Von Gerald Langer
Die vorlesungsfreie Zeit nach dem Wintersemester haben die Musikstudenten genutzt, um innerhalb nur weniger Monate die Veröffentlichung ihre zweiten EP “Pop Studies” vorzubereiten. War “Take Five” mehr dem Jazz zugeneigt, klingen die Musikstudenten auf dem aktuellen Extended Player entspannt amerikanisch. Die sechs Tracks sind sorgfältig ausgewählt. Bis auf “Valerie” von Amy Winehouse und “Rolling In The Deep” von Adele war mir jedoch namentlich und melodisch erst mal kein Song geläufig. Nun bin ich aber auch kein ausgesprochener Radiohörer. Ich fahre wohl zu wenig Auto, im Gegensatz zu Dennis Schütze, der gerade über das amerikanische Straßennetz gleitet und via Airplay neue Eindrücke sammeln dürfte.
Natürlich habe ich mir im Zuge der Vorbereitung erst einmal die Originale angehört und schnell festgestellt, dass die Musikstudenten diese doch sehr unterschiedlichen Songs über die ihnen eigene besondere Instrumentierung und den zur Perfektion getriebenen amerikanischen Gesang Schützes ganz lässig ihren Stempel aufgedrückt haben. Hilfreich war dabei sicherlich der Umstand, dass vier der ausgewählten Songs in den aktuell zugrunde gelegten Versionen von Damen gesungen werden und jede enge Anlehnung einfach nur peinlich wirken müsste.
Herausgekommen ist ein Projekt der ewigen Studenten, das zeigt, welchen Reiz Radiosongs besitzen, wenn sie von ihren allzu häufig auf maximale Umsatzzahlen schielenden Arrangements befreit werden und als Kern nur noch der eigentlich Song übrig bleibt, der dann Neuinterpretationen ermöglicht, die alles andere als seelenlos sind. Ja, die Songs haben Seele, sie sind wahrlich Soul und können neben ihren vermeintlichen Originalen durchaus bestehen.
Schade, dass Amy Winehouse “Valerie” nicht mehr hören kann. Das Cover von den Musikstudenten hätte ihr gefallen. Sie hatte für ihre Interpretation letztlich auf das eigentliche Original der englischen Indieband “The Zutons” zurückgegriffen. Man muss also nicht ständig Neues komponieren, um etwas Neues zu schaffen, wenn man verstanden hat, welche Schätze am Wegesrand liegen. Die Musikstudenten haben genau hingesehen, vor allem aber hingehört. Erscheinen wird die EP im April 2015 beim Online-Label Fuego.
„… den zur Perfektion getriebenen amerikanischen Gesang Schützes…“
! true !
Ich nehme das mal als Kompliment, habe daran nie bewusst gearbeitet, ist einfach so passiert.
Sehr ausgewogen und kenntnisreich wie immer!