Nashville – Music City Hostel – Exit/In

Ich hatte eine unruhige Nacht, der Unfall und die Ungewissheit darueber wie es wohl weitergehen wuerde drueckten mir ordentlich auf’s Gemuet. Um 5:15 wachte ich auf und konnte nicht mehr schlafen, weiterfahren konnte ich auch nicht, es war immer noch stockdunkel. Also zog ich mich an und hoerte Outlaw Country bis es gegen 6:15 langsam daemmerte. Der Polizist hatte mir eine Tanke mit Fruehstuecksangebot in fussweiter Naehe empfohlen, da bin ich durch die verlassenen Strassen des kleinen Ortes hingelaufen. Der Laden war schon ganz gut gefuellt, allen war klar, dass ich ein Fremder im Staedtchen war, aber keiner sagte was, nach dem Essen bin ich wieder zurueck zum Wagen. Er war fast hell geworden und ich fuhr los raus aus Collinwood, nach Norden Richtung Nashville.IMG_2741Vorsichtshalber bin ich langsamer gefahren als erlaubt und habe gut aufgepasst. Weil es mittlerweile komplett hell geworden war, konnte ich im Wald am Strassenrand einige Tiere sehen: Viele Eichhoernchen, einige Fasane, einen Fuchs und wieder eine kleine Gruppe von Rehen, sie stellten diesmal aber keine Gefahr dar. Irgendwann war ich auch auf Hoehe des Campingplatzes, den ich eigentlich hatte erreichen wollen. Das waere gestern Abend noch ein ziemlich weiter Weg durch dicht bewaldetes Gebiet gewesen. Kann gut sein, dass es mich auch einfach spaeter erwischt haette, waere ziemlich unwahrscheinlich gewesen hier ohne Zwischenfall durchzukommen. Wenn ich gewusst haette was das fuer ein Problem ist, waere ich natuerlich frueher in Tupelo losgefahren. Und etwas anderes wurde mir bei der Gelegeneheit auch klar: Ich war auf dem Parkway oft der erste in der Reihe gewesen und hatte mich noch gefragt warum die anderen nicht einfach ueberholen, jetzt weiss ich warum. Das erste Auto ist sozusagen der Eisbrecher, die hinteren fahren in seiner Spurrinne und werden nicht von Wild getroffen. Konnte mich auch davon ueberzeugen, dass Wildunfaelle hier wirklich oefter passieren, am Strassenrand lagen immer wieder diverse Tierkadaver. Der Regen hatte inzwischen aufgehoert und hin und wieder kam die Sonne durch. Immer wieder durchfuhr ich Streckenabschnitte, die von herrlichen, rosa bluehenden Straeuchern gesaeumt waren, Fruehling in Tennessee.IMG_2752Nach ca. 2h Fahrt war der lange Natchez Trace Parkway zu Ende und muendete in den Highway 100, der direkt zu den Nashville City Limits fuehrt. Musste mich dann mal kurz orientieren und den Weg zum Flughafen finden, war aber kein grosses Problem. Abfahrt Flughafen und Einfahrt zum Rental Car Return. Die Leute da haben erstmal grosse Augen gemacht, als ich um die Ecke gebogen bin. Habe ihnen schnell die Situation erklaert und auch sie haben sich als erstes nach meinem Befinden erkundigt. Ich war mittlerweile ganz schoen angespannt, weil jetzt ja wohl rauskommen wuerde wie mit dem Schaden umgegangen wuerde. Also rueber zu Alamo im Terminal, ein nette, gnadenlos ueberschminkte Dame am Schalter checkte meine Papiere, tippte auf der Tastatur ihres Computer rum, telefonierte, checkte wieder meine Papiere, laechelte mich an und sagte: „It’s covered, you don’t have to worry about it, get yourself a replacement.“ Ich fragte nochmal nach und tatsaechlich scheint alles gut gegangen zu sein, es entstehen fuer mich anscheinend keine weiteren Kosten.
Also wieder runter, mein neuer Wagen, ein weisser Mitsubishi stand schon fuer mich bereit, umladen und ab auf den Freeway zurueck in die Stadt. Als naechstes wollte ich ins Music City Hostel einchecken, wusste aber nicht genau wo es war, irgendwo Downtown und fuhr ich erstmal dorthin (ist immer da, wo die Hochhaeuser stehen). Problem war dann nur, dass es da so voll und eng und betriebsam war, dass ich nirgends anhalten und nach dem Weg fragen konnte. Ein paar Versuche scheiterten wieder mal an den bereits geschilderten Problem: Der Gefragte hat keine Ahnung, sagt es aber nicht oder schickt einen irgendwohin in die Wueste und man weiss schon waehrend er spricht, dass es nicht stimmt etc. Da erinnerte ich mich an meinem Aufenhalt im Jahr 2004, fuhr nach Instinkt den Broadway runter, nach links bis zur Bruecke ueber den Cumberland River, weiter auf der Woodland bis zum East Bongo Café, kleiner Cappucino, ordentliche Wegbeschreibung (es stellte sich heraus, dass die Bedienung schon mal im Hostel gejobbt hatte) und das Beste: Nur eine Strasse weiter eine Aussenstelle der Nashville Libery mit kostenlosem Internet und Rechnern, dort habe ich den letzten Beitrag geschrieben und bin dann zum Hostel. Liegt doch etwas ausserhalb (18th Str.), aber mit eigenem Auto kein Problem, also habe ich eingecheckt und erstmal ausgiebig geduscht. Habe die ganze bloede Geschichte der letzten Nacht runtergewaschen und dann mit Unterstuetzung von einem musikbegeisterten Hostelmitarbeiter die naechsten drei Abend durchgeplant. Am spaeten Nachmittag war ich noch etwas laenger in einem Buchladen und um 8:00 bin ich zu einem Konzertabend mit drei Bands im Exit/In, Elliston Place, nicht weit vom Hostel. Angekuendigt waren John Carter Cash (Sohn von Johnny Cash), Raelyn Nelson Band (Sohn von Willie Nelson) und als Opener Rebecca Correia, alle spielen ca. eine Stunde, idealer Einstieg am ersten Abend in Music City USA.

