Album: „Carolina“ von Spain

Carolina(Album)Josh Haden ist Sänger, Songschreiber, Bassist und Kopf der kalifornischen Band Spain. Er ist Sohn des prominenten amerikanischen Jazzbassisten Charlie Haden und gründete im Jahr 1993 in Los Angeles seine eigene Band. Das Albumdebut „The Blue Moods of Spain“ erschien zwei Jahre später und begründete zusammen mit Veröffentlichungen von Bands wie Sun Kil Moon, den frühen Red House Painters und Low den Popmusikstil Slowcore. Dieses Subgenre des Indie Rock zeichnet sich u.a. aus durch „minimal musical backing played at extremely slow speeds, depressing lyrics, clean, undistorted guitars and often heavy use of reverb“ (Wikipedia).

Bis 2001 veröffentlichte Haden mit Spain zwei weitere Alben, danach war die Band jahrelang inaktiv und wurde erst vor kurzem mit neuem Lineup wiederbegründet. Seit 2012 ist fast jedes Jahr ein neues Album beim deutschen Label Glitterhouse erschienen. Seinem charakteristischen musikalischen Stil ist Haden auch nach der Neugründung mit anderen Mitmusikern weitgehend treu geblieben. Klangliche Revolutionen sind wohl bis auf weiteres nicht zu erwarten. Das aktuelle Album „Carolina“ wurde im Juni 2016 veröffentlicht.

Das straffe Album (10 Tracks, 40 Min. Laufzeit) folgt einem nicht näher benannten Konzept. Textlich blitzen immer wieder historische Begebenheiten (Depression, Battle of Saratoga) und US-amerikanische Landschaften (Tennessee, Carolina, Missouri, NY) auf. Instrumentierung (Gitarren), Tempi (Slow-Mid), Tonarten (viel Moll), Tongebung (viel Mittenbereiche, keine Extreme) und Grundstimmung (resigniert bis depressiv) bleiben über alle Songs des Albums hinweg weitgehend gleich. Das kann man als eintönig empfinden, andererseits kann diese stabile Statik auch einen besonderen, fast schon hypnotischen Sog entwickeln. Passt gut zu einsame Autofahrten durch unbekannte Gegenden. Musikalische Akzente werden gesetzt durch solides Songwriting und die hervorragenden Beiträge des Multiinstrumentalisten Kenny Lyon (guitars, lap steel, pedal steel, banjo, etc.) ohne den das Album vermutlich etwas arg dröge geworden wäre. Das CD-Album kommt im kargen Digipack, das Booklet enthält die Songtexte zum Mitlesen/-singen in stumpfer Typo, das Artwork ist sehr reduziert (hellblaue Flächen, ein paar lieblos nachbearbeitete Wüstenschnappschüsse). Da hätte man sich bei einer Band solchen Kalibers ein klein wenig mehr Liebe zum Detail gewünscht.

Hier das Musikvideo (eigentlich Fotovideo) zum Song „Station 2“. Die Europatour von Spain (leider keine Termine in Spanien!) ging bereits im Juni, also noch vor offizieller Albumveröffentlichung zu Ende, schade.

6 Gedanken zu „Album: „Carolina“ von Spain

  1. Zum Artwork ist zu sagen, daß ich ähnliches vom Umfeld dieses Musikgenres kenne.
    Da sind bewusst einige Unstimmigkeiten eingebaut: Das monochrome Erscheinungsbild, der Fleck rechts auf dem Hemd, die leichte Schiefstellung des Kopfs und die Schrift, die unnötigerweise den Kopf berührt.

    Was mich bei CDs manchmal stört: Da gibt es oft reichhaltige Booklets, aber mit uninteressantem Inhalt: Belanglose Fotos oft oder „Artwork“, das keines ist. Dann doch lieber ein schnödes Faltblatt mit bloß nackten Produktionsdaten.

    Die Stimme des Sängers gefällt jedoch, das möchte ich nachschicken – es geht ja eigentlich um Musik – oder?

    • @Gerhard: Das Frontcover geht ja noch, trotz Schrift und Style. Wirklich unschön ist Rückseite, Innenseite und Booklet. Mit „Art“ hat dieses „Work“ nicht viel zu tun.

      Stimme, Songs und Arrangement gefallen mir gut, habe ich auf der Fahrt durch den Thüringer Wald ca. fünf Mal direkt hintereinander durchlaufen lassen, das kommt bei mir nicht so oft vor.

    • @Gerhard: Sehe ich auch so. Habe schon einige CD-Alben nur wegen dem ansprechenden Frontcover gekauft, darunter einiges von Lyle Lovett.

    • @Bernhard: Ja, ging mir genau so. In den 90ern und frühen 00ern alle paar Monate Alben bestellt und mich hörerisch hingegeben. nach etwas Auszeit auf einmal wieder präsent. Es stehen drei weitere Alben zur Besprechung an, diesmal bekam ich sie als Rezensent, gutes Zeuch.

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