wie Taktart (meist 4/4), Tonart (meist E-Moll oder G-Dur), Arpeggien (p-i-m-a in verschiedenen Variationen) zugrunde liegen. Die Zerlegungen sind wenig variabel, Harmoniefortschreitungen, Rhythmen und angedeutete Melodien bis auf wenige Ausnahmen ziemlich ideenarm, es fehlen beispielsweise auch weitestgehend Stilzitate anderer Musikepochen abseits des popharmonischen Gleichstroms. Man muss Langers reduziert-monotonen Kompositionsstil schon sehr mögen um sich (oder einen seiner Gitarrenschüler) allen Ernstes durch mehrere dieser insgesamt 40 Etüden zu quälen. Dem selbstgesetzten Anspruch als Ideengeber für „kreatives Gitarrenspiel“ werden die beiden Bände leider nicht im Ansatz gerecht. Sowohl gitarren-technisch, als auch musikalisch ist man mit den besseren der etablierten Etüdenbände von Sor, Giuliani, Carcassi, Carulli oder Aguado wesentlich besser bedient.
Vorbildlich hingegen wieder mal die print-technische und verlegerische Arbeit im Hintergrund. Gesetzt wurde sehr übersichtlich in traditioneller Notenschrift und Tabulatur. Die Bände erscheinen als praktische Ringbindung mit beiliegender Audio-CD. Parallel zu den Heften erscheint laut Verlag eine Multimedia-App mit Videos inkl. Kommentaren vom Autor.
Band 1 und Band 2 von „Meine Gitarrenbuch“ erscheinen bei DUX, beinhalten jeweils 20 Kleinkompositionen auf 88 Seiten und kosten inkl. Audio-CD nur 18,80 €.