Rebecca war fantastisch, wahnsinnig gute Saengerin mit eigenen Songs in reduzierter Besetzung (git/cello, piano/cello). Sie hat gerade ihr erstes Musikvideo ‚Oh Nashville‘ veroeffentlicht.

Als zweites Bandbesetzung mit Saengerin, stilistisch im Bereich Post-Neo-Punk, also wie Green Day mit leichtem Party-Country-Touch. Hat mich jetzt nicht so ueberzeugt, war aber lustig.

Und zum kroenenden Schluss noch John Carter Cash, Sohn von Johnny und June Carter. Er sieht keinem von beiden sehr aehnlich, ist schon etwas aelter, wirkt auf der Buhne manchmal unbeholfen, fast linkisch, es stand mit einer Zehnmannband auf der Buehne, wahrend des Singens breitete er die Arme aus und gestikulierte unkontrolliert, zusammen mit dem Notenpult mit den Songtexten wirkte es als wuerde er ein Orchster dirigieren und das ist auch letztenendes was er da tut. Er ist Zeremonienmeister mit einer Stimme zwischen Dr. John und Joe Cocker. Ihm ist natuerlich klar, dass er ein gewaltiges musikalisches Erbe auf seinen Schultern traegt gegen das er kaum ankommt, er wird fuer immer der Spross von zwei und der Abkoemmling weiterer bedeutender Legenden sein. Aber er kaempft nicht, er feiert, zusammen mit der Band und dem Publikum, erst spielte er ein paar eigene Songs, dann viele historische Songs, es macht Spass, er macht es gerne und man hoert und sieht ihm gerne dabei zu, es erinnerte mich in seiner ungekuenstelten Art an die besseren Soloalben von Ringo Starr. Am Schluss hat der ganze Saal ‚Will the circle be unbroken‘ gesungen und ich natuerlich mittenmang, war super. Danach zurueck ins Hostel und ab ins Bett, morgen habe ich viel vor.

2 Gedanken zu „Nashville – Music City Hostel – Exit/In

